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Darwins Rippenblume - Pleuropetalum darwinii
Foto: M. Burkart
Darwins Rippenblume - Pleuropetalum darwinii

Darwins Rippenblume - Pleuropetalum darwinii

Pflanze des Monats April 2009

Aussterben

 

Als Charles Darwin im September 1835 die Galapagos-Inseln erreichte, war er noch weit entfernt von dem Konzept der Evolution, das ihn 1859 schlagartig berühmt machen sollte. Er interessierte sich auf Galapagos hauptsächlich für Geologie, Riesenschildkröten und Echsen. Daneben sammelte er Pflanzen, darunter einen eigentümlichen kleinen Strauch mit gelblichen Blüten, roten Fruchtstielen und glänzend schwarzen Samen. Seinen Assistenten Syms Covington ließ er einige finkenartige Vögel mit auffallend unterschiedlichen Schnäbeln schießen, die er ziemlich nachlässig inventarisierte. Als er an Bord der „Beagle“ in Richtung Tahiti weitersegelte, dachte er nicht im Traum daran, dass die kleinen Vögel einst als „Darwinfinken“ ein Paradebeispiel der Evolution darstellen würden.

Zurück in England wurden große Teile von Darwins Sammlung durch Spezialisten bearbeitet. Die Vögel von Galapagos erhielt John Gould, der sofort sah, dass es sich um mehrere bislang völlig unbekannte, eng miteinander verwandte Arten handelte. Schon nach 6 Tagen trug er erste Ergebnisse in der „Zoological Society of London“ vor. Mithilfe der Sammlungen mehrerer Mitreisender konnten diese Vögel später den verschiedenen Inseln des Galapagos Archipels korrekt zugeordnet und so die für Darwin peinliche Ungenauigkeit in seiner Sammlung aufgelöst werden. Erst dabei stellte sich heraus, dass bestimmte Arten nur auf bestimmten Inseln vorkamen. „Darwinfinken“ wurden sie dann sogar erst 100 Jahre später genannt. Der eigentümliche Strauch wurde 1846 von Joseph Hooker, damals einer der bedeutendsten Botaniker Englands, als neue Art beschrieben. Er nannte die Pflanze zu Ehren seines Freundes Pleuropetalum darwinii, was so viel heißt wie „Darwins geripptes Blütenblatt“.

In Darwins 1859 schließlich publizierter Evolutionstheorie spielen erbliche Variation, Divergenz und Aussterben eine wichtige Rolle: Nachkommen können von den Eltern in mehreren Merkmalen abweichen (Variation) und tendieren über die Generationen dazu, sich immer weiter auseinanderzuentwickeln (Divergenz). Wenn dann die Zwischenformen aussterben, können aus einer Art über sehr viele Generationen mehrere neue entstehen. Das Aussterben ist dabei paradoxerweise eine Voraussetzung für das Entstehen neuer Arten, jedenfalls wenn es Zwischenformen betrifft.

Heute sind weltweit Arten in einem Ausmaß vom Aussterben bedroht, das sich Darwin kaum hätte vorstellen können. Die wichtigste Ursache sind menschliche Aktivitäten. Leider führt dies zu einem Rückgang der Artenvielfalt und nicht zur Entstehung neuer Arten, denn vom Aussterben sind in der Regel nicht Zwischenformen, sondern „gute“ Arten betroffen.

Auch der Galapagos-Archipel war und ist, obwohl Nationalpark und seit 30 Jahren UNESCO-Weltnaturerbe, nachteiligen menschlichen Einflüssen ausgesetzt. Dazu gehört insbesondere auch die Verwilderung von ursprünglich nicht einheimischen Arten wie zum Beispiel Hausratte, Hauskatze, Hausziege und Brombeere. Ratte und Katze sind vermutlich Nesträuber beim vom Aussterben bedrohten Mangrove-Darwinfinken (Camarhynchus heliobates). Hausziegen fraßen gerne Darwins Rippenblume, wurden aber von Naturschützern in den letzten Jahren dezimiert. Dadurch breiten sich jetzt jedoch Brombeeren aus und überwuchern die Rippenblume. Pleuropetalum darwinii gilt deswegen als gefährdet.

Darwins Rippenblume - Pleuropetalum darwinii
Foto: M. Burkart
Darwins Rippenblume - Pleuropetalum darwinii