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Mein Arbeitstag – Viele Bälle in der Luft beim Service für Familien

Zwischen Studium und Spielplatz: Was bedeutet eine Familie für den Hochschulalltag? Wenn zu Hause Kinder oder pflegebedürftige Angehörige betreut werden, bringt das eine Reihe von Verpflichtungen mit sich. So anstrengend diese auch sind: Familie und Pflege, Studium und Beruf müssen und sollten sich nicht ausschließen. Ganz im Gegenteil, weiß Dr. Dörte Esselborn. Bereits seit 2014 arbeitet sie für den Service für Familien an der Universität Potsdam, der Hochschulangehörige berät und dabei unterstützt, die Aufgaben in Beruf und Studium mit ihren familiären Verpflichtungen zu vereinbaren. Das betrifft laut einer Umfrage deutschlandweit immerhin rund acht Prozent der Studierenden mit mindestens einem Kind. Der Anteil der Studierenden, die angeben, sich zu Hause um pflegebedürftige Angehörige zu kümmern, liegt mit knapp zwölf Prozent sogar deutlich höher. Auch unter den Angestellten ist die Doppelbelastung zwischen Pflege und Beruf groß. Umso wichtiger ist es, Unterstützungsangebote zu kennen und zu nutzen. Wir haben Dörte Esselborn in ihrem Berufsalltag einmal über die Schulter geschaut.  

8:30 Uhr

Was sofort auffällt, wenn man das Büro von Dr. Dörte Esselborn betritt, sind ein Wickeltisch – und eine liebevoll zusammengestellte Sammlung an Informationsmaterialien sowie Kinder- und Jugendbüchern. Es wird schnell klar: Wer auch immer Rat und Hilfe beim Service für Familien sucht, ist hier willkommen.

Morgens steht aber zunächst wie bei vielen anderen der Check der E-Mails an. Täglich erreicht Esselborn eine Vielzahl von Anfragen, die meisten davon schriftlich. „Wir reden hier immerhin von der Herausforderung, Beruf oder Studium gut mit Fürsorgeaufgaben vereinbaren zu können – das ist auch aus Beratungsperspektive nicht leicht. Obwohl ich schon mehr als zehn Jahre dabei bin, lerne ich noch immer jeden Tag dazu, um für alle Statusgruppen auskunftsfähig zu sein. Sei es für Studierende, für die ich zum Nachteilsausgleich oder zur Frage von Beurlaubung bei einer Schwangerschaft oder wegen der familiären Situation recherchiere, sei es für Beschäftigte in Sachen Elternzeit. Ein übergreifendes Thema, das mich derzeit sehr beschäftigt, ist die Pflege von Angehörigen.“ Die Anliegen der Ratsuchenden sind so vielfältig wie die Aufgaben der Beratungsstelle, hinter der vor allem Esselborn steckt – unterstützt und begleitet von einem großen Netzwerk aus lokalen und überregionalen Kooperationspartnern, Netzwerken und Kolleg*innen an der Uni Potsdam. „Ich brenne dafür, dass es ein soziales Miteinander gibt – und das geht nur mit Vernetzung. Familienfreundlichkeit kann man nur gemeinsam umsetzen, das vergessen viele!“, erklärt Esselborn. Aus den zahlreichen Anfragen folgen oftmals Besprechungen und Meetings, die in der Regel ab 9 Uhr starten und bis zum Mittag dauern.

12:30 Uhr

Die Pause und der Gang zur Mensa sind vor allem aus einem Grund fest eingeplant: Als „Einzelkämpferin“ im Familienservice sind Verabredungen ein wichtiger Bestandteil, um sich regelmäßig auszutauschen und auf Ideen zu kommen, die einem alleine vor dem Schreibtisch nicht gekommen wären. Ein solch gemeinschaftlich entwickeltes Projekt, das Esselborn gleichermaßen mit Stolz und Elan erfüllt, ist die 2024 gestartete Informationsreihe „Coffee to Care“ rund um Themen der Pflege, die 2025 mit einem handfesten „Lunch-to-Care“ fortgesetzt wird und Beschäftigte mit Pflegeverantwortung gemeinsam in die Mittagspause führt. Zum fachlich begleiteten, informativen Erfahrungsaustausch beim Mittagessen.

Ab 13 Uhr

Danach stehen nicht selten Treffen innerhalb oder außerhalb der Universität an. Neben den Einzelberatungen von Personen nehmen die Gremien- und Netzwerkarbeit, ihre Aufgaben in der familienpolitischen Kommission der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen (bukof) oder als Vorständin im Verein „Familie in der Hochschule“, dessen Gründungsmitglied die Uni ist, viel Zeit in Anspruch. „Es fühlt sich manchmal so an, als wäre ich eine Jongleurin mit vielen Bällen in der Luft. Da fällt auch schon einmal einer runter und es ist nicht immer möglich, alle gleichermaßen zufrieden zu stellen. Aber ich bleibe dran!“ Mit den eher starren Verwaltungsstrukturen tut sich Esselborn, die als Kulturwissenschaftlerin früher oft bis spät abends gearbeitet hat und viel unterwegs war, auch heute noch schwer.

Einen Tag „wie in Stein gemeißelt“ gibt es daher nicht, stattdessen schätzt und lebt sie den Gestaltungsspielraum, den ihr ihre Arbeit ermöglicht. Nur so können Projekte wie „Allein – Tatort Schule“, umgesetzt werden, das sie mit der Professur für inklusive Deutschdidaktik von Winnie-Karen Giera organisiert hat. Das Theaterstück rund um das Thema Mobbing wurde 2023 im Rahmen des Unicamps von Kindern von Hochschulangehörigen im Grundschulalter aufgeführt und war für alle Beteiligten eine bereichernde Erfahrung. Genau dieses Engagement zeichnet Dörte Esselborn und den Service für Familien aus – jeden Tag aufs Neue.

Weitere Informationen: https://www.uni-potsdam.de/de/service-fuer-familien/service-fuer-familien

 

Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal - Eins 2025 „Kinder“.