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Lernmittelgestaltung & Schulbuchredaktion

Beim Gedanken an die eigene Schulzeit hat fast jede*r von uns das Logo der bekannten Schulbuchverlage im Kopf, deren Produkte uns über die Jahre begleiteten. Doch spätestens seit Corona dürften wir auch den Bedarf an vielfältigeren - z. B. online oder für die Selbstlehre vorhandenen Formaten der Wissensvermittlung vor Augen haben. Diese werden nicht nur von Schulbuchredakteur*innen sondern auch von Lehr- bzw. Lernmittelgestalter*innen der unterschiedlichsten Bildungsanbieter erstellt. Ob für formelle oder informelle Lernsettings, für die Kinder-, Jugend- oder Erwachsenenbildung — eine Unzahl von Apps, Websites, Spielen und sonstigen Bildungsformaten laden uns kontinuierlich dazu ein, uns weiterzubilden.

So vielfältig wie die möglichen Lehr- und Lernkontexte sind, so unterschiedlich gestaltet sich auch der Arbeitsmarkt für die Produzent*innen dieser Lernmedien. Die bekannteste und klassischste Möglichkeit in dieses Berufsfeld einzusteigen ist dabei eine Anstellung als Redakteur*in in einem der großen Bildungsverlage.
Die Hauptaufgabe einer solchen Redaktion besteht in der didaktischen Erarbeitung, also der Prüfung und Produktion von Unterrichtsmaterialien für den Fachunterricht an Schulen – in gedruckter und digitaler Form. Häufig arbeiten die Schulbuchredakteur*innen dafür mit Fachautor*innen zusammen, die meist nebenberuflich für den Schulbuchverlag tätig sind und die eigentlichen Inhalte erstellen. Im Unterschied zu Redakteur*innen aus anderen Bereichen (z. B. in Zeitungsverlagen) fungieren Schulbuchredakteur*innen also nicht primär als Autor*innen sondern mehr als eine Mischung aus Redakteur*in und Lektor*in. Auch die Abstimmung mit weiteren Bereichen - wie der Bild- und Rechteabteilung oder dem Vertriebsteam gehören zu ihren täglichen Aufgaben. Anders als in anderen Verlagen müssen die Lerninhalte für Schulmedien zudem auf die Bildungsvorgaben abgestimmt und von den Kulturministerien geprüft werden. Aufgrund dieses engen inhaltlichen Zuschnitts auf den schulischen Kontext, fordern die Schulbuchverlage für den Einstieg als Redakteur*in daher meist ein abgeschlossenes Lehramtsstudium sowie eigene Unterrichtserfahrung im betreffenden Fachbereich. Der Einstieg bietet sich über die Nachwuchsprogramme der jeweiligen Verlagshäuser an, die sowohl Werkstudent*innenstellen, als auch Praktika und Volontariate anbieten. Gerade wer sich ohne Lehramtsstudium für den Bereich interessiert, sollte schon im Studium versuchen, entsprechende Erfahrungen zu sammeln.

Von Vokabelapp über Planspiel bis Unternehmensschulung - riesiger Markt an Bildungsmedien

Doch auch neben diesen klassischen Schulbuchverlagen ist der Markt an Bildungsanbietern enorm. So betreiben einige größere Unternehmen eigene E-Teaching-Portale für ihre Mitarbeitenden, NGOs entwickeln eigene Unterrichtskonzepte, mit denen sie Projekttage an Schulen gestalten oder Unternehmen erstellen Materialien mit denen sie Einfluss auf den Unterricht nehmen und diesen teilweise auch für ihre Lobbyarbeit nutzen möchten.
Hinzu kommen Lernapps und Spiele, Podcasts und How-to-Videos, Quizformate und Tests, die uns mal beim Vokabeltraining, mal beim Mathelernen oder beim Erlernen eines Musikinstruments unterstützen sollen. Auch start-ups, die Schulungsunterlagen für Unternehmensweiterbildungen anbieten, zählen zum Markt.
Diese Bandbreite an Einsatzstellen erschwert die Orientierung im Feld. So gibt es weder einheitliche Stellenbezeichnungen noch Suchquellen. Von Lehrmitteldesign über Fachreferent*in, Content Creator, Redakteur*in bis hin zu Projektleitung oder Projektmanager*in ist bei den Jobtiteln alles dabei. Je nach Kontext gestalten sich auch die Anforderungs- und Stellenprofile unterschiedlich. Da es bei den auf das private und außerschulische Lernfeld ausgerichteten Bildungsakteuren keine offiziellen Bildungsvorgaben zu beachten gibt, ist der Einstieg hier oft auch ohne Lehramtsstudium möglich.
Eigene didaktische Erfahrungen z. B. als Trainer*in oder Tutor*in sowie redaktionelle Kenntnisse sind dennoch meist gern gesehen. Neben der eigentlichen redaktionellen Arbeit und Lernmittelproduktion kommen abhängig von der Stelle noch Aufgaben wie der Aufbau von Kommunikations- und Vertriebsnetzwerken, die Marktanalyse, die Teilnahme an Bildungsmessen und die Repräsentation in Bildungsnetzwerken sowie Marketingaktivitäten hinzu. Neben dem fachlichen Wissen im jeweiligen Lernfeld, sind für die Produktion außerdem auch Kenntnisse im Graphikdesign, in der Testentwicklung, der Video- und Podcastproduktion sowie mit Web- und App-Technologien, Datenbanken und CMS- und E-Learning-Systemen hilfreich. Auch Projektmanagementerfahrungen sind oft nützlich, da es – gerade in kleineren Start-ups – den gesamten Produktionsprozess von der Marktanalyse über die Produktentwicklung bis hin zum Vertrieb zu begleiten gilt und auch die Budget- und Personalverwaltung in den eigenen Aufgabenbereich fallen können.

Wer sich für einen Einstieg ins Feld interessiert, sollte versuchen, sich einen Überblick über den Markt der Bildungsanbieter zu verschaffen und direkt auf den Homepages der jeweiligen Unternehmen und Start-ups nach Stellen zu suchen. Die großen Schulbuchverlage unterhalten eigene Stellenbörsen auf Ihren Websites. Eine weitere Anlaufstelle bietet darüber hinaus z. B. der Verband der Bildungsmedien und die Teilnehmerlisten der großen Bildungsmessen. 
 

Portrait Marion Kiffe

Marion Kiffe

arbeitet in der Englischredaktion des Cornelsen Verlags Berlin

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