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Fortschrittliche Pädagogin – Koordinationsbüro für Chancengleichheit benennt sein Stipendium nach Gertrud Feiertag

Zeichnung von Gertrud Feiertag
Photo : Liat Nativ; sci|vis|to, Dr. Franziska W. Schwarz
Gertrud Feiertag

Das vom Koordinationsbüro für Chancengleichheit verliehene Brückenstipendium erhielt zum 1. Februar 2023 einen neuen Namen: den der 1890 geborenen Pädagogin Gertrud Feiertag. Während der Zeit des Nationalsozialismus hatte sie in ihrem jüdischen Kinderlandheim in Caputh zeitweise bis zu einhundert Mädchen und Jungen schulische Zuflucht und Zugang zu Bildung geboten, bevor sie später selbst nach Auschwitz deportiert wurde. „Gertrud Feiertag war eine beeindruckende Pädagogin, die mit fortschrittlichen Konzepten und persönlichem Einsatz Wissen vermittelte. Ein Vorbild für unsere intersektionale Gleichstellungsarbeit“, sagt Christina Wolff, zentrale Gleichstellungsbeauftragte und Leiterin des Koordinationsbüros für Chancengleichheit.

Das Gertrud-Feiertag-Stipendium wird an junge Wissenschaftlerinnen, an Eltern nach familiär bedingter Arbeitsunterbrechung sowie an Personen in sozialer Notlage vergeben, um sie in der Abschlussphase ihres Studiums, ihrer Promotion oder Habilitation finanziell zu entlasten. Die Fördersätze der Stipendien liegen je nach Statuszugehörigkeit zwischen 800 und 1300 Euro im Monat, zuzüglich eines Kinderzuschlags. Damit soll der Einstieg in die wissenschaftliche Karriere erleichtert und der Frauenanteil auf allen Qualifizierungsstufen erhöht werden. Weitere Informationen zum Stipendium und dessen Förderkriterien erhalten Sie hier:
https://www.uni-potsdam.de/de/gleichstellung/beratung-und-unterstuetzung/foerderung-in-studium-promotion-und-wissenschaft/gertrud-feiertag-stipendium

Die Namensänderung des Stipendiums steht für eine Überarbeitung der Förderkriterien. Die Zielgruppe des Stipendiums hat sich erweitert, sodass das Brückenstipendium nunmehr Teil des Gertrud-Feiertag-Stipendiums ist, zudem aber auch beispielsweise Personen in extremer sozialer Notlage gefördert werden.

Gertrud Feiertag (1890-1943) war Kindergärtnerin und Jugendleiterin. Am 1. Mai 1931 eröffnet sie das „Kinderlandheim Caputh“, in dem zunächst Kinder aus zerrütteten Familien aufgenommen wurden. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde das Heim ab 1936 zum „Jüdischen Kinder- und Landschulheim Caputh“, das jüdischen Kindern und Jugendlichen Zuflucht bot. Gertrud Feiertag schaffte es, mit ganzheitlichem reformpädagogischen Ansatz einen Raum des gemeinsamen Lebens und Lernens zu gestalten. Das zeigte sich auch in großer Naturverbundenheit und einem vielfältigen kulturellen Schaffen. Nach der Pogromnacht vom 9. November 1938 wurde das Haus überfallen, Kinder und Erwachsene vertrieben. Danach fand kein Unterricht mehr statt. Im Februar 1939 musste die Einrichtung geschlossen werden. Im Mai 1943 wurde Gertrud Feiertag aus Berlin nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Ihr letztes Lebenszeichen datiert im Spätsommer 1943.  
https://frauenorte-brandenburg.de/gertrud-feiertag/