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„Schwindel der Wirklichkeit“

Studierende der Europäischen Medienwissenschaften der Universität und der Fachhochschule Potsdam stellen gemeinsam mit namhaften Künstlerinnen und Künstlern in der Akademie der Künste aus

Foto: Stefan Gloede
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Foto: Stefan Gloede

Von 17. September bis 14. Dezember 2014 zeigt die Akademie der Künste in Berlin die Ausstellung „Schwindel der Wirklichkeit“. Neben Arbeiten internationaler Künstlerinnen und Künstler wie Marina Abramovic und Nam June Paik werden auch Exponate von Studierenden der Europäischen Medienwissenschaft (EMW) präsentiert. Die Exposition stellt künstlerische Strategien und Arbeitsweisen vor, in denen die Wahrnehmung des Betrachters im Zentrum steht. Das Kunstwerk verwirklicht sich in und durch ihn selbst. Gezeigt werden Videoinstallationen, Netzwerk-Interventionen, Performances, Partizipationsprojekte, Filme, Fotografien, Spiegelobjekte und Computerspiele. Die Ausstellung eröffnet am 16. September um 19.00 Uhr zusammen mit der Berlin Art Week.

„Dass in dieser Ausstellung neben Exponaten internationaler Größen wie Marina Abramovic, Valie Export, Bruce Nauman, Trevor Paglen, Nam June Pauk und Harun Farocki auch Arbeiten von Master-Studierenden der Europäischen Medienwissenschaft zu sehen sind, freut mich ganz besonders", erklärt Prof. Dr. Jan Distelmeyer, Leiter des Studiengangs EMW an der Fachhochschule Potsdam. „Das ist auch eine Auszeichnung der besonderen Verzahnung von Theorie und Praxis, die hier als Kooperation von Fachhochschule und Universität seit vierzehn Jahren gelehrt und von den Studierenden in experimentellen Forschungsarbeiten realisiert wird.“
Die tief greifenden Veränderungen der Kunstpraxis durch die Neuen Medien, insbesondere durch die Digitalisierung, haben zu immer neuen Strategien geführt, in und mit den Künsten Wirklichkeit zu konstruieren oder zu dekonstruieren. Die Ausstellung sucht Antworten auf die Frage nach der Neupositionierung des Betrachters zwischen Kunstwerk und Wirklichkeit, beleuchtet Schlüsselbegriffe wie Partizipation und Interaktivität und ergründet Veränderungen in unserer Selbstbestimmung, die alle Lebensbereiche der Gegenwart betreffen.
Unter dem Titel „Die Mediale Schwelle“ werden im Rahmen der Ausstellung auch fünf herausragende studentische Exponate gezeigt. „In der Europäischen Medienwissenschaft werden unsere Studierenden dazu angeleitet, mit Medien über Medien nachzudenken“, erklärt Dr. Mark Butler, wissenschaftlicher Mitarbeiter der EMW an der Uni Potsdam. Er hat die Ausstellung mitkuratiert. „Die Exponate der Studierenden befassen sich mit der digitalen Schwelle, also mit dem Übergangsbereich zwischen der internen Welt des Computers, die ausschließlich aus Nullen und Einsen besteht, und der analogen Welt, die mit ihr über diverse Interfaces gekoppelt ist“.

Andrea Clemens hat in ihrer Arbeit „feTAp 751-1 goes smart“ ein analoges Tastentelefon mit Twitter-Funktionalität ausgestattet.  Im Umgang mit dem Endprodukt werden für die Nutzer mittels der ungewöhnlichen Interface-Konfiguration die eigenen digitalen Gewohnheiten spürbar.

Bastian Schmidt und Lars Harzem erzielen in „facebook Misfunct“ einen ähnlichen Effekt mit anderen Mitteln. Für ihre Arbeit haben sie ein Skript geschrieben, das es ihnen erlaubt, Funktionalitäten des beliebten Social Network auszuschalten und zu modifizieren, wodurch die Machtstruktur und die impliziten Vorschriften von Facebook ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken.

Sarah Möller beschäftigt sich in ihrer Arbeit „spectRes“ mit der visuellen Dimension der digitalen Schwelle: Mit der schwindelerregenden Flut von Bildern, die im Netz unaufhörlich auf uns zuströmt. Sie treibt diesen Strom auf die Spitze, indem sie Bilder diverser Nachrichtenquellen in einem automatisierten Blog bündelt und mit einem für das menschliche Auge kaum erfassbaren Tempo vorbeiziehen lässt. Realisiert hat Möller diese Arbeit mit Unterstützung des Mediengestalters Christian Brinkmann und des Mediensystematikers David Wiesner.

Ariana Dongus hat in „Amusement“ ihr Augenmerk auf die Schwelle zwischen menschlichem und maschinellem Körper im digitalen Glücksspiel gerichtet und einen Raum beleuchtet, der sich im Verlauf des Spielens von einer trennenden Grenze in eine Zone der Verschmelzung verwandelt.

Rosa Feigs hat mit „Box Stories“ das narrative Prinzip digitaler Abenteuerspiele in ein analoges Format in Form von Zettelkästen und Spielkarten übertragen. Dabei knüpft sie an frühere Formen der Hypertext-Kunst und literarischen Cut-up-Experimente an.

Die Ausstellung bildet den Abschluss der Kooperation der EMW mit der Akademie der Künste, in der seit Herbst 2013 Vorträge, Diskussionen, Workshops und Präsentationen zum „Schwindel der Wirklichkeit“ durchgeführt wurden.

Zeit: 17.9. - 14.12.2014, 11:00 - 19:00 Uhr
Ort: Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin
Internet: www.schwindelderwirklichkeit.de

Kontakt 
Prof. Dr. Jan Distelmeyer Studiengangsleiter EMW Fachhochschule Potsdam
Tel: 0331- 580 1634
Mail: distelmeyerfh-potsdamde 

Dr. Mark Butler
Dozent EMW und Mitkurator der Ausstellung
Universität Potsdam
Mail: butleruni-potsdamde
Internet:www.emw.eu

Text: Neumann/Horn-Conrad, Online gestellt: Silvana Seppä

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