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Lehramtsstudium stärken – Positionspapier der Uni Potsdam

Mit dem Amtsantritt der neuen KMK-Präsidentin Astrid-Sabine Busse und der zeitgleichen Kabinettsbefassung einer Gesetzesnovelle für das Land Brandenburg, die eine Verbeamtung von Lehrkräften mit Bachelorabschluss in Schulen vorsieht, begann Mitte Januar erneut eine Diskussion darüber, wie dem Lehrkräftemangel in Deutschland zu begegnen ist. Neben der Kultusministerkonferenz (KMK) beteiligen sich die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) sowie viele fachwissenschaftliche und überfachliche Verbände an diesen Überlegungen und Einschätzungen. Dabei besteht breiter Konsens, dass eine „Niveauabsenkung für die Lehrkräftebildung“ den Schülerinnen und Schülern schade (Prof. Dr. Lin-Klitzing, Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes). Prof. Dr. Alt, Vorsitzender der HRK, ergänzt, dass es Aufgabe der Hochschulen sei, „die wissenschaftsbasierte Grundlegung professioneller Kompetenzen und deren erste reflektierte Anwendung“ zu gewährleisten. Auch die Ständige Wissenschaftliche Kommission der KMK spricht sich in ihren soeben veröffentlichten „Empfehlungen zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel“ nicht für eine Verkürzung des Studiums aus. Stattdessen wird klargestellt, dass der „Einsatz von Bachelorstudierenden […]  ausschließlich in Assistenzfunktionen [..,] erfolgen [sollte]“.

Diesen Überlegungen schließt sich die Universität Potsdam an. Nicht ohne Grund bekräftigen die Bundesländer im Einklang mit den vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen immer wieder die Relevanz hoher akademischer Standards in der Lehrkräftebildung. Ihre Aufweichung – die der Verzicht auf einen Masterabschluss zwingend impliziert –  würde zu gravierenden Qualitätsverlusten führen. Auch stellen sich Fragen zur Bildungsgerechtigkeit, wenn Lehrkräfte mit sehr heterogenen Voraussetzungen und dementsprechend unterschiedlichen Kompetenzen im Schuldienst ankämen, ohne dass passende akademische Nachqualifizierungsangebote bereitstehen.

Mit dieser Positionierung möchte sich die Universität Potsdam nicht den Herausforderungen einer sich stetig wandelnden Gesellschaft für die Lehramtsbildung und auch ganz konkret des Lehrkräftemangels entziehen. Im Gegenteil sieht sie ihre Aufgabe darin, für diese Herausforderungen wissenschaftlich fundierte und gleichzeitig professionsorientierte Lösungen anzubieten. Hierzu zählen z.B. begleitete schulische Praktika, die während des Masterstudiums ein komplettes Semester in einer Schule vorsehen. Hierzu zählt auch ein breites Angebot spezifisch auf das Lehramtsstudium ausgerichteter Lehrveranstaltungen. Deren Attraktivität und Wirkung werden von wissenschaftlichen Studien begleitet, die eine ständige Weiterentwicklung ermöglichen. Schließlich sind auch Studienangebote in Vorbereitung, die es Nicht-Lehramts-Studierenden leichter machen, sich ohne wesentlichen zeitlichen Mehraufwand in Richtung Lehramt umzuorientieren.

Die Universität Potsdam befürwortet auch die Beschäftigung von Seiten- und Quereinsteigern als Lehrkräfte. Dies bedingt aber die Verfügbarkeit einschlägiger Lehrangebote zur Fort- und Weiterbildung, die in viel stärkerem Maße als bisher – so sehen es übrigens auch HRK, KMK und zahlreiche Fachverbände – wissenschaftlich fundiert und somit ein anerkanntes Tätigkeitsfeld von Hochschulen sein sollten. Die Universität Potsdam beteiligt sich sowohl mit wissenschaftlicher Expertise als auch mit konkreten Umsetzungskonzepten an der Erarbeitung alternativer Qualifizierungswege, um qualitätsgesicherte, durchlässige, nachhaltige und skalierbare Strukturen zu schaffen, die auf zukünftige Bedarfe flexibel reagieren können.

Published

Online editorial

Sabine Schwarz