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Aus der Lehrpraxis – Ein Seminar zur Medienbildung für Lehrer*innen und Studierende

Bereits zum zweiten Mal fand im zurückliegenden Sommersemester das Seminar zur „Medienbildung in Schule und Unterricht“ statt. Das Besondere daran war die gemischte Gruppe von Teilnehmenden. Insgesamt 30 Studierende des Lehramts und gestandene Lehrer*innen aus brandenburgischen Schulen gingen in einen fruchtbaren Austausch und diskutierten zentrale Aspekte des Themas. Wir haben mit Ilka Goetz, Mitarbeiterin am Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung (ZeLB) und verantwortlich für die mediengestützte Qualifizierung im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung, über ihre Erfahrungen mit dem Seminarkonzept und das Feedback der Teilnehmenden gesprochen.

UP2date: Liebe Frau Goetz, Sie haben ein Seminar zur Medienbildung durchgeführt, an dem Lehramtsstudierende aber auch Lehrer*innen teilgenommen haben. Warum? Welches Ziel steckte dahinter?

I. Goetz: Dass das Thema Medienbildung in der Schule ein sehr bedeutsames ist, darüber besteht wohl kein Zweifel. Ziel unserer Lehrerbildung an der Universität Potsdam muss es sein, in Lehrveranstaltungen die Integration digitaler Medien in Schule und Unterricht zu thematisieren und Studierende hier auf ihre zukünftige Tätigkeit vorzubereiten. Das Projekt der Qualitätsoffensive Lehrerbildung „PSI-Potsdam“ soll über seine Aktivitäten nicht nur an der Universität tätig sein, sondern auch Impulse in die Schulpraxis hinein geben. Mit dem Seminar wollte ich eine Möglichkeit zur Begegnung und gemeinsamer Arbeit von Studierenden und Lehrer*innen außerhalb feststehender Praktika schaffen. Dabei sollten die Lehrer*innen die Möglichkeit haben, ihre Fragen und Themen irgendwo einbringen zu können.

UP2date: Wie sah die Lehrveranstaltung aus?

I. Goetz: Wir haben uns zweiwöchentlich für Doppelsitzungen in Präsenz getroffen, um die Lehrer*innen nicht jede Woche aus dem Schulbetrieb zu reißen und die Zahl der Anfahrten zumindest zu halbieren. Eine Lehrer*in reiste jedes Mal aus Herzberg an, im vergangenen Semester war die weiteste Anreise aus Prenzlau.

Das Seminarthema setzt voraus, sich sowohl theoriebasiert als auch praxisbezogen mit den Facetten der Medienbildung in der Schule zu befassen. Folglich waren digitale Medien Inhalt und Werkzeug zugleich. In der ersten Hälfte des Seminars haben wir Tools wie Foren, Wikis oder das Etherpad für den Austausch über Themen wie Medienkompetenz, Medienbildung oder Open Educational Resources genutzt. Zugleich haben wir aber immer auch auf der Metaebene den Einsatz und die Nutzung von Medien diskutiert, also die Relevanz für das eigene Lernen, den Übertrag auf Lernsituationen in der Schule, die Vor- und Nachteile sowie die technischen Voraussetzungen.

Kollaboratives Arbeiten unter Nutzung digitaler Werkzeuge entsteht ja nicht einfach so, sondern braucht auch einen Raum zur Erprobung und Reflexion.

UP2date: Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?

I. Goetz: Alle Teilnehmenden sollten in der ersten Phase zwischen den Präsenzterminen beispielweise Informationen zu relevanten Begriffen oder Tools recherchieren, z. B. Learning Analytics, Medienkompetenz, BYOD (Bring Your Own Device). Im darauffolgenden Präsenztermin haben wir dann in Tandems an uni-eigenen Tablets oder eigenen Geräten gemeinsam ein Wiki mit diesen Begriffen erstellt. Die Inhaltserstellung hätte sicher auch online erfolgen können, ein Ziel der Arbeit im Seminar bestand jedoch darin, sich dieses Werkzeug gemeinsam zu erschließen und in diesem Prozess die Nutzung zu reflektieren.Aus den verschiedenen Blickwinkeln und Erfahrungen heraus wurden z. B. Für und Wider von Wikis, die Philosophie hinter der Wikipedia oder die Nutzung von Internetquellen sowohl in der Schule als auch im Studium diskutiert. Kollaboratives Arbeiten unter Nutzung digitaler Werkzeuge entsteht ja nicht einfach so, sondern braucht auch einen Raum zur Erprobung und Reflexion. Die Einträge wurden dann wiederum in der folgenden Online-Phase vervollständigt.

Parallel haben wir aber auch mehrfach Praxisbausteine für den konkreten Einsatz in der Schule vorgestellt, entwickelt und erprobt, wie beispielweise für Geocaching, Spiele- oder Umfrage-Apps. Wichtig dabei war immer, dass genügend Zeit für Diskussion und Vertiefung blieb.

UP2date: Gabes für Sie oder die Teilnehmenden persönliche Highlights?

I. Goetz: Das gesamte Semester hat den Beteiligten großen Spaß gemacht und wareine Bereicherung. Einen guten Platz hat das Thema Medienproduktion in den letzten beiden Präsenzsitzungen gefunden. Die Teilnehmenden haben in Gruppen Ideen für Lernvideos und Konzepte zur Umsetzung entwickelt und dann auch mit Unterstützung der Multimediawerkstatt im ZIM umgesetzt. Die Multimediawerkstatt in Golm war den Studierenden und Lehrer*innen nicht bekannt und sie haben diese Unterstützung sehr geschätzt. Ein großer Dank an dieser Stelle an Knut Zeigermann, die Zusammenarbeit war wirklich sehr gut!

Im Rahmen dieser Projektarbeit ging es um medientechnische und -gestalterische Fragen, um konzeptionelle und pädagogische Fragen: Wie erklärt man „richtig“? Welche Rolle können Lernvideos im Unterricht einnehmen? Müssen tatsächlich die Lehrenden das Video erstellen? So konnten wir mit einer praktischen Arbeit an die bereits an anderer Stelle im Seminar erfolgte theoriebasierte Auseinandersetzung mit dem Konzept des Flipped Classroom anküpfen. Die Präsentation am letzten Seminartag im Multimedialabor und die sich anschließende Diskussion der Ergebnisse haben gezeigt, wie wichtig diese Verbindung von Theorie und Praxis war.

Studierende und Lehrer*innen bringen ja ihre je eigene Sicht auf die Dinge mit in das Seminar ein.

UP2date: Welche Rückmeldungen gab es zu Semesterende?

I. Goetz: Zunächst war schon das Interesse an diesem Seminar ein Hinweis darauf, dass Thema und Konzept gut gewählt waren. Für die notwendigerweise auf 30 begrenzten Plätze meldeten sich über 60 Studierende und Lehrer*innen. Am Ende des Seminars wurden der hohe Anteil an Diskussionen und gegenseitigem Austausch als besonders wertvoll genannt, ebenso das offensichtlich gute Theorie-Praxis-Verhältnis und schlussendlich das Konzept der Zielgruppenmischung selbst. Studierende und Lehrer*innen bringen ja ihre je eigene Sicht auf die Dinge mit in das Seminar ein. Die Studierenden können ihrerseits enorm von den Erfahrungen und Praxisberichten der Lehrer*innen profitieren. Die Lehrer*innen wiederum schätzen es sehr, sich an der Universität weiterzubilden und theoretische Sichtweisen auf ihre Fragen und Umsetzungsschwierigkeiten zu erhalten. Das Konzept ging auf, das Seminar wird es weiterhin geben.

UP2date: Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen weiterhin viel Erfolg.