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Zwischen Arbeitsalltag und Familienleben – Beschäftigte erzählen von Kindern, Partnerschaft und Karriere

Die Illustration zeigt verschiedene Familienkonstellationen. Die Grafik ist von AdobeStock/virinaflora.
Photo : AdobeStock/virinaflora

Prof. Dr. Andreas Borowski | Professor für die Didaktik der Physik | Dr. Uta Magdans | Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für die Didaktik der Physik | Zwei Kinder (12 und 10)

Wie sieht die Organisation von Familie und Beruf im Alltag bei Ihnen aus? Wer ist wofür verantwortlich?

Unser Tagesrhythmus richtet sich nach den Kindern bzw. der Schule. Auch in der Corona-Zeit haben wir versucht, die tägliche Aufteilung in Arbeit und Freizeit beizubehalten, was aber leider nur teilweise gut gelang. Insgesamt macht jeder im Haushalt die Arbeit, die gerade anliegt, bzw. sie oder er am besten kann.

Was bedeutet es für Sie, beides gut unter einen Hut zu bekommen?

Wenn Arbeitszeit und Zeit für die Familie ausgewogen sind, d.h. dass berufliche und private Aufgaben ohne Zeitdruck erledigt werden können. Wichtig dabei ist, dass man sich auf eine Tätigkeit konzentrieren kann, ohne an anderen Dingen parallel zu arbeiten. Bei uns gelingt besonders, dass der Sonntag weitestgehend arbeitsfrei gehalten wird und Zeit für die Familie ist. Auch können wir uns, als jahrelang eingespieltes Team, zu hundert Prozent aufeinander verlassen.

Worin liegt die größte Herausforderung?

Die größten Herausforderungen liegen dann vor, wenn bei der Arbeit Belastungsspitzen auftreten und dadurch die täglichen Routinen im Familienleben darunter leiden. Auch ist es sehr schwer für sich, füreinander, für Hobbys und regelmäßige sportliche Aktivitäten Zeit zu finden. Grenzen werden dann – sogar ziemlich schnell – erreicht, wenn zusätzliche Belastungen wie Krankheit oder Homeschooling auftreten. Dann gelingt die „normale Arbeit“ nur unter Herausforderungen.

Wie hat die Corona-Pandemie Ihr Familienleben verändert?

Die größte Herausforderung war, das Homeschooling zu organisieren und die Kinder bei den gegebenen Aufgaben als Lernberaterin bzw. -berater zu unterstützen. In Zeiten mit hohen Inzidenzen fielen alle sportlichen und sonstigen Freizeitaktivitäten weg. Dadurch fehlten der „normale“ Tagesablauf sowie der körperliche und emotionale Ausgleich für die Kinder. Hierfür mussten Alternativen gefunden werden. Ansonsten sind wir als Familie noch enger zusammengerückt und haben gerade in der kalten Jahreszeit viel mehr als vorher Gesellschaftsspiele gespielt.

Elisabeth Borsdorf | International Office | Bereich Praktika im Ausland | Zwei Kinder (6 und 1)

Wie sieht die Organisation von Familie und Beruf im Alltag bei Ihnen aus? Wer ist wofür verantwortlich?

Obgleich ich oft denke, am Morgen in einem einzigen Chaos aufzuwachen und am Abend in selbigem wieder einzuschlafen, versuchen wir trotzdem unser Bestes, einen geregelten Tagesablauf hinzubekommen. Und so einen Familienkosmos zu schaffen, der allen vier Familienmitgliedern gerecht wird. Sowohl die Hausarbeit als auch die Zeit mit den Kindern teilen sich mein Ehemann und ich. Das beginnt bereits am Morgen: Einer hilft dem einen Kind, die andere kümmert sich um das andere – die eine bringt das Kind zur Schule, der andere das Kleinkind in den Kindergarten. Dann arbeiten wir beide und am Nachmittag bzw. Abend geht das Spiel von vorn los. Das Abendbrot ist unsere Familienzeit, in der wir alle zusammen den Tag Revue passieren lassen.

Was bedeutet es für Sie, beides gut unter einen Hut zu bekommen?

Es bedeutet vor allem Organisationstalent. Es gibt Tage, an denen ich nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Dann hofft man auf das Wochenende und auf ein wenig Zeit der Entspannung, die in den seltensten Fällen auch eintritt. ;)
Unsere täglichen Routinen sind an Arbeitstagen fast minutiös geplant und oft meistern wir den Spagat zwischen Kindergarten – Schule – Arbeit – Haushalt. Aber natürlich sind in unserer Familie nicht nur die Erwachsenen, sondern auch die Kinder in ihren Bedürfnissen und Wünschen recht willensstark und das kostet extra Zeit und Kraft. Zu meiner Tätigkeit gehören auch dienstlich bedingte Auslandsaufenthalte. Hier erhalte ich sehr viel Unterstützung von meinem Mann und meiner Mutter, die es mir überhaupt erst ermöglichen, auch längere Dienstreisen durchzuführen.

Worin liegt die größte Herausforderung?

Eine sehr große Herausforderung ist der Arbeitsweg. Aus Berlin kommend, habe ich eine Fahrzeit von anderthalb Stunden bis zu meinem Arbeitsplatz in Potsdam, also drei Stunden am Tag. Das machte mir tatsächlich bei einer 40-Stunden-Woche am meisten zu schaffen. Vor der Pandemie kam ich zu oft zu erschöpft nach Hause und hatte de facto kein Familienleben mehr.
Meine Vorgesetzten haben mich in dieser Zeit sehr unterstützt und wir haben gemeinsam Lösungen gefunden, um Arbeit und Familie besser unter einen Hut zu bringen. Unter anderem nehme ich an einem flexibleren Arbeitszeitmodell teil, sodass ich die Betreuungszeiten meiner Kinder in Kindergarten und Schule besser mit meinen Arbeitszeiten verbinden kann. Auch wurde es mir verständnisvoll und ohne großen Aufwand ermöglicht, in Teilzeit zu arbeiten.

Wie hat die Corona-Pandemie Ihr Familienleben verändert?

Wir wurden letztes Jahr mit einem neuen Menschenskind beschenkt. Natürlich ist die Situation unter Corona eine andere und doch hat sich unser Familienleben vor allem dahingehend verändert, dass wir nun zu viert sind. Das coronabedingte Homeoffice hat maßgeblich dazu beigetragen, dass wir mehr Zeit füreinander haben. Ich vermisse meine Kolleginnen und die Studierenden, das persönliche Gespräch. Aber ich genieße auch die „geschenkten“ drei Stunden, die ich nicht mehr täglich fahren muss und die ich nun mit meinen Kindern und meinem Partner verbringen kann.

Annett Wadewitz | Assistentin an den beiden Professuren für Sozialstrukturanalyse und soziale Ungleichheit sowie für Öffentlichen Sektor | Finanz- und Sozialpolitik | Zwei Kinder (16 und 13)

Wie sieht die Organisation von Familie und Beruf im Alltag bei Ihnen aus? Wer ist wofür verantwortlich?

Mein Kalender ist das A und O. Zudem haben wir einen Familienkalender. Im Haushalt hat jeder seine Aufgaben. Küche, Bad, Müll, Einkauf, Wäsche – jeder muss mitmachen. Es klappt meistens ganz gut. Wir haben eine digitale Einkaufsliste, machen einmal die Woche einen Großeinkauf. Den Rest kauft die Große alleine für uns alle ein oder ich gehe gleich morgens um 7 Uhr. Das alles geht nur, weil ich flexibel in meinen Arbeitszeiten bin. Das gemeinsame Frühstücken ist nicht mehr möglich, aber ich setze mich mit einer Tasse Kaffee dazu, wenn eines der Kinder frühstückt. Dafür essen wir abends immer gemeinsam.

Was bedeutet es für Sie, beides gut unter einen Hut zu bekommen?

Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, war schon in meiner Ehe eine Herausforderung, als Alleinerziehende erst recht. Dank Homeoffice ist es besser. Das erspart mir den Weg zur Uni, ich kann vor Ort sein und bin ansprechbar für die Teenies, habe aber auch die Chance, meiner Arbeit gerecht zu werden. Das ist mir wichtig. Ich muss kein schlechtes Gewissen haben, in Vollzeit mit den Kindern zu arbeiten. Ich gehe noch immer sehr in meiner Arbeit an den Lehrstühlen auf. Ich habe zwei tolle Chefs, die wissen, wie das Leben mit Familie aussieht, und treffe auf sehr viel Verständnis. Ich gehe sehr offen mit den Dingen um und formuliere die Schwierigkeiten, die es zu meistern gilt.

Worin liegt die größte Herausforderung?

Die größte Herausforderung ist das enorme Verantwortungsgefühl. Und wenn mal etwas schiefgeht, ruhig zu bleiben und die Sachen zu sehen, die gut laufen. Der Tag hat nur 24 Stunden. Es ist utopisch zu denken, alles erledigen zu können. Die Grenzen erreiche ich regelmäßig und dann gilt es, wieder aufzutanken. Das mache ich beim Hochschulsport – Kanufahren mit Christoph. Das rettet mich.

Wie hat die Corona-Pandemie Ihr Familienleben verändert?

Sehr. Anfangs hat es zusammengeschweißt. Dann trat im Winter eine Art Resignation ein. Über fünf Monte gemeinsam zu Hause zu sein und dennoch die Zeit miteinander genießen zu können, war eine Herausforderung. Wir haben alle gelernt, die Grenzen des anderen zu respektieren, mehr als jemals zuvor. Und das gegenseitige Verständnis füreinander ist gewachsen. Und nun genießen alle, wieder unterwegs zu sein, aber wir müssen aufpassen, dass es noch ein Familienleben gibt.

Robert Meile | Leiter Zentrale Studienberatung | Psychologische Beratung und Beauftragter für Studierende mit Behinderung/ Chronischer Krankheit | Zwei Kinder (8 und 4)

Wie sieht die Organisation von Familie und Beruf im Alltag bei Ihnen aus? Wer ist wofür verantwortlich?

Mein Mann und ich haben 2013 und 2017 zwei Kinder adoptiert. Schon vorher war klar, dass wir beide in unseren Berufen weiterarbeiten möchten. Nachdem ich 2013 ein Jahr in Elternzeit war, bin ich wieder Vollzeit an die Universität zurückgekehrt. Mein Mann hat seitdem seine Arbeitszeit um ein Viertel reduziert. 2017 haben wir uns die Elternzeit geteilt. Ich habe 50 Prozent gearbeitet und mein Partner auch, sodass wir uns die Verantwortung für die Kinder teilen konnten. Seit dem Ende der Elternzeit haben wir gleichberechtigt die Verantwortung für die Betreuung der Kinder. Da wir beide recht flexibel arbeiten können, haben wir uns so aufgeteilt, dass die Kinder gegen 15 Uhr aus den Einrichtungen abgeholt werden bzw. selbstständig nach Hause kommen. Es gibt bei uns keine klassische Rollenverteilung: Wir kümmern uns gleichberechtigt um Haushalt und Kinder und die berufliche Karriere kommt auch nicht zu kurz.

Was bedeutet es für Sie, beides gut unter einen Hut zu bekommen?

Ich bin bemüht, die Aufgaben und Pflichten in den Lebensbereichen Familie und Beruf gleichberechtigt wahrzunehmen. Was aber nicht vergessen werden sollte, ist die eigene Freizeit ohne Familie oder Arbeit. Ich denke, dass es mir gut gelingt, weder die Familie noch mich zu „vergessen“. Durch die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten, kann ich meinen Tag freier einteilen, und damit gelingt es besser, alles unter einen Hut zu bekommen. Ich finde, dass wir das gut meistern.

Worin liegt die größte Herausforderung?

Die größte Herausforderung liegt darin, sich selbst und die Partnerschaft nicht zu vernachlässigen. Oft ist man mit dem Alltag so sehr beschäftigt, dass man selbst oder der Partner zu kurz kommen. Für mich persönlich ist es manchmal schwierig, die Akkus wieder aufzuladen. Dafür müsste ich mir mehr Zeit nehmen.

Wie hat die Corona-Pandemie Ihr Familienleben verändert?

Wir haben ja alle gesehen, dass die Pandemie insbesondere für Eltern eine sehr herausfordernde Zeit war und immer noch ist. Home-Kita, -schooling, -cooking und -office zu schaffen, war nicht immer einfach. Es könnte ja sein, dass die Kitas und Schulen wieder schließen müssen. Wir selbst waren zwei Mal in Quarantäne, aber zum Glück ist niemand erkrankt. Im Moment arbeiten wir immer noch im Homeoffice, das hat Vorteile, weil es Zeit spart und damit das Arbeiten flexibler geworden ist. Das schätze ich sehr, denn dadurch habe ich mehr Zeit für Kinder und Partnerschaft. Ich wünsche mir deshalb, auch weiterhin (zumindest teilweise) zu Hause arbeiten zu können.

Patrick Parnow, Fachkraft für Arbeitssicherheit, zwei Töchter (14 und 11)

Wie sieht die Organisation von Familie und Beruf in Ihrem Alltag aus? Wer ist wofür verantwortlich?

Ich lebe mit meiner elfjährigen Tochter, da ist man für alles verantwortlich. Meine 14-jährige Tochter lebt bei der Mama mit dem Stiefpapa und den jüngeren Halbgeschwistern, wir verbringen aber dennoch sehr viel Zeit gemeinsam. Wir sind eine große Patchworkgemeinschaft, die sich auch im Alltag gegenseitig unterstützt. Wir Eltern sind voll berufstätig, die Kinder unterstützen je nach Alter. Die Kleine mit ihren vier Jahren kann den Tisch eindecken, die größeren Schwestern sind für die Spülmaschine zuständig oder bringen mal die Kleinen ins Bett. Die Verantwortlichkeiten sind jedenfalls gerecht verteilt.

Was bedeutet es für Sie, beides gut unter einen Hut zu bekommen?

Alles gut unter einen Hut zu bekommen bedeutet für mich, für das Leben neben Arbeit und Familie auch noch Freiräume zur individuellen Gestaltung und Entfaltung zu lassen. So geht meine Tochter neben der Schule zum Klavierunterricht und zum Cheerleading, die größere spielt neben Cheerleading auch noch Volleyball. Und auch mir bleibt genug Zeit, um mal mit Freunden ins Pub zu gehen. Für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist die Uni Potsdam als Arbeitgeberin für mich ein Glücksfall, könnte aber an manchen Stellen noch flexibler werden.

Worin liegt die größte Herausforderung?

Alles in allem sind wir ein gut eingespieltes Team, sowohl im Kleinen zu zweit als auch im Großen zu siebt. Grenzen werden schon mal erreicht, wenn plötzlich unvorhersehbare Ereignisse eintreten, wie Krankheit oder im letzten Jahr die Corona-Pandemie mit allen einhergehenden Einschnitten. Bis jetzt haben wir aber noch jede Herausforderung gemeistert.

Wie hat die Corona-Pandemie Ihr Familienleben verändert?

Als Familie sind wir noch enger zusammengerückt, über Wochen waren das, wie für viele andere Menschen auch, die einzigen sozialen Kontakte. Durch das Homeschooling meiner Tochter habe ich einen wesentlich tieferen Einblick erhalten, was sie so in der Schule macht – und dabei auch einiges aufgefrischt. Und dann war da auch der Spagat zum Homeoffice, den man gleichzeitig hinbekommen musste. Es war eine intensive Zeit und ist es nach wie vor.

 

Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal - Zwei 2021 „Familie und Beruf“ (PDF).