Tipps & Tricks für eine gute Lehrkraft-Lernenden-Beziehung
1. Wertschätzung als Haltung etablieren
Würdigen Sie die Beiträge sowie Lernfortschritte jedes Klassenmitglieds. Begegnen Sie jedem Lernenden mit Wertschätzung und vermeiden Sie eine negative Fokussierung auf Fehler, um bei Ihren Lernenden Motivation und Vertrauen zu fördern.
Ein Beispiel: „Das war eine wirklich schwere Aufgabe. Ich habe bemerkt, dass ihr alle euer Bestes gegeben habt und die Aufgabe zusammen sehr gut bewältigt habt. Auch die, die vielleicht jetzt kein korrektes Ergebnis haben, haben mit ihrem Verhalten dazu beigetragen, dass die anderen die Aufgabe gut lösen konnten. Das ist nicht selbstverständlich!“
2. Emotionale Sicherheit schaffen
Ein respektvolles, sicheres und offenes Klima ohne Angst vor Bloßstellung stärkt das Sicherheits- und Gebundenheitsgefühl von Schüler*innen. Hilfreich sind dabei „Ich-Aussagen“, also der Ausdruck des eigenen Empfindens anstelle von allgemeinen Aussagen.
Ein Beispiel: „Für mich ist es schwierig, dass es hier so laut ist, weil ich mich auf diese Weise so schwer konzentrieren kann. Daher bitte ich um mehr Ruhe.“ Statt: „Ihr seid zu laut, das stört!“
3. Vermeidung von Selektivität
Einige Lernende erhalten – oft unbewusst – mehr Zuwendung als andere. Das kann unbeabsichtigt Ungleichheiten verstärken. Hier hilft es, regelmäßig zu reflektieren, ob alle Lernenden ausreichend Gelegenheit haben, sich durch (Wort-)Beiträge zu beteiligen.
Ein Beispiel: Beziehen Sie eher zurückhaltende und unmotivierte Lernende aktiv ins Gespräch ein oder teilen sie ihnen Rollen in Gruppenarbeiten oder im Unterricht zu (z.B. Begriffe dokumentieren).
4. Lernendenverhalten analysieren
Die genaue Beobachtung des Lernendenverhaltens und dessen Ursachen vermeidet vorschnelle Urteile und stärkt die Vertrauensbildung zwischen Lehrkraft und Schüler*in.
Ein Beispiel: „Mir ist aufgefallen, dass du im Unterricht oft abgelenkt bist. Gibt es etwas, dass dich beschäftigt oder dir das Lernen gerade schwer macht?“
5. Regelmäßiges Reflektieren
Das eigene Verhalten zu reflektieren und immer wieder zu adjustieren, wenn erforderlich, fördert authentische und vertrauensvolle Beziehungen.
Ein Beispiel: Lehrkräfte können in Teamsitzungen oder durch Schüler:innenbefragungen ergründen, wie die Beziehung zwischen Lehrkraft und der Klasse wahrgenommen wird und wo Verbesserungsbedarf besteht.
6. Interesse an Lernenden zeigen
Authentisches Interesse an den Erfahrungen, Gedanken und Fragen der Lernenden drückt Wertschätzung aus und fördert eine gute Lehrkraft-Lernenden-Beziehung.
Ein Beispiel: Aktives Zuhören ohne Wertung oder kleine, auch persönliche Gespräche (z.B. über Wochenendaktivitäten oder Hobbies) mit den Lernenden können eine vertrauensvolle Atmosphäre und die Motivation im Unterricht fördern.
7. Rollenzuweisungen vermeiden
Es ist wichtig, keine voreiligen Schlüsse über Lernende zu ziehen und ihnen möglichst unvoreingenommen zu begegnen. Diese Offenheit gegenüber Verhalten und Lernfortschritten unterstützt die Entwicklung der Lernenden und die Beziehung zur Lehrkraft.
Ein Beispiel: Zuschreibungen wie „still“, „schwierig“ oder „unmotiviert“ verfestigen sich leicht und beeinflussen die eigene Wahrnehmung auf Lernende und auch die Selbstwahrnehmung der Lernenden negativ.
8. Guten Unterricht gestalten
Klare und zuverlässige Strukturen und Regeln schaffen Raum für ein gutes Lernklima und Sicherheit durch Vorhersehbarkeit. Gleichzeitig braucht es Raum zur Wahrnehmung und Befriedigung sozio-emotionaler Bedürfnisse sowie die nötige Flexibilität, um auf individuelle Unterstützungsbedarfe der Schüler*innen eingehen zu können. Diese drei Facetten der Unterrichtsgestaltung bilden stabile Grundlagen für qualitätsvolle Lehrkraft-Lernenden-Beziehungen.
Ein Beispiel: Der Umgang mit fehlenden Hausaufgaben sollte im Vorhinein transparent kommuniziert werden. Gleichzeitig darf es für Lernende, die sehr lange für das Bearbeiten benötigen oder die einen herausfordernden familiären Vorfall erleben, respektvolle, neue Wege geben.
9. Wir-Gefühl in der Klasse stärken
Ein positives Klassenklima führt nicht nur zu einer lernförderlichen, respektvollen und vertrauensförderlichen Unterrichtsatmosphäre, sondern unterstützt auch den Aufbau der Beziehung der Lehrkraft zu einzelnen Lernenden.
Ein Beispiel: Führen Sie Aktivitäten durch, die das Wir-Gefühl in der Gruppe stärken und soziales Lernen anregen, z.B. gemeinsame Projekte und Ausflüge oder Klassenrituale für eine wertschätzende Gestaltung von Geburtstagen oder zum Umgang mit Konflikten.
Vertiefende Literatur
Lemov, D. (2023). Unterrichte wie ein Champion: 63 Techniken, die Schüler zum Lernen bringen. Teach Like a Champion - Deutschsprachige Ausgabe (M. Weber, Trans.) (Deutschsprachige Ausgabe). Wiley-VCH GmbH.
Eichhorn, C., & Beer, G. (2020). Beziehungskompetenz von Lehrpersonen – Gute Beziehungen aufbauen. Erziehung Und Unterricht (9-10), 774–782.
Hascher, T., Idel, T.‑S., & Helsper, W. (Eds.). (2022). Springer Reference. Handbuch Schulforschung. Springer VS.