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Artischocke - Cynara scolymus
Photo: M. Burkart

Artischocke - Cynara scolymus

Pflanze des Monats September 2010

 

Moderne Menschen schrecken im Allgemeinen davor zurück, Blüten zu essen. Man isst den Kopf von Kohl und Kopfsalat, also die Blätter, oder die Früchte von Obstbäumen oder Getreide. Hingegen sieht man nur selten jemanden Gänseblümchen vom Rasen naschen, obwohl sie durchaus lecker sind. Das ist eigentlich merkwürdig.

Es gibt Ausnahmen: Der Blütenkopf der Artischocke (Cynara scolymus) ist bei Feinschmeckern zu Recht beliebt. Allerdings wird er vor dem Erblühen verzehrt. Die großen Knospen werden dafür in Salzwasser gegart. Man zupft dann die mit einer stechenden Spitze versehenen Hüllblätter einzeln vom Kopf, den man am besten vorher etwas abkühlen lässt, um sich nicht die Finger zu verbrennen, taucht sie mit dem unteren Ende in eine Vinaigrette und lutscht die weichen Teile in sich hinein. Wenn die Hüllblätter verzehrt sind, schneidet man die in der Mitte des Kopfes befindlichen zahlreichen Blüten nebst den Samenanlagen und ihren haarigen Anhängseln weg und kann sich dann als besondere Delikatesse noch den Boden des Kopfes einverleiben.

Engagierte Gärtner können die im Mittelmeergebiet weit verbreitete Artischocke auch bei uns im Garten ziehen. Wer die großen Blütenköpfe nicht schon als Knospe ernten will, kann sie dann zwar auch nicht essen, sich dafür jedoch an den wunderbar blauvioletten, röhrigen Blüten erfreuen, die in großer Zahl aus dem mehr als faustgroßen Kopf hervorbrechen.

Die Pflanze gehört zusammen mit Sonnenblume, Löwenzahn und Kratzdistel zu den Korbblütlern. Die über 20.000 Vertreter dieser Pflanzenfamilie (es ist die größte von allen) sind praktisch über die ganze Erde verbreitet. Was bei diesen Pflanzen wie eine Blüte aussieht (etwa eine Sonnenblume), ist tatsächlich ein Blütenstand mit sehr vielen recht kleinen Einzelblüten, die auf einem mehr oder weniger fleischigen Kopfboden nebeneinander stehen. Jede von ihnen kann einen Samen bilden (etwa einen Sonnenblumenkern). Die Samen der Korbblütler sind oft ölreich. Zusammen mit dem Blütenkopfboden stellen sie die Nahrungsgrundlage für zahlreiche Tiere dar, insbesondere für Insekten und ihre Larven.

Man kann es diesen Tieren gleichtun und sich an den Blütenköpfen der Korbblütler laben. Manche sind delikat! Besonders empfehlenswert: Gänseblümchen. Und natürlich Artischocken.

Artischocke - Cynara scolymus
Photo: M. Burkart