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Speedmatching im Klassenraum – Berufsorientierung im Mosaik-Gymnasium in Oranienburg

Bäckermeister Karl-Dietmar Plentz wirbt für eine Ausbildung im Traditionshandwerk.
Messestand der Industrie- und Handelskammer mit dem Slogan „Mach es in Brandenburg“
Photo : Präsenzstelle O-H-V | Velten
Bäckermeister Karl-Dietmar Plentz wirbt für eine Ausbildung im Traditionshandwerk.
Photo : Präsenzstelle O-H-V | Velten
„Mach es in Brandenburg“ wirbt die Industrie- und Handelskammer.

Der Geruch von frisch gebackenen Flammkuchen zieht durch die Schulflure. Nein, es ist nicht Mittagspause. Mit dem Gong stürmen die Schülerinnen und Schüler deshalb auch nicht in die Kantine, sondern wechseln nur den Klassenraum. In einem hat die Bäckerei Plentz eine Backstube eingerichtet, mit Ofen und allem was dazu gehört, um den Mädchen und Jungen das Bäckerhandwerk schmackhaft zu machen.

Inhaber Karl-Dietmar Plentz nutzte die Chance, bei einem „Speedmatching“ im Oranienburger Mosaik-Gymnasium Oberhavel seinen Betrieb vorzustellen und Interesse für einen handwerklichen Traditionsberuf zu wecken. Wie er, so waren acht weitere Unternehmen der Region der Einladung gefolgt, um in der Schule mit den Fachkräften der Zukunft ins Gespräch zu kommen. „Mosaik meets Market“ hieß die Veranstaltung, bei der sich die Schülerinnen und Schüler über Praktikums- und Ausbildungsplätze sowie die Möglichkeit eines Dualen Studiums in der regionalen Wirtschaft informieren konnten. Die Idee dazu hatten Mareen Curran und Josephine Stolte von der Präsenzstelle O-H-V | Velten, einer Einrichtung der Technischen Hochschule Brandenburg und der Universität Potsdam, deren Aufgabe es ist, Hochschulen, Schulen und Unternehmen zu vernetzen. Zum einen, um den Jugendlichen eine berufliche Perspektive in ihrer Heimat zu eröffnen, zum anderen, um den Wissens- und Technologietransfer aus der Forschung in die Praxis zu fördern.

„In unseren Gesprächen mit Unternehmen klang oft an, wie schwer es ihnen fällt, Fachkräfte zu finden, und dass sie gern einen direkteren Zugang zu den Schulen hätten“, sagt Standortmanagerin Mareen Curran. „Genau da setzen wir mit dem Mosaik-Gymnasium Oberhavel an. Wir bringen die potenziellen Fachkräfte schon in der Schule mit möglichen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern zusammen“, ergänzt ihre Kollegin Josephine Stolte. „Es ist uns sehr wichtig, unsere Schülerinnen und Schüler auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Indem wir unsere Schule für die umliegenden Unternehmen öffnen, zeigen wir den Jugendlichen, welche vielfältigen beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten sie hier vor Ort finden können“, sagt Dr. Jochen Peuckert, Leiter des Gymnasiums, einer staatlich anerkannten Ersatzschule in der Trägerschaft der Jugend- und Sozialwerk gGmbH.

Für das Speedmatching bekamen die Gäste aus der Wirtschaft je einen Klassenraum zugewiesen, den sie werbewirksam und branchengerecht ausgestalten durften. So hatten sich neben der Bäckerei Plentz die Energieanlagen Nord GmbH, die Michael Bethke Unternehmensgruppe und die Ausbildungsinitiative Infrastruktur in der Schule eingerichtet. Bei der ESK Schultze GmbH & Co. KG konnten sich die Jugendlichen unter anderem über ein Duales Studium für Kältesystemtechnik oder Betriebswirtschaftslehre informieren. Mit einem Anatomie-Torso lenkte die AGUS Akademie die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler auf Gesundheits- und Pflegeberufe. Und die Polizei Brandenburg lockte mit Erfahrungsberichten junger Polizeianwärterinnen und -anwärter.

Auch die BARMER und der Landkreis Oberhavel nutzten die Gelegenheit, sich als künftige Arbeitgeber in Position zu bringen. Ähnlich wie beim Speed Dating hatten sie dafür pro Schülergruppe zehn Minuten Zeit. Nicht viel, aber doch lang genug, um die wichtigsten Fakten zu vermitteln und Interesse zu wecken. Berufsorientierung im Akkord! Von der achten bis zur elften Jahrgangsstufe hatten sich Gruppen bis zu fünf Personen gebildet, um mit Laufzettel und Zeitplan eine Station nach der anderen aufzusuchen, sich umzuschauen, zuzuhören und Fragen zu stellen. Auf diese Weise lernte jede Schülerin und jeder Schüler alle Unternehmen und Einrichtungen kennen und umgekehrt. „Im Gegensatz zu einer Ausbildungsmesse, wo meist nur die größeren und bekannteren Unternehmen Besucherzulauf haben, bot das Speedmatching den Vorteil, das eigene Wirken für und in der Region zu zeigen“, berichtet Josephine Stolte. Das sei für die Betriebe ausschlaggebend gewesen, sich an diesem Pilotprojekt einer etwas anderen Berufs- und Studienorientierung zu beteiligen.

Nicht zuletzt nutzte die Veltener Präsenzstelle den Informationstag in eigener Sache: Zusammen mit der Agentur für Arbeit, der Potsdamer Industrie- und Handelskammer und der Agentur Duales Studium Land Brandenburg hatte sie sich in der Turnhalle platziert, um für das breite Fächerspektrum an den Hochschulen und Universitäten des Landes Brandenburg zu werben.

Auch wenn man in einer Bäckerei nicht studieren kann, so freuen sich die beiden Organisatorinnen doch darüber, dass im Nachgang der Veranstaltung bei Bäckermeister Karl-Dietmar Plentz tatsächlich einige Bewerbungen eingegangen sind. Und nicht nur bei ihm. Das Ziel der Präsenzstelle O-H-V | Velten, regionale Betriebe mit potenziellen Fachkräften zu vernetzen, scheint erreicht.

Halt an der „Station Wissenschaft“!

Die Präsenzstelle O-H-V | Velten ist Schnittstelle der Wissenschaft und der Region Oranienburg-Hennigsdorf-Velten. Im Bahnhof Velten beheimatet, versteht sie sich als Türöffner in die Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen des Landes Brandenburg sowie in die regionale Wirtschaft. Die „Station Wissenschaft“ – ein Ort des Austausches, Vernetzens und Voneinander-Lernens.
https://www.praesenzstelle-velten.de/

 

Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal Transfer - 2022/2023 (PDF).