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Ausstellungsarbeit

Der Raum, in dem wir uns befinden, ist sanft beleuchtet. Leise Stimmen werden von den hohen Wänden reflektiert und verteilen sich im Saal. Die geschmackvoll gekleideten Gäste betrachten eingehend die unterschiedlich arrangierten modernen Gemälde. Während sie sich mit der Künstlerin unterhält, schwenkt eine Gestalt in der Mitte des Raumes ihr Champagnerglas. Ihr tiefgründiges Gespräch über Kompositionen, Farben und Gesellschaftskritik wird von der sanften klassischen Musik aus dem Hintergrund begleitet. Mit einem erleichterten Lachen und gehobenen Augenbrauen prostet sie einer kleinen Gruppe vorbeilaufender Gäste zu, die unter anerkennendem Nicken ebenfalls ihre Gläser erheben.

So, oder zumindest so ähnlich, stellen wir uns Berufe im Ausstellungsbereich vor. Prosaisch und plakativ wird mit dem obigen Bild der Eventcharakter einer Ausstellungseröffnung in gesellschaftlich gehobenen Kreisen beschrieben. Die kurze Geschichte offenbart hierbei, wie wichtig der Kontakt zwischen Galerist*in, Künstler*innen und Kaufenden für ein erfolgreiches Geschäft im Ausstellungsbereich sein kann. Wie genau sich der Weg in den Beruf zur erfolgreichen Gründung einer eigenen Galerie gestaltet, scheint jedoch ein Mysterium zu sein: So gibt es keine Ausbildung, die einen solchen Abschluss explizit benennen würde und trotzdem findet sich in Berlin Mitte in jeder zweiten Seitenstraße eine kleine Ausstellung. Das liegt daran, dass Galerien ähnlich wie Einzelhandelsgeschäfte funktionieren, damit klassischen Gründungsregeln unterliegen und in der Regel als GmbH, GbR oder Einzelunternehmen ins Leben gerufen werden. Möchte man eine eigene Galerie auf die Beine stellen, erweist es sich somit als sinnvoll, einen Überblick über die eigene Vision und damit einhergehende Kosten zu erhalten. Hierzu eignet sich die Erstellung eines Businessplanes, in dem sich die eigenen Gründungsideen ansprechend formulieren und präsentieren lassen. Der Vorteil daran: Mithilfe der klaren Vorstellungen und Informationen lassen sich auch Sponsoren und Geldgeber*innen besser für das eigene Vorhaben begeistern.  

Obwohl es sich bei der Eröffnung einer eigenen Galerie um eine „Genehmigungsfreie Gründung“ handelt, die kein Spezialistentum zwingend erfordert, gelten Kontakte im künstlerischen Bereich als A und O, um mit der eigenen Galerie ein interessiertes Publikum erreichen zu können. Um bei der Auswahl der Kunst/Künstler*innen, sowie im fachkundigen Gespräch mit etwaigen Kund*innen einen kompetenten Eindruck erwecken zu können, ist es deswegen von Vorteil einiges an Wissen über vorliegende Werke, Epochen und Materialien in Petto zu haben. Aus diesem Grund ist ein vorher absolviertes Studium in den Bereichen Kunstwissenschaften oder Kunstgeschichte (um nur zwei Beispiele zu nennen) eine gute Vorbereitung auf künstlerische Auswahlprozesse und notwendige Fachgespräche.

Über all diesen inhaltlich orientierten Tätigkeiten steht jedoch in der Regel eine grundlegende Eigenschaft, die Galerist*innen immer mitbringen sollten. Sie schlägt in ihrer Wichtigkeit dabei sogar die im Berufsbild angelegten Anforderungen hinsichtlich eines sehr guten Allgemeinwissens, eines ausgeprägten Organisationstalentes und einer hohen Kommunikationsfähigkeit. Grundlegend gilt, dass Galerist*innen vor allem eines benötigen: Den Sinn für’s Geschäft! So fungiert man als Galerist*in nicht nur als sachverständiger Kontaktpunkt für die Kunstschaffenden, oder ist damit beschäftigt in den eigenen Räumlichkeiten eine Ausstellung zu planen, Werke zu platzieren und gekonnt in Szene zu setzen, sondern agiert ebenfalls als Schnittstelle zwischen Künstler*innen und Kund*innen. Hierbei arbeiten Galerist*innen in der Regel auf der Grundlage einer mit den Künstler*innen vereinbarten und erfolgsabhängigen Vergütung (Provision), die sich aus der Vermittlung der Kunstwerke speist. Die Kosten für diese Vermittlung tragen Galerist*innen selbst und bezahlen damit unter anderem die Bewerbung der Ausstellung, die Betriebskosten der Galerie und das Ausstellungsmobiliar.

Da sich resultierend das Gehalt immer nach Auftragslage und Abnehmenden richtet, unterliegt es einigen Schwankungen und kann mal sehr niedrig und mal sehr hoch ausfallen. Somit sind Galerist*innen maßgeblich für die Vermarktung und den Verkauf der Werke zuständig. Ein wirtschaftswissenschaftliches Studium kann hierbei sowohl für eine gelungene Gründung als auch für spätere Vertragsabhandlungen, Businessplanungen und Kosten/Nutzen Abwägungen positiv eingesetzt werden.

Wie oben bereits deutlich wurde, sind Galerist*innen klassischerweise mit einer eigenen Galerie selbstständig. Möchte man sich im Ausstellungsbereich Kontakte verschaffen, lohnt es sich jedoch auch ohne Gründungsaspiration vorherig in eine Anstellung bei einem*einer Galerist*in zu gehen. So kann man nicht nur in den Arbeitsalltag von Galerist*innen Einblicke erhalten, sondern wird ebenfalls mit dem nötigen Vitamin B versorgt, um der eigenen Karriere im Ausstellungsbereich einen kleinen Schubs nach vorne geben zu können. Solche Stellenausschreibungen zur Anstellung in Galerien sind unter den Stichworten: „Galerie Mitarbeiter*innen/ Store Manager/ Kundenservice in Galerie/ Junior Galerist/ Sales Director/ Künstlerbetreuung oder Kunstbetreuung“ zu finden. Bezugnehmend auf die erwünschten Studienrichtungen lautet das Motto hierbei: Quereinstieg erlaubt!

Hier werden nicht immer Vorkenntnisse benötigt – wie auch bei selbstständigen Galerist*innen im Allgemeinen ist es jedoch sinnvoll ein kunstwissenschaftliches Studium absolviert zu haben, aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften zu kommen oder andere relevante Qualifikationen, wie eine Ausbildung im künstlerischen Bereich vorzuweisen. Je nach Aufgabenbereich der Stellenausschreibung oder Ausstellungsart können auch IT- oder Marketingkenntnisse gefordert sein.

Ähnlich wie Galerist*innen stellen auch Kurator*innen den Besuchenden Informationen zu Kunstwerken und Kulturgütern einer Ausstellung zur Verfügung. Frei nach dem Motto: „Du kommst hier nicht rein!“ navigieren sie dabei in Türsteher-Manier, wer den „Club“ betreten darf und wer leider draußen bleiben muss. So sind letztlich sie diejenigen, die anhand eines Themas auswählen, welche Kunstwerke die inhaltliche Ausrichtung der Ausstellung angemessen widerspiegeln oder ob die Exponate anstehenden Anlässen entsprechen. Anhand der Türsteher-Analogie lässt sich auch besonders gut der Unterschied zwischen Galerist*innen und Kurator*innen illustrieren: Denn aufgrund der thematischen Ausrichtung einer Ausstellung sind Kurator*innen stärker dazu angehalten aus einer Vielzahl an Kunstwerken nur einige wenige für ihre Ausstellung auszuwählen. Dabei ist die Vielfalt der Themen und Anlässe, im Rahmen derer Kurator*innen Ausstellungen gestalten, besonders groß. Grundlegend gilt, dass sie überall dort arbeiten, wo sich mit Kunst, Kultur, Geschichte, Bildung oder dem Sozial- und Gesundheitswesen auseinandergesetzt wird.

 Da Kurator*innen je nach Thema mithilfe ihres Fachwissens gelungene Einschätzungen über historische Artefakte und Kunstwerke abgeben können, sind sie neben Galerien auch in Museen, öffentlichen Sammlungen und historischen Ausstellungen anzutreffen. Wenn sie nicht gerade mit Künstler*innen und Sammlungsbesitzer*innen verhandeln, kümmern sie sich um die Gestaltung und den Bestand von Ausstellungen oder Abteilungen eines Museums, pflegen und erweitern Bestände an Exponaten und führen gegenseitigen Leihverkehr durch. Als Kurator*in ist man somit auch in der Beschaffung von Exponaten aus Archiven, Institutionen oder Privatpersonen involviert. Ähnlich wie Sammlungsmanager*innen fallen ihnen koordinative Aufgaben zur Konservierung von Ausstellungsstücken und der Überwachung zur Lagerung und Pflege musealer und künstlerischer Objekte zu. Wie Galerist*innen stehen sie bei Kunstausstellungen in regem Kontakt mit Künstler*innen und etablieren diese durch die Umsetzung gemeinsam erarbeiteter Ideen und Vorstellungen. Um bei der Vielzahl an künstlerischen Einflüssen einen Überblick über den aktuellen Markt, neue Funde und frische Künstler*innen behalten zu können, sind Kurator*innen dazu aufgefordert sich beständig in Fachjournalen und Zeitschriften über Trends zu informieren.

Die Beschäftigung als Kurator*in ist ein freier Beruf und setzt ähnlich wie das Tätigkeitsfeld der*des Galeristen*in keinen vorgezeichneten eigenen Bildungsabschluss voraus. Trotz allem ist es sinnvoll, durch Fachkenntnisse je nach Themenbereich über den Kunstmarkt, Kunst- und Kulturepochen, Provenienzforschung, über einzelne Artefakte und Geschichte die eigene Tätigkeit mit glänzendem Fachwissen zu unterfüttern, um mithilfe eines breiten Wissenspools gelungene Auswahlen treffen zu können. Aus diesem Grund wird bei einer Anstellung (beispielsweise in einem Museum) oft darauf geachtet, dass Bewerbende ein Studium in den Bereichen: Kunstgeschichte, Museologie und Ausstellungswesen oder Museumspädagogik vorweisen können. Zusätzlich werden auch Fachkompetenzen in der Ausstellungskonzeption, Budgetierung, aus dem Finanzwesen und sogar Controlling, Bestandspflege, Lagerung, Archivierung, Dokumentation, Öffentlichkeitsarbeit, Public Relations, Katalogisieren, Bestanderschließung, Kunstmanagement und -verwaltung und extrem selten auch Alarm- und Sicherheitstechnik, in den Stellenanzeigen gefordert. Auch eine Promotion kann von Vorteil sein. Daneben gilt ein bereits absolviertes Volontariat/Praktikum in einer Ausstellung, einer Galerie oder einem Museum als ein großes Plus bei der Bewerbung oder wird sogar als Voraussetzung für die Position in den Stellenanzeigen ausgeschrieben. Das zu erwartende Gehalt von Kurator*innen richtet sich dabei je nach aktueller Auftragslage und dem gewählten Anstellungsort.

Galeristin

Sandra Schindler

Galeristin mit eigener Galerie in Potsdam

Klassische Tätigkeiten

Mögliche Arbeitsorte