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Konzept

Eine ausführliche Konzeptdarstellung sowie Literaturangaben finden Sie im Call for Papers

Fontane an seinem Schreibtisch
Foto: Zander & Labisch © Theodor-Fontane-Archiv
Theodor Fontane an seinem Schreibtisch

Theodor Fontane war, im durchaus modernen Sinne, ein Medienarbeiter: Während seiner mehrjährigen Aufenthalte als Presse-Agent in London lernte er die innovativste Presselandschaft seiner Zeit kennen; als Redakteur in Berlin leistete er journalistische Kärrnerarbeit; er schrieb Kritiken über das Theater, die bildende Kunst und die Literatur – und wusste bei all dem sehr genau, wie er seine Texte auf ein Zielpublikum hin formatieren und wie er seine Themen platzieren musste, eine »Projektexistenz […], die in einer sich rasant verändernden Medienlandschaft versuch[te], ihre künstlerischen und sprachlichen Fähigkeiten zu Geld zu machen« (Iwan Michelangelo D’Aprile). Dass er zudem einer der produktivsten und kreativsten Briefschreiber des 19. Jahrhunderts war, davon zeugen seine zahlreichen Briefwechsel, in denen Fontane auf immer wieder einnehmende Weise den Ton und die stilistische Volte fand, mit denen er sein Gegenüber gewinnen konnte. Und auch Fontanes Romane und seine Wanderungen sind dezidiert Medienprodukte: Verfasst zunächst für Zeitschriften und Zeitungen, in denen die Texte häufig als Serie erschienen, wurden sie erst nachträglich als Bücher in unterschiedlichen Verlagen publiziert.

Was aber folgt aus dieser ebenso umfassenden wie produktiven Einbettung des Schriftstellers Fontane in die medialen Umwelten seiner Zeit? Was für publizistische Strategien zeichnen sich ab? Welche Wechselwirkungen zwischen dem gelernten Journalisten und dem gewordenen Romancier lassen sich ausmachen? Und welche Spuren hat das Mediensystem der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, das durch das Aufkommen neuer Medien wie Photographie oder Telegraphie geprägt ist, in Fontanes Werken hinterlassen? Welche poetische Energie entfalten Medien in Fontanes literarischen Schriften, in seinen Briefen, in seinen Kriegsberichten, in seinen Balladen, seinen Feuilletons oder seinen Reisejournalen?

Fontane an seinem Schreibtisch
Foto: Zander & Labisch © Theodor-Fontane-Archiv
Theodor Fontane an seinem Schreibtisch
Handschriftlicher Brief von Theodor Fontane
Foto: © Theodor-Fontane-Archiv
Handschriftlicher Brief von Theodor Fontane

Mit den Fragen nach »Fontanes Medien« soll der heute als ›Klassiker‹ geltende Romancier, Balladenschreiber, Reise- und Landschaftsschriftsteller keineswegs ausgeblendet werden. Vielmehr geht es gerade darum, darauf aufmerksam zu machen, dass Fontane auch in diesen Rollen – sowie in den entsprechenden Texten – unter den medienökologischen Gegebenheiten des 19. Jahrhunderts berichtet, erzählt und dichtet. Die ebenso rasante wie umfassende Medialisierung und Vernetzung der Gesellschaft im Laufe des 19. Jahrhunderts werden dabei als produktive Voraussetzung der schriftstellerischen Tätigkeit Fontanes begriffen. Eingebettet in ein weit verzweigtes Netz der Korrespondenz und der postalischen Textzirkulation, vertraut mit den Routinen und Publika der periodischen Massenpresse, für die er sein Leben lang schrieb, und auf vielfältige Weise geprägt von der visuellen Kultur seiner Zeit wird Fontane so als gleichermaßen journalistisch versierter wie ästhetisch sensibler Grenzgänger erkennbar.

Dabei wird der Kongress auch diskutieren, welche Rolle Medien bei der Rezeption und Tradierung, also bei der kulturellen Repräsentation von Fontane und seiner Zeit spielen. In diesem Zusammenhang ist nicht nur zu bedenken, dass die »meisten Formen und Institutionen solcher Repräsentation […] Erfindungen des 19. Jahrhunderts selbst« sind (Jürgen Osterhammel), vom Schriftstellerarchiv und der wissenschaftlichen Edition über literarische Gesellschaften bis hin zu Photographie und Film. Es ist auch zu fragen, wie sich die kulturelle und wissenschaftliche Erinnerung im Zuge der digitalmedialen Transformationen behauptet. Wie vergewissert sich eine Kultur im digitalen Zeitalter, in einem Umfeld der permanenten Aktualisierung und Fragmentierung, ihres ›klassischen‹ Erbes? In welchen Medien lesen und begegnen wir heute Fontanes Texten?

Handschriftlicher Brief von Theodor Fontane
Foto: © Theodor-Fontane-Archiv
Handschriftlicher Brief von Theodor Fontane