Der Wunsch, Neues aufzuspüren und möglichst schnell der Gesellschaft zugutekommen zu lassen, durchzieht das Leben von Dr. Großmann wie ein roter Faden. Als Facharzt für Arbeits- und Allgemeinmedizin, Ernährungs-, Flug-, Sport- und Umweltmedizin hat er bis heute einen engen Draht zur Forschung, ist Autor eines Buches über Flugmedizin und zahlreicher Fachbeiträge. Und auch der Privatmann engagiert sich für andere: Sein schönes Haus mit Garten am Jungfernsee mit nahezu 1.200 Quadratmetern vererben er und seine Frau der Universität Potsdam. Dies haben sie bereits notariell geregelt. „Es wäre toll, wenn es ein lebendiger Ort für die Wissenschaft würde“, beschreibt Dr. Großmann seine Motivation. „Wir stellen uns ein Gästehaus vor, in dem Tagungen oder Workshops stattfinden, wo Forschende aus aller Welt über neue Projekte diskutieren. Das Haus bietet dafür viele Möglichkeiten.“ Auch seine Frau, Tanja C. Walter, vermacht ihr gesamtes Vermögen einschließlich Immobilien an die Universität Potsdam. Auflagen gibt es kaum. „Nur das Motto unseres Hauses – ‚Springforbi‘ – sollte gelebt werden“, sagt der Mediziner und holt zur Erklärung aus. Das Wort stamme aus dem Dänischen und bedeute ‚Komm vorbei‘ – eine Hommage an die Gastfreundschaft der Familie. „Mein Ururgroßvater hatte eine Reederei für Segelschiffe in New York, die er ausbaute. Vor dem Ersten Weltkrieg kaufte er eine Villa genannt ‚Villa Springforbi‘ nördlich von Kopenhagen. Doch das Anwesen der Familie fiel erst den Kriegsanleihen und nach dem Zweiten Weltkrieg einem öffentlichen Park zum Opfer“, fasst Dr. Großmann zusammen. Er wuchs auf dem Gutshof der Familie in Norddeutschland auf und besuchte anschließend Schulen in Berlin, Augsburg und das Gymnasium in Troisdorf nahe Bonn. „Das Motto war stets geistiges Erbe der Familie, wie es auch jetzt neben ein paar Bildern und Gegenständen das Haus in Potsdam ziert. Das soll so bleiben, um an diese Tradition zu erinnern“, erklärt Dr. Großmann.
Als Privatier wollte der Facharzt zurück in die Region seiner Kindheit. „In Süddeutschland hielt mich nichts mehr, ich bin in Berlin-Lichterfelde zur Schule gegangen. Meine Tante und mein Onkel lebten in Trebbin“, so Dr. Großmann. „Er war bei der LPG als leitender Tierarzt beschäftigt.“ Kajakfahrten und Radtouren zeigten ihm, wie sehr er sich dem Osten immer noch verbunden fühlt. „Das sage ich nicht als Lobhudelei. Die Menschen sind direkt und naturverbunden.“
Aber auch als Facharzt bringt sich Dr. Kay C. Großmann weiter ein. So hat er während der Corona-Pandemie in Potsdam als Freiwilliger geimpft. Überhaupt könnten Mediziner im Ruhestand ehrenamtlich in den Arztpraxen aushelfen oder unterstützen, findet er. „Das habe ich in der Seniorenakademie der Landesärztekammer vorgeschlagen.“ Jung und Alt zusammenzubringen, liegt Dr. Großmann. Auch in der Wissenschaft zählt die Vernetzung von Forschung und Praxis zu seinen Stärken. Als Gesundheitsmanager und Konzernarzt bei Porsche hat er nahezu zwei Jahre länger gearbeitet als vorgesehen. Die passende Nachfolge war nicht leicht zu finden. „Der Vorstand wollte jemanden, der seine Fähigkeiten mehr im Management und weniger operativ einsetzt. Im Operativen habe ich schon Maßstäbe gesetzt“, findet der Arbeitsmediziner. Stolz ist er außerdem auf Netzwerke, die er mit Ideen gefüttert hat, um die Wissenschaft zu unterstützen. Oder Kooperationen, die jungen Forscherinnen und Forschern eine Plattform bieten. „Innovationen eine Chance geben, Perspektiven wechseln, so bleibe ich am Ball“, sagt Dr. Großmann. „Bei Porsche habe ich auch die Informationen der Gewerkschaft gelesen, um zu erfahren, wo der Schuh drückt.“ Als Gesundheitsmanager und Konzernarzt hat er für den Autokonzern einiges auf den Weg gebracht – vom fähigkeitsgerechten Einsatz leistungsgewandelter Mitarbeiter (FELM), über den Check-up für Führungskräfte, gesundes Essen in der Kantine und Sportprogramme bis hin zu regelmäßigen freiwilligen präventiv-medizinischen Untersuchungen für alle – im Autojargon ‚Boxenstopp‘ genannt. „Wir erhielten unheimlich viel Zuspruch von der Belegschaft“, erinnert er sich. Doch er musste auch dicke Bretter bohren, um Instrumente für eine bessere Gesundheit am Arbeitsplatz durchzusetzen.
Andere Perspektiven einnehmen konnte der Mediziner außerdem aus der Luft. „Die Fliegerei hat mich schon immer begeistert“, so Dr. Großmann. „Ich habe in Stuttgart den Pilotenschein gemacht und bin unter anderem zu den Lofoten in Norwegen, nach Frankreich, Italien und nach Tunesien geflogen. Das waren faszinierende Erlebnisse“, schwärmt er. Inzwischen interessiert er sich stärker für die Mühen der Ebene: Gremienarbeit einer Universität zum Beispiel, um seine wissenschaftliche Expertise konkret einzubringen – bei Themen, die aktuell sind. Auch darum vererbt er sein Haus der Universität Potsdam – „um so viele Inputs wie möglich liefern zu können“.
Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal - Zwei 2023 „Mentale Gesundheit“ (PDF).