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Fachtagung des ISIM: Kulturelle Aneignung und Stereotype

Logo des Instituts für Szenische Interpretation von Musik
Vortrag von Tobias Hömberg: Kulturelle Aneignung in der Musikvermittlung
Teilnehmende an der Fachtagung an der HMTM Hannover
Foto : ISIM
Logo des Instituts für Szenische Interpretation von Musik
Foto : Lars Oberhaus
Vortrag von Tobias Hömberg: Kulturelle Aneignung in der Musikvermittlung
Foto : Lars Oberhaus
Teilnehmende an der Fachtagung an der HMTM Hannover

Das szenische Interpretieren von Musiken, musikalischen Werken, Musiktheaterstücken ist ein seit gut drei Jahrzehnten etablierter musikpädagogischer Ansatz. Schüler*innen im Musikunterricht bzw. Teilnehmende an Musikvermittlungsprojekten schlüpfen hier in Rollen von Menschen aus unterschiedlichen (musikalischen) Kulturen oder von Figuren aus den Opern- oder Musical-Libretti. Entwickelt wurde der Ansatz maßgeblich vom Institut für Szenische Interpretation von Musik (ISIM), begründet von dem Musikwissenschaftler und ‑pädagogen Prof. Dr. Wolfgang Martin Stroh an der Universität Oldenburg. Dem Institut gehören Musiklehrer*innen aus der allgemeinbildenden Schule, Musikvermittler*innen von Opern- und Konzerthäusern sowie Fachdidaktiker*innen und wissenschaftliche Musikpädagog*innen an.

Am 4. November 2023 hielt das Institut eine Fachtagung ab, ausgerichtet an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Auf Einladung hielt Tobias Hömberg von der Uni Potsdam hier einen Vortrag zum Thema Kulturelle Aneignung in der Musikvermittlung. Berührungsprobleme und Lösungsversuche. Am Beispiel der Darstellung von Puerto-Ricaner*innen in Leonard Bernsteins Musical West Side Story verdeutlichte er, dass die Repräsentation von ehemals oder gegenwärtig unterdrückten Minderheiten auf der Bühne stets anfällig für die Verbreitung von Klischees ist, die als diskriminierend empfunden werden können. Die Szenische Interpretation eines solchen Musiktheaterstücks läuft demnach Gefahr, solche Stereotype zu reproduzieren, was heute als ein Aspekt kritisierter, sogenannter kultureller Aneignung aufgefasst werden kann. Die anwesenden Mitglieder des ISIM diskutierten entsprechend, mit welchen Methoden und Erweiterungen der Szenischen Interpretation dafür Sorge getragen werden kann, Stereotypisierungen zu reflektieren, zu dekonstruieren und zu brechen.

Der nachfolgende Vortrag von Wolfgang Martin Stroh und Rainer O. Brinkmann, die Überlegungen zum Orientalismus in Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Die Entführung aus dem Serail anstellten, konnte hier inhaltlich unmittelbar anschließen. Durch zwei weitere Vorträge über videografische Studien zu durchgeführten Szenischen Interpretationen mit Schüler*innengruppen wurde weiter erkennbar, wie musikdidaktische Ansätze von ihrer theoretischen Reflexion und empirischen Beforschung durch wissenschaftliche Musikpädagogik profitieren können.

Veröffentlicht

Online-Redaktion

Lisa Rogalski