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Gestärkt durchs Studium – Wie die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät die Resilienz ihrer Studierenden fördert

Ein Student und eine Mitarbeiterin der UP auf dem Campus Golm.
Auf dem Bild ist Sandra Woehlecke zu sehen.
Carola Machnik vor einer Wand mit Notizzetteln.
Photo : Dekanat MNF
Student Benno Nolte (l.) und Dr. Sandra Woehlecke auf dem Campus Golm.
Photo : Thomas Roese
Dr. Sandra Woehlecke von der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät.
Photo : privat
Carola Machnik

Viele Studierende in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – den sogenannten MINT-Fächern – sind in ihrem Studium hochengagiert und gleichzeitig häufig mit hohen Belastungen und akademischen Rückschlägen konfrontiert. „Diese reichen beispielsweise von einer falsch gerechneten Übungsaufgabe über ein nicht fristgemäß eingereichtes Protokoll bis zu einer nicht bestandenen Modulprüfung“, erläutert Dr. Sandra Woehlecke, Referentin des Studiendekans der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät. Sie können Studierende so sehr demotivieren, dass sie das Interesse an ihrem Studium verlieren oder es sogar abbrechen – das jedenfalls zeigen Forschungsergebnisse des BMBF-Verbundprojekts „Resilienz und Studienerfolg in MINT-Fächern“ (ReSt@MINT).

Auf der Basis der im Projekt gewonnenen Erkenntnisse wurden Handlungsempfehlungen an die Hochschulen formuliert, unter anderem, den Studierenden die Bedeutung von resilientem Verhalten für Erfolg und psychische Gesundheit nahezubringen sowie Ressourcen zu entwickeln und auszubauen. „Die Fakultät hat diese Handlungsempfehlungen aufgegriffen und bietet seit dem Wintersemester 2022/23 kostenfreie Workshops zum Stressmanagement und zur Steigerung der akademischen Resilienz an“, sagt Sandra Woehlecke. „Studierende sollen dafür sensibilisiert werden, dass es Mittel und Wege gibt, gestärkt aus Krisen hervorzugehen.“ Sie lernen, akademische Rückschläge nicht als Zeichen von Inkompetenz zu betrachten, sondern als Gelegenheit, Wissen zu erweitern und zu vertiefen.

Benno Nolte studiert im zweiten Fachsemester Physik und hat im vergangenen Wintersemester, kurz nach seinem Wechsel an die Universität Potsdam, an einem Workshop teilgenommen. „Ich habe das als ehrlichen und offenen Austausch in einer lockeren Gesprächsrunde empfunden“, erzählt er. „Wir haben darüber gesprochen, was Stress eigentlich ist, wie man damit umgeht und welche Rolle der eigene Perfektionismus dabei spielt.“ Diskussionsthemen konnte die Gruppe weitgehend selbst festlegen. Als größte Herausforderung in seinem Studium empfindet Benno Nolte die Fülle und Dichte an Stoff. „Es sind immer mehrere Themen gleichzeitig zu bearbeiten, sodass nicht genug Zeit bleibt, alles im Kern zu verstehen“, erklärt er. Das erfordere eine gute Zeiteinteilung und die Fähigkeit, sich in stressigen Situationen seine Stärken bewusst zu machen.

Workshoptrainerin Carola Machnik ist Diplom-Pädagogin und hat als freiberufliche Mediatorin und Gesundheitscoach viele Jahre zur Vereinbarkeit von Beruf, Studium und Familie gearbeitet. „Für MINT-Studierende ist Resilienz von besonderer Bedeutung, da die Belastungsfaktoren in den Studiengängen sehr hoch sind“, sagt sie. Während des Semesters müssten zahlreiche Prüfungsleistungen erbracht und regelmäßig Übungsaufgaben in unterschiedlichen Fächern erfüllt werden. Insbesondere in Mathematik baue sich ein starker Druck auf, wenn jemand ein Modul nicht besteht. „Durch eine Prüfung zu fallen, nagt am Selbstwert“, so Carola Machnik. Sie ist überzeugt, dass man durch eine höhere Selbstwirksamkeitserwartung bei den Studierenden den hohen Abbruchquoten entgegenwirken kann.

„Im Workshop geht es um eine Vorstellung davon, wie wir als Menschen in stressigen Situationen funktionieren und wie wir unsere Resilienzressourcen nutzen“, erklärt Machnik. „Stress muss nicht grundsätzlich negativ sein. Um Leistung zu bringen, brauchen wir die kurzfristige Stressreaktion“, betont sie. Wichtig für die Studierenden sei eine positive Bewertung ihrer Situation. Die Teilnehmenden lernen, durch Selbstbeobachtung mit der Stop-Look-Act-Methode auf ihre persönlichen Grenzen zu achten und in belastenden Situationen besonnen zu reagieren. Zum Abschluss eines Workshops werden sie durch selbstreflektierende Transferfragen dazu ermutigt, Gelerntes anzuwenden.

Benno Nolte hat das Training geholfen, mit Misserfolgen besser umzugehen. Er würde den Workshop vor allem für Bachelor-Studierende im ersten bis dritten Semester empfehlen. „Physik ist ein Studium, das man schafft, wenn man wirklich Freude daran hat“, sagt er. Stress und Belastungen könnten jedoch dazu führen, dass man anfängt, an sich zu zweifeln und dadurch keine Freude mehr empfindet. „Der Workshop setzt präventiv an“, fasst Carola Machnik zusammen. „Durch den Austausch in kleinen Gruppen haben die Teilnehmenden gemerkt: Vielen geht es ähnlich und ich bin nicht allein – das tut gut.“

Weitere Informationen und Anmeldung zu den kostenfreien Workshops: https://www.uni-potsdam.de/de/mnfakul/studium-und-lehre/studienbeginn/gestaerkt-durch-studium

 

Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal - Zwei 2023 „Mentale Gesundheit“ (PDF).