Das BMBF-Verbundprojekt "Alexander von Humboldts Amerikanische Reisetagebücher" ist eine Kooperation zwischen der Universität Potsdam und der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz. Beide Institutionen führen im Zeitraum 2014-2017 zwei Teilprojekte zur Erforschung und Erschließung von Humboldts Amerikanischen Reisetagebüchern durch.
Die eng miteinander verbundenen Projekte werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem 2013 geglückten Ankauf der Tagebücher durch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Die Erwerbung erfolgte zum überwiegenden Teil aus öffentlicher Förderung, die von dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Berliner Lottostiftung zur Verfügung gestellt und durch das zusätzliche große Engagement weiterer Förderer möglich gemacht wurde.
Staatsbibliothek zu Berlin-PK
Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz
Potsdamer Straße 33
10785 Berlin
Das unter der Leitung von Prof. Dr. Ottmar Ette mit einem Team von 5 Doktorandinnen und Postdoktoranden durchgeführte Forschungsprojekt verfolgt einen integrativen Forschungsansatz über verschiedene Disziplinen hinweg, der tiefe Einblicke in das Wissensmodell Humboldt'scher Prägung erlauben wird.
Humboldts Amerikanische Reise (1799-1804) war die erste Reise überhaupt, die rein wissenschaftlichen Zwecken diente und daher wissenschaftshistorisch als einer der Gründungsmomente moderner Wissenschaft verstanden werden kann. Daher gehört die Aufarbeitung der bisher unerschlossenen Vielfalt und Menge seiner Beobachtungen ganz sicher zu den wichtigen Desiderata der Forschung zum 19. Jahrhundert. Zudem bilden Humboldts Reisetagebücher mit ihren zahlreichen Einzelnotizen, Exzerpten, Tabellen, Skizzen, politischen Reflexionen, ersten Theorieversuchen und Zeichnungen die Grundlage seines wissenschaftlichen Werks: Sie sind der Ausgangspunkt seines zwischen 1805-1838 entstehenden Reisewerks Voyage aux régions équinoxiales du Nouveau Continent und dienen selbst in der Arbeit an seinem Kosmos (1845-1862) Humboldt noch als Material- und Arbeitsquelle. Anhand der Originaldokumente wird nun ein präzises Erforschen der Amerikanischen Tagebücher möglich.
Prof. Dr. Ottmar Ette
Lehrstuhl für Romanische Literaturwissenschaft an der Universität Potsdam
Dr. Julian Drews
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Universität Potsdam
Universität Potsdam
Am Neuen Palais 10
14469 Potsdam
Nur im Zusammenhang mit dem Gesamtnachlass erschließt sich die Forschungsrelevanz der Tagebücher vollständig. Im Rahmen dieses Projektes werden deshalb sowohl die Amerikanischen Reisetagebücher, als auch der gesamte in der Staatsbibliothek zu Berlin und in der Biblioteka Jagiellońska in Krakau befindliche, wissenschaftliche Nachlass Alexander von Humboldts konservatorisch gesichert, im Verbundkatalog für Nachlässe und Autographen Kalliope erschlossen und digitalisiert.
Die Amerikanischen Reisetagebücher bilden zusammen mit dem in der Staatsbibliothek zu Berlin befindlichen Nachlass Alexander von Humboldts eine einzigartige Quelle zu Humboldts Wissensmodell und Arbeitsweise. Unter den rund 1.600 in der Staatsbibliothek zu Berlin verwahrten Nachlässen ist jener von Alexander von Humboldt eine der wichtigsten Quellen zur europäischen Wissenschaftsgeschichte. Er enthält Dokumente aus Humboldts gesamtem Leben, vornehmlich aber aus der Zeit seit 1799. Etwa 50.000 Blatt umfasst der Nachlass. Die Briefe, Notizen, Artikel, Skizzen und Tabellen verdeutlichen die weit gefächerten Interessensgebiete sowie die Vorgehensweise des Wissenschaftlers: Eigenhändig beschriftete Mappen enthalten Material zu Themen wie Sklaverei, Astronomie, Meeresströmungen, Naturgeschichte, Geschichte der Weltansicht, Mineralogie, Geographie der Pflanzen und ethnischen Klassifizierungen.
Barbara Schneider-Kempf
Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Dr. Jutta Weber
Stellvertretende Leiterin der Handschriftenabteilung
Staatsbibliothek zu Berlin-PK
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