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Potenziell invasive Pflanzen in den Sammlungen Botanischer Gärten

Im Rahmen des Projektes wurde das Invasionspotenzial der Pflanzenarten in den Sammlungen Botanischer Gärten evaluiert, um neue potenziell invasive Arten zu identifizieren. Die Bewertung erfolgte für die Arten der Freilandkulturen.
Das Ziel war, Arten zu erkennen, die in Deutschland noch nicht wild vorkommen, also weder etablierte Neophyten sind noch als Unbeständige auftreten.

Wie wird das Invasionsrisiko bewertet?

Die Bewertung des Invasionspotenzials einer Pflanzenart geschieht durch Zusammentragen von Fakten aus der Fachliteratur und Datenbanken. Im Sinne einer "evidence-based science" kann einer Art ein hohes Invasionspotenzial zugesprochen werden, wenn sie (a) in anderen Regionen der Erde invasiv geworden ist, und (b) wenn sie über biologische und ökologische Eigenschaften verfügt, die ein leichtes Verwildern und eine massenhafte Vermehrung begünstigen. Dies betrifft etwa die Anzahl Samen pro Pflanze, die Keimfähigkeit, die Konkurrenzfähigkeit und das Vorhandensein vegetativer Vermehrung.
Für das Projekt wurde das Bewertungsverfahren des Bundesamtes für Naturschutz verwendet (Nehring et al. 2015). Ein solches Verfahren bescheinigt aufgrund der Erfahrung mit einer Art in anderen Ländern und aufgrund von Merkmalen ein hohes oder eher kleines Invasionspotenzial.

Potenziell invasive Arten

Rund dreißig Pflanzenarten mit einem hohen Invasionspotenzial konnten im Rahmen des Projektes ermittelt werden. Diese Arten könnten in Mitteleuropa geeignete Habitate besiedeln. Ob sie je verwildern werden, ist ungewiss. Im Sinne von Präventivmaßnahmen, die auf die Vermeidung neuer biologischer Invasionen zielen, sollten diese Arten beobachtet und allenfalls die Verbreitung ihrer Samen verhindert werden.

Kultivierte Arten, die in Deutschland nicht etabliert und potenziell invasiv sind. Alle aufgelisteten Arten sind frosthart und haben in anderen Regionen der gemäßigten Zone zu ökologischen Schäden geführt.

 

Wissenschaftlicher NameDeutscher Name

Akebia quinata (Houtt.) Decne.

Fingerblättrige Akebie

Alstroemeria aurea Graham

Goldene Inkalilie

Ampelopsis glandulosa (Wall.) Momiy.

Scheinrebe

Baccharis halimifolia L.

Kreuzstrauch

Berberis darwinii Hook.

Darwins Berberitze

Carex  kobomugi Ohwi

Asiatische Sand-Segge

Cortaderia selloana (Schult. & Schult.f.)
 Asch. & Graebn.

Pampasgras

Cotoneaster pannosus Franch.

Grobflockige Zwergmispel

Cynara scolymus L.

Wilde Artischocke

Elaeagnus pungens Thunb.

Dornige Ölweide

Fuchsia magellanica Lam.

Scharlach-Fuchsie

Jasminum humile L.

Niedriger Jasmin

Lespedeza juncea (L.f.) Pers.

Buschklee

Leycesteria formosa Wall.

Schöne Leycesterie

Ligustrum lucidum W.T.Aiton

Glänzender Liguster

Ligustrum sinense Lour.

Chinesischer Liguster

Lonicera japonica Thunb.

Japanisches Geißblatt

Lupinus nootkatensis Sims

Alaska-Lupine

Nymphaea odorata Aiton

Wohlriechende Seerose

Paederia foetida L.

Stinkwein

Pennisetum macrourum Trin.

Afrikanisches Federborstengras

Pinus banksiana Lamb.

Strauch-Kiefer

Pinus contorta Douglas ex Loudon

Dreh-Kiefer

Pueraria montana var. lobata (Willd.)
Sanjappa & Pradeep

Kudzubohne

Pyracantha angustifolia (Franch.)
C.K.Schneid.

Schmalblättriger Feuerdorn

Pyracantha crenulata (Roxb. ex D.Don)
M.Roem.

Nepal-Feuerdorn

Rubus cuneifolius Pursh

Keilblättrige Brombeere

Tamarix ramosissima Ledeb.

Kaspische Tamariske

Wisteria floribunda (Willd.) DC.

Japanischer Blauregen

Wisteria sinensis (Sims) Sweet

Chinesischer Blauregen

Zizania latifolia (Griseb.) Turcz. ex Stapf

Gewöhnlicher Wildreis

Bemerkungen

Die Arten Akebia quinata, Baccharis halimifolia und Pueraria montana var. lobata sind vom Bundesamt für Naturschutz früher schon als mögliche invasive Arten eingestuft worden (Warnliste, siehe Schmiedel et al. 2015).

Baccharis halimifolia steht auf der Unionsliste invasiver gebietsfremder Arten der EU https://neobiota.bfn.de/unionsliste.html, deren Umgang durch die EU-Verordnung reglementiert ist.

 

Quellen

Nehring S., Essl F., Rabitsch W. (2015): Methodik der naturschutzfachlichen Invasivitätsbewertung für gebietsfremde Arten. Version 1.3. BfN-Skripten 401, Bundesamt für Naturschutz, Bonn.

Schmiedel D., Wilhelm E-G., Nehring S., Scheibner C., Roth M., Winter S. (2015) Management-Handbuch zum Umgang mit gebietsfremden Arten in Deutschland. Bd. 1: Pilze, Niedere Pflanzen und Gefäßpflanzen. Naturschutz und Biologische Vielfalt Heft 141 (1), Bundesamt für Naturschutz, Bonn.

Nehring S., Essl F., Rabitsch W. (2015): Methodik der naturschutzfachlichen Invasivitätsbewertung für gebietsfremde Arten. Version 1.3. BfN-Skripten 401, Bundesamt für Naturschutz, Bonn. 

Ansprechpartner

Dr. Ewald Weber

Ansprechpartner

Dr. Michael Burkart