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Alternative Milch aus der Erbse – Start-UP „VlyFoods“ setzt auf Nährwert und Umweltschutz

Die drei Gründer von „Vly Foods“: Nicolas Hartmann, Niklas Katter, Moritz Braunwarth | Foto: Vly Foods
Das Team von „Vly Foods“ mit Erbsenmilch | Foto: Vly Foods
Photo : Vly Foods
Die drei Gründer von „Vly Foods“: Nicolas Hartmann, Niklas Katter, Moritz Braunwarth
Photo : Vly Foods
Das Team von „Vly Foods“ mit Erbsenmilch
Hafer-, Reis-, Soja- oder Mandelmilch – pflanzliche Alternativen zur klassischen Kuhmilch liegen im Trend und werden immer stärker nachgefragt. Das wollten Nicolas Hartmann, Niklas Katter und Moritz Braunwarth für sich nutzen: Die drei Gründer entwickelten Milchimitate aus Erbsen. Seit Ende Januar 2020 vertreiben sie ihre Produkte in den ersten Berliner Supermärkten. „VlyFoods“ heißt ihr Start-up, das vom Gründerservice der Universität Potsdam unterstützt wurde. Dr. Silke Engel hat mit einem der drei Gründer – Nicolas Hartmann – gesprochen.

Um eines vorauszuschicken: Ich bin passionierte Vollmilch-Trinkerin, traditionell hergestellt und mit einem Fettanteil von mindestens 3,8 Prozent. Am liebsten kaufe ich die Milch von Kühen mit Hörnern, die im Ökodorf Brodowin hergestellt wird. Auch in meinen Kaffee zuhause kommt nur Milchschaum des Originals. Wenn im Büro, in Hotels oder Restaurants Kaffeesahne oder H-Milch angeboten wird, verzichte ich und trinke meinen Kaffee schwarz. Insofern kann ich den Geschmack der Milch aus der Erbse von „VlyFoods“ nicht wirklich beurteilen. Mir fehlt der Vergleich zu anderen pflanzlichen Alternativen. Zum ersten Mal probiere ich so etwas und kann nur sagen: Nach Milch schmeckt es jedenfalls nicht. Aber H-Milch ist für mich ebenso geschmacksneutral – „weißes Wasser“ nenne ich sie oft scherzhaft im Büro.

Erbsenmilch ist umweltfreundlich und gesund

Den Erbsenmilch-Entwicklern liegen vor allem der Nährwert ihrer Produkte und eine Ressourcen schonende Herstellung am Herzen. „Milch ist überall“, so Nicolas Hartmann, der in Oxford mit einem Master in „Financial Economics“ abgeschlossen hat. „Doch wir glauben, dass wir in Zukunft immer weniger tierische Lebensmittel konsumieren werden. Die Massentierhaltung ist ein Auslaufmodell.“ Deshalb wollen die drei Gründer etwas verändern. Indem sie Erbsen verarbeiten, werden deutlich weniger umweltschädliche Gase freigesetzt: „Pro Gramm Protein fällt 15 Mal weniger CO2 an als bei einer Kuh“, rechnet Hartmann vor. Die Erbsen beziehen die Unternehmer aus Nordfrankreich, hergestellt wird die alternative Milch in Nordrhein-Westfalen.

Auch aus gesundheitlichen Gründen steht die pflanzliche Milch bei den jungen Unternehmern hoch im Kurs. Hartmann hat in seinem früheren Leben Profisportler beraten, die sich vegan ernähren. Zudem war er selbst aktiv in der deutschen Jugendnationalmannschaft im Basketball. „Unsere pflanzliche Milchalternative hat bessere Nährwerte als Kuhmilch“, erläutert er. „Das ungesüßte Produkt ersetzt sogar Magermilch und ist bezogen auf Funktionalität und Nährwerte ohnegleichen: 50 Prozent mehr Protein, keine gesättigten Fettsäuren und auch keine ‚kurzkettigen‘ Kohlenhydrate.“ Daher auch die Marke „vly“ – ein verstecktes Wortspiel. Hartmann erklärt die Botschaft dahinter: „vly“ steht für „fly“ mit einem v für vegan. Wir wollen spezifisch offen für Flexitarier sein. So erwähnen wir das Wort ‚vegan‘ nicht zu laut. Aber klar ist: Alle unsere Produkte sind 100 Prozent pflanzlich.“

Um ihre Produktpalette zu erweitern, tüfteln sie bereits fleißig – vom Trinkjoghurt bis zum Magerquark können sich die drei Gründer alles mit ihrer Erbsen-Alternative vorstellen. Hier ist vor allem Moritz Braunwarth gefordert. Er hat seinen Bachelor in Lebensmitteltechnologie an der Technischen Universität Berlin gemacht und kümmert sich um die Produktentwicklung. Berufserfahrung sammelte er als Koch im Grand Hotel Tschuggen in der Schweiz, dessen Restaurant „La Vetta“ einen Michelin Stern besitzt!

Über das Berliner Start-up Ökosystem ist Braunwarth zum Team von „VlyFoods“ gekommen. Der Dritte im Bunde, Niklas Katter, zuständig für Finanzen und Vertrieb, war ebenfalls an der Universität in Oxford. Er kennt Hartmann aus der gemeinsamen Studienzeit. „Der Markt mit pflanzlichen Milchalternativen wächst in Deutschland zwar, doch er ist hart umkämpft“, betont Nikolas Hartmann. „Wir glauben, dass wir uns über die gesundheitlichen Vorteile der Produkte langfristig am Markt positionieren können.“

Im wissenschaftlichen Netzwerk stark

Den dreien ist klar, dass sie einen langen Atem brauchen. „Bis aus der Idee die passenden Getränke entstanden sind, hat es knapp zwei Jahre gedauert“, erinnert sich Hartmann. „Besonders schwierig war der Weg von einem Produkt, das im Labor super war, zu einem Produkt, das wir dann auch skalieren und im Supermarkt verkaufen konnten. Hier gab es viele Herausforderungen – angefangen von großen Mindestmengen in der Produktion, bis hin zu den rechtlichen Fallstricken, die es zu verstehen galt.“ Doch den Unternehmern standen starke Partner zur Seite: „Forschende haben unsere Arbeit unterstützt. Und durch den Service von Potsdam Transfer an der Universität Potsdam kamen wir zum Kompetenzcluster ‚Nutri-Act‘. Die Stärke des Netzwerkes und die Offenheit für Innovationen haben uns sehr geholfen.“

Die drei Gründer sind ambitioniert: „In fünf Jahren wollen wir der größte Anbieter von Milchprodukt-Alternativen in Europa sein“, betont der für Marketing zuständige Hartmann. „Besonders glücklich sind wir, wenn wir daran mitwirken, den Anteil von pflanzlichen Milchprodukten in den nächsten Jahren deutlich zu steigern.“ Doch zunächst ist das Ziel, deutschlandweit in den großen Supermarktketten vertreten zu sein. Bisher sind die Produkte von „VlyFoods“ in ausgewählten Supermarkt-Filialen und online erhältlich.

Die Gründer

Nicolas Hartmann studierte „Financial Economics“ an der Universität Oxford und schloss mit dem Master ab. Er arbeitete als Unternehmens- und Ernährungsberater.

Niklas Katter studierte „Law and Finance“ an der Universität Oxford und schloss mit dem Master ab. Er war Unternehmensberater bei McKinsey & Company sowie Unternehmer mit einem Amazon Business.

Moritz Braunwarth studierte Lebensmitteltechnologie an der Technischen Universität Berlin (Bachelor). Als Koch war er im Grand Hotel in Tschuggen (Schweiz) tätig.

 

Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal Wissen - Zwei 2020 „Gesundheit“.