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Foto: Uwe Granzow

Urbane Kämpfe

Der städtische Raum ist in vielerlei Hinsicht eine Kampfzone. Er ist eine Bühne für Protest und Revolution, für Konflikt und Polarität. In ihm tragen Institutionen und Interessenvertreter(innen) – als Arme oder Reiche, als Mieter/in oder Wohnungs-eigentümer/in, als Slumbewohner/in oder Tourist(inn)en, als Arbeiter/in oder Vorstandsvorsitzende, als Bürger/in oder Politiker/in – ihre Kämpfe aus. Jeder beansprucht die knappe Ressource des öffentlichen Raumes für seine Interessen, ob es nun um die Gestaltung des Wohnraums oder den Ruf nach Anerkennung geht. Urbane Kämpfe können als Problem verstanden werden, wenn sie als Ausdruck für Unsicherheit, städtische Instabilität oder mangelnde Kommunikation gefasst werden. Sie lassen sich aber ebenso als produktive Kräfte lesen, die eine dynamische Stadtentwicklung und damit auch einen im weitesten Sinne attraktiven urbanen Raum bedingen. 

Leitbilder moderner Stadtentwicklung bieten einerseits Wege des Umgangs mit Konflikt, andererseits verstärken sie Konfliktzonen. Die neoliberale Stadt polarisiert zwischen Kapital und Bürger – z.B. im Kampf um bezahlbaren Wohnraum. Die partizipative Stadt kann die Bürger(innen) zum Protest erziehen – z.B. im Kampf um die Nutzung öffentlicher Orte. Wie findet die moderne Stadt hier eine Balance? Wie viel Kampf ist sinnvoll und wann bedroht der Konflikt das Zusammensein? Welche Kämpfe sind tragisch, oder tragisch komisch, und würden besser vermieden? Ein strukturierter Blick auf urbane Kämpfe eröffnet Wege des Umgangs mit urbaner Komplexität als Ausdruck von Konflikten. Akteure erhalten Hinweise für zielgerichtetes Handeln in der Stadt und Stadtforscher/innen können klare Positionen und Analysen zu städtischen Prozessen entwickeln.