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22.-30.09.2023: War Studies-Delegation vertieft Kooperation mit Partnern in Südafrika

Die Potsdamer Delegation vor dem Denkmal der Streitkräfte bei der Militärakademie, von links nach rechts: Evert Kleynhans, Sönke Neitzel, Alex J. Kay, Christian E. Rieck, Louis Makau.
Foto: Christian Rieck
Die Potsdamer Delegation vor dem Denkmal der Streitkräfte bei der Militärakademie, von links nach rechts: Evert Kleynhans, Sönke Neitzel, Alex J. Kay, Christian E. Rieck, Louis Makau.

Vom 22. bis zum 29. September 2023 reiste eine Delegation des Lehrstuhls Militärgeschichte / Kulturgeschichte der Gewalt in die südafrikanische Provinz Westkap. Anlass der Reise war die Durchführung eines ganztägigen Workshops zu militärischen Gewaltkulturen am Historischen Institut der Universität Stellenbosch sowie die Einladung zum Besuch der Militärakademie in Saldanha Bay. Die Delegation nutzte diesen Anlass, um in Stellenbosch, Saldanha und Kapstadt eine Reihe von Vorträgen zu halten und am Rande dieser Veranstaltungen zahlreiche Gespräche zur Vertiefung der Kooperation zwischen den militärhistorischen Partnern zu führen.

Am 26. September besuchte die Potsdamer Delegation die Militärakademie der südafrikanischen Streitkräfte in Saldanha, etwa zwei Stunden nördlich von Kapstadt an der Westküste des Landes. Es fanden eine Führung durch die Einrichtung, der Besuch des Einheitsdenkmals der Streitkräfte und ein Empfang statt, die die Delegation sich mit zwei Gastvorträgen revanchierte: Sönke Neitzel sprach vor Studenten und Mitarbeitern der Akademie zur „Zeitenwende“, also dem Einfluss des Krieges in der Ukraine auf die deutsche Sicherheitspolitik, während Christian E. Rieck Deutschlands Beiträge zur Afrikanischen Friedens- und Sicherheitsarchitektur reflektierte. Das anschließende Essen in der Blue Bay Lodge gab einen spektakulären Blick auf die Bucht frei und eröffnete eine angeregte Diskussion über die regionale Sicherheitspolitik.

Am 27. September fand im Department of History der Universität Stellenbosch vor Mitarbeitern und Masterstudenten der Workshop zu militärischen Gewaltkulturen statt, der Einblick in die Arbeit der DFG-Forschergruppe am Lehrstuhl Militärgeschichte bot. Die kapholländische Universitätsstadt mit hundertjähriger Universitätsgeschichte befindet sich östlich von Kapstadt am Fuße des Simonsberg, inmitten des größten Weingebietes des Landes. Hier stellte Sönke Neitzel den Theorierahmen der Forschergruppe sowie Überlegungen zum „German Way of War“ im Ersten Weltkrieg vor, die sich gegen die in der englischsprachigen Welt weit verbreitete These einer spezifisch deutschen (enthemmten) Gewaltkultur wendet. Alex J. Kay trugeinen Vergleich zwischen britischen und kanadischen militärischen Gewaltkulturen während der beiden Weltkriege vor, wobei er Unterschiede zwischen beiden vor allem im Zweiten Weltkrieg identifizierte, die auf unterschiedliche Erfahrungen in der Zwischenkriegszeit verweisen.

Das Auslandsbüro Südafrika der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) organisierte am Abend des 29. September in Kapstadt eine Alumni-Veranstaltung, die die Delegation zur Netzwerkbildung nutzte. Vor einem interessierten Publikum, in dem ehemalige Botschafter, Journalisten und Präsidentenberater sowie aktuelle Stipendiaten des Public Policy-Förderprogramms saßen, diskutierte Christian E. Rieck die Gestaltungsmacht der Staaten Afrikas in der aufziehenden Großmächterivalität. Die lange und angeregte Diskussion danach zeigte, dass Akteure in Südafrika um die Chancen und Gefahren der neuen Multipolarität wissen. Das Publikum übte aber auch Kritik an der wenig strategischen Außenpolitik der aktuellen Regierung.

Die Reise war ein großer Erfolg: Sie eröffnete der Delegation facettenreiche Eindrücke in Politik, Geschichte und Gesellschaft der regionalen Führungsmacht im südlichen Afrika. Die Kollegen in Saldanha und Stellenbosch sind mit der Delegation darüber hinaus in eine leidenschaftliche inhaltliche Diskussion getreten, was auf das starke Interesse in Südafrika an Themen der deutschen und europäischen Militärgeschichte und Sicherheitspolitik hinweist. Die südafrikanische Militär- und Zeitgeschichte ergänzt dabei die Stärken in Potsdam sehr gut, sodass der gegenseitige Austausch von beiden Partnern als sehr fruchtbar empfunden wurde. Dieser soll auch den vom Lehrstuhl in Potsdam koordinierten Studiengängen in den War and Conflict Studies zugutekommen.

Verabredet wurde ein niedrigschwelliger Dozentenaustausch, der digital oder in Präsenz zunächst Beiträge in der Lehre der Partnerinstitutionen leisten soll. Mittelfristig ist auch in der Forschung eine Zusammenarbeit vorgesehen, etwa im Rahmen der DFG-Forschergruppe, der bereits eine südafrikanische Doktorandin angehört. Langfristiges Ziel bleibt ein Studentenaustausch mit der militärwissenschaftlichen Fakultät der Universität Stellenbosch an den Standorten Stellenbosch und Saldanha. Die ersten Praktikanten sollen schon im kommenden Jahr zur KAS nach Kapstadt entsandt werden.

Unser aufrichtiger Dank geht an die Professoren Evert Kleynhans (Saldanha) und Justin Pearce (Stellenbosch) für die Einladung und die Organisation vor Ort.