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Die Projektwoche - als Teil der praktizierten Projektarbeit an Schulen

Definition:

In der Literatur finden sich häufig Begriffe die synonym verwendet werden. Es tauchen Wörter wie Projekt, Projektunterricht, Projektarbeit, Projektmethode, projektartiger Unterricht oder projektorientierter Unterricht auf. Zur Orientierung folgen subjektiv gewählte Definitionen als Beispiel, ohne den Anspruch darauf eine eindeutige Definition zu liefern.
Nach Hilbert Meyer:
„Ein Projekt stellt den gemeinsam von Lehrern, Schülern, hinzugezogenen Eltern, Experten usw.
unternommenen Versuch dar, Leben, Lernen und Arbeiten derart zu verbinden, dass ein gesellschaftlich relevantes, zugleich der individuellen Bedürfnis- und Interessenlage der Lehrer und Schüler entsprechendes Thema oder Problem innerhalb und außerhalb des Klassenzimmers aufgearbeitet werden kann. Der Arbeits- und Lernprozess, der durch die Projektidee ausgelöst und organisiert wird, ist dabei ebenso wichtig, wie das Handlungsergebnis oder Produkt, das am Ende des Projekts stehen soll. Projekte eröffnen die Chance, die gesellschaftlich vorgegebene Trennung von Kopf- und Handarbeit ein Stück weit aufzuheben.“
(Meyer, Hilbert: Unterrichtsmethoden II, S. 144.)
Nach Bauer: 
„Arbeiten in Projekten ist eine Form von offenem Unterricht, bei dem Schüler nach ihren Interessen
und Neigungen ziel- und ergebnisorientiert selbstständig arbeiten. Ein wesentlicher Aspekt ist die Selbstständigkeit des Lernenden und das soziale Miteinander der Gruppenmitglieder.“

(Bauer, Roland: Offenes Arbeiten an der Sekundarstufe 1, S. 70)
Die DIN 69901 definiert ein Projekt als:
„Vorhaben, das im Wesentlichen durch die Einmaligkeit der Bedingungen in ihrer Gesamtheit gekennzeichnet ist, wie z. B. Zielvorgabe, zeitliche, finanzielle, personelle und andere Begrenzungen; Abgrenzung gegenüber anderen Vorhaben; projektspezifische Organisation."

Nach den ersten Verfechtern der Projektidee in der Schule (Dewey, Kilpatrick und Haase) geht es bei einem Schulprojekt um:

  • Selbstständigkeit und Selbstorganisation
  • Problemorientiertheit
  • Verbindung von Schule und Außenwelt
  • Verbindung mit praktischem Handeln
  • Produktorientierung
  • Erfolgserlebnisse schaffen

(vgl. Grom, Berhard (1988): Methoden für Religionsunterricht, Jugendarbeit und Erwachsenenbildung, Seite 50.)

Warum sollten Projektwochen durchgeführt werden?

Bei langfristig angelegten Projekten ist eine zusammenhängende „Projektwoche“ eine besonders effektive Idee. Dabei muss man sich auch nicht auf den Zeitraum von einer Woche begrenzen, eine Dauer von bis zu 10 Unterrichtstagen ist durchaus denkbar.

Weiterhin sprechen dafür folgende Argumente:

  • Beschäftigung mit Inhalten/Themen, für die während des normalen Unterrichtsbetriebs keine Zeit bleibt.
  • Verfolgung von Lernzielen, wie z.B. fachübergreifendes und fächerverbindendes Lernen, Selbstständigkeit, Teamarbeit.
  • Erprobung von Arbeitsformen und Methoden in kleinen Gruppen.
  • Die Arbeitsgruppen wie auch das Betreuerteam können sich ausschließlich auf die gemeinsame Verwirklichung der angestrebten Projektziele konzentrieren.

Für das Projektlernen stellt die Handlungsorientierung das bedeutendste Unterrichtsprinzip dar.

Dadurch sollen die Schülerinnen und Schüler möglichst selbstbestimmtes und selbsttätiges Handeln erreichen( Ruppert 2002). Durch das Aufheben von Strukturen des normalen Unterrichts soll ein selbstbestimmtes, selbsttätiges und interessengeleitetes Lernen für die Schülerinnen und Schüler, für die Dauer eines Projekts, ermöglicht werden. (Peterssen 2001/Wassmann-Frahm 2008,2009)

Was soll Projektlernen den Schülerinnen und Schüler ermöglichen?:

  • Sich intensiv und konzentriert mit einem Thema zu beschäftigen
  • Selbsttätig und selbstbestimmt Themen bearbeiten
  • Persönliche Interessen entwickeln und vertiefen
  • Probleme und Fragen aus einer ganzheitlichen Perspektive bearbeiten
  • Konkurrenzdenken durch Gemeinsamkeit im Lernprozess überwinden

Eine hohe Schülermotivation kann dadurch erreicht werden, dass die Initiative zum Projekt von den SuS selbst ausgeht. Es kann im Klassenverband über mehrere Themen aus den Interessensgebieten der SuS abgestimmt werden.

Vor dem Beginn des Projekts ist es wichtig den genauen Zeitrahmen, die Bedingungen und die Bewertungskriterien mit den SuS zu besprechen oder auszuhandeln.

Vorbereitung:

Zur Vorbereitung der Projektwoche bildet sich eine Arbeitsgruppe (Kolleginnen und Kollegen, Schülerinnen und Schüler, Eltern). Diese Gruppe ist für das Projektangebot und die Organisation der Projektwoche verantwortlich. Ein Rahmenthema unter dem die Projektwoche stattfindet wird festgelegt. Daran orientieren sich die Angebote für die einzelnen Klassen. Die angebotenen Projekte sollten folgende Kriterien erfüllen:

  • Bezug zum Rahmenthema,
  • Ermöglichung selbstständigen Arbeitens der Schülerinnen und Schüler,
  • Förderung der Gruppenarbeit und damit die Teamfähigkeit der Schülerinnen und Schüler,
  • Förderung fachlicher Vertiefung,
  • Förderung fächerübergreifenden und vernetzenden Denkens,
  • Orientierung in der außerschulischen Welt.

Eine tägliche Kernarbeitszeit für die Suchülerinnen und Schüler wird festgelegt (z.B. 8-14 Uhr).

Ablauf des Projekts in mehreren Phasen (nach Peterssen 2001):

1.    Initiativphase
In dieser Phase wird sich auf ein Thema geeinigt. Bestenfalls sollte die Themenfindung ohne einen Anstoß von LuL stattfinden. Dies kann allerdings sehr zeitaufwendig sein und die Schüler und Schülerinnen überfordern. Daher kann die Projektinitiative auch von allen Beteiligten ausgehen.

Die Lehrer und Lehrerinnen können Projektmöglichkeiten und mögliche Richtungen je nach Wissen und Können der Schülerinnen und Schüler vorschlagen und somit bei der Themenfindung unterstützend mitwirken. Die Lehrerinnen und Lehrer können Ideen sammeln und die Umsetzbarkeit überprüfen.

Allerdings sollte die Kreativität der Schüler und Schülerinnen möglichst wenig eingeschränkt werden um ihre kreative Kompetenz zu fördern. Für die Motivation und den Erfolg eines Projekts ist es wichtig, dass die Projektidee möglichst den Vorstellungen aller entspricht.

2.    Informationsphase
Diese Phase dient der Sichtung und Beschaffung von Informationen und dem Entdecken der Möglichkeiten die das Thema bietet. Die Informationskompetenz und die soziale Kompetenz der Schülerinnen und Schüler soll gefördert werden. Die gesammelten Informationen sollten jedem Projektteilnehmer zugänglich sein.

3.    Die Planungsphase
Hier werden die Schritte geplant und Handlungsziele fixiert.

Wichtige Fragen sind:

  • Was muss bis wann erledigt sein?
  • Wer erledigt was?

Der fachlich-sachliche Aspekt bestimmt die Arbeitsschritte, Formen und Mittel.
Der soziale Aspekt bestimmt die Sozialformen. 
Der methodische Aspekt bestimmt die Ziele und überprüft ihre Realisierbarkeit. Dadurch kann die Handlungskompetenz der Schüler und Schülerinnen geschult werden.
Ein Projektplan wird erstellt. Die Planungs- und Entscheidungskompetenz der SuS soll gefördert werden. Die Kriterien für die Evaluation sollten gemeinsam festgelegt werden.

4.    Die Produktionsphase
In dieser Phase wird das angestrebte Produkt hergestellt. Hier findet sich Platz für die Überprüfung der festgelegten Schritte und eine mögliche Korrektur. Entstandene Konflikte und Probleme werden gemeinsam gelöst. Der vorher festgelegte Projektplan kann fortlaufend überprüft und optimiert werden. Die Konfliktlösekompetenz, Organisationskompetenz und Problemlösekompetenz der Schüler und Schülerinnen soll gefördert werden.
5.    Die Verifikationsphase
Es wird überprüft, inwieweit wirklich das entstanden ist was vorher festgelegt wurde. Das Planungsdenken und das Produktionshandeln werden in einen Zusammenhang gebracht und reflektiert. Dadurch wird die intellektuelle Handlungsfähigkeit der Schüler und Schülerinnen gefördert.

6.    Präsentations- und Aktionsphase
Abhängig von den Ergebnissen wird von den Projektmitgliedern eine passende Präsentationsform gewählt. Die Ergebnisse der einzelnen Projekte werden der Schulgemeinde in geeigneter Form (z. B. Ausstellungen, Vorführungen, Demonstrationen usw.) zum Abschluss der Woche präsentiert. Wenn die Möglichkeit besteht, sollte der Präsentationstermin so gelegt werden, dass auch die Eltern Gelegenheit haben daran teilzunehmen.

Verwendete Literatur:

  • Bastian, J. ; Gudjons, H.; Schnack, J. Speth,M. (Hrsg.): Theorie des Projektunterrichts. Hamburg 1997
  • Grom, Bernhard; Methoden für Religionsunterricht, Jugendarbeit und Erwachsenenbildung. Düsseldorf/Göttingen 10. Aufl. 1996.
  • Gudjons, Herbert(2001): Handlungsorientiert lehren und lernen. Bad Heilbrunn
  • Meyer, Hilbert; Unterrichtsmethoden, II: Praxisband. Frankfurt/M. 1987
  • Ruppert, Wolfgang; Spörhase, Ulrike(2010): Biologie Methodik, Handbuch für die Sekundarstufe I und II. Berlin