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Gesellschaftlich-demokratische Teilhabe als Dimension des Studienerfolgs – Ein Verbundprojekt der Universitäten Potsdam und Halle-Wittenberg

Campus Griebnitzsee
Photo : Ernst Kaczynski
Der Uni-Campus als Ort, an dem demokratische Teilhabe erprobt und gelebt wird.

Immer mehr junge Menschen studieren. Gut ausgebildet werden sie künftig wichtige Positionen einnehmen in einer Gesellschaft, die sich großen Herausforderungen stellen muss: Rechtsextreme und antidemokratische Einstellungen rücken weiter in die Mitte, das Vertrauen in die Politik sinkt, Hass und Hetze, auch gegen Forschende, nehmen zu. Was können Hochschulen dem entgegensetzen? Im Bologna Prozess gilt neben der beruflichen Qualifizierung die Befähigung zur gesellschaftlich-demokratischen Teilhabe als ein wichtiges Ziel und eine auch rechtlich vorgeschriebene Aufgabe.

Das Verbundprojekt GesDimS der Universitäten Potsdam und Halle-Wittenberg untersucht nun erstmals, wie die Hochschulen zur Entstehung gesellschaftlich-demokratischer Teilhabe beitragen. Die Forschenden interessiert, wie sich die Teilhabe im Laufe des Studiums entwickelt und wie sie mit den allgemeinen Dimensionen des Studienerfolgs zusammenhängt. Nicht zuletzt wollen sie erfahren, welchen Stellenwert die Hochschulen diesem Prozess beimessen, ihn fördern und evaluieren.

GesDimS untersucht dies auf individueller Ebene am Beispiel der Universität Potsdam, aber auch auf Organisationsebene – sowohl für die Potsdamer als auch für weitere Hochschulen in Deutschland. Für die quantitative Analyse nutzen die Forschenden eine dreijährige Längsschnittstudie innerhalb des Studierenden-Panels der Uni Potsdam und zusätzlich eine Querschnittsstudie der Absolventenbefragung. Ergänzt werden die bestehenden Instrumente mit einem neu entwickelten Fragebogen. „Unser Ziel ist es, die Entwicklung von gesellschaftlich-demokratischer Teilhabe während des Studiums darzustellen und zu zeigen, wie sie andere Dimensionen des Studienerfolgs beeinflusst“, sagt Dorothea Harles vom Potsdamer Zentrum für Qualitätsentwicklung in Lehre und Studium (ZfQ). Biografische Interviews mit ehemaligen Studierenden dienen dem Vergleich von Personen, die ihr Studium abgeschlossen haben, und solchen, die es abbrachen. „Mit dieser Analyse wollen wir nachvollziehen, ob es vielleicht auch bei einem Studienabbruch nicht-monetäre Erträge bezüglich der Persönlichkeitsentwicklung und politischen Sozialisation im Studium gibt“, ergänzt Projektmitarbeiterin Moira De Angelis.

Auf Organisationsebene werden vom Institut für Hochschulforschung (HoF) der Universität Halle-Wittenberg Dokumente aus dem Qualitätsmanagement (QM) der Universität Potsdam und 23 weiterer Hochschulen analysiert, um zu erkennen, welche Rolle die gesellschaftlich-demokratische Teilhabe in der Außendarstellung der Hochschulen einnimmt. Diese kann dann zwischen den Hochschulen verglichen werden. Interviews mit der Leitung des Potsdamer ZfQ und anderen QM-Beauftragten ausgewählter Hochschulen geben darüber Aufschluss, ob und wie die Förderung der Teilhabe in die formalen QM-Strukturen integriert ist. „Mit den Ergebnissen der drei Analysen möchten wir im kommenden Jahr Handlungsoptionen formulieren, mit denen die gesellschaftlich-demokratische Teilhabe an Hochschulen gefördert werden kann“, kündigt Dorothea Harles an.

„GesDimS – Gesellschaftlich-demokratische Teilhabe als Dimension des Studienerfolgs“ ist ein BMBF-gefördertes Verbundprojekt.  Es steht unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrich Kohler, Professor für Methoden der empirischen Sozialforschung an der Universität Potsdam, und Prof. Dr. Peer Pasternack, Direktor des Instituts für Hochschulforschung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Das Projekt ist am Zentrum für Qualitätsentwicklung in Lehre und Studium (ZfQ) im Bereich Hochschulstudien angesiedelt. Es hat eine Laufzeit von 2021 bis 2024.

Weitere Informationen:
https://www.uni-potsdam.de/de/zfq/hochschulstudien/gesdims

Link zur Publikation:
De Angelis, Moira; Harles, Dorothea; Mauermeister, Sylvi; Aust, Robert (2023): Gesellschaftlich-demokratische Teilhabe: trotz hochschulischer oder durch hochschulische Bildung? In: Das Hochschulwesen (1+2), S. 154–165. DOI: http://www.doi.org/10.53183/HSW-2023-12