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Ganz europäisch

Der Deutsch-Französische Studiengang Rechtswissenschaften wird 20

Foto: Soeren Stache
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Foto: Soeren Stache

Es wird voraussichtlich sehr festlich werden, wenn Initiatoren, Studierende, Absolventen und viele Gäste am 12. Juli ab 11.00 Uhr im Haus 1 auf dem Campus Griebnitzsee zusammenkommen, um den 20. Geburtstag des gemeinsamen Deutsch-Französischen Studiengangs Rechtswissenschaften der Universitäten Potsdam und Paris Ouest zu begehen. Das Studienmodell hat sich als äußerst erfolgreich erwiesen. Grund genug also, um einen Blick auf Vergangenheit und Gegenwart des beliebten Ausbildungsangebots zu werfen.

Der Deutsch-Französische Studiengang der Universitäten Potsdam und Paris Ouest-Nanterre-La Défense wurde 1994/1995 von den Professoren Werner Merle (Potsdam) und Otmar Seul (Paris) ins Leben gerufen und seither fortentwickelt. Heute ist er der größte und bedeutendste seiner Art und ist an beiden Partneruniversitäten fest verankert. Weit über das Land Brandenburg hinaus hat der Studiengang Modellcharakter für Deutschland und ganz Europa. Sein nachhaltiger Erfolg macht seit nunmehr 20 Jahren deutlich, dass die europäische Kooperation im Hochschulbereich auch in der Juristenausbildung, die im Vergleich zu den meisten anderen Studiengängen sehr länderspezifisch ist, möglich sein kann. Als ein Symbol der deutsch-französischen Freundschaft und Partnerschaft bereitet der Studiengang die Absolventen beider Länder auf das künftige Berufsleben in einem internationalen Umfeld im vereinten Europa vor.

Ziel ist die Ausbildung der Studierenden beider Universitäten im deutschen sowie französischen Recht. Die deutschen und ein Teil der französischen Studiengangsteilnehmer verbringen die ersten beiden Jahre ihres Studiums an der Universität Potsdam und durchlaufen hier zusätzlich zum regulären deutschen Grundstudium den Vorlesungszyklus zum französischen Recht. Im dritten Jahr gehen diese Studierenden nach Paris und erwerben dort das französische Bachelor-Diplom (licence en droit). Die deutschen Studierenden kehren anschließend nach Potsdam zurück und bringen hier ihr deutsches Jura-Studium zu Ende. Andere französische Studierende verbringen die ersten beiden Jahre an der Universität Paris Ouest und studieren dann im dritten Jahr in Potsdam. Die hier erworbenen Studienleistungen werden in Paris Ouest als reguläre Bestandteile des dortigen Licence-Studiums anerkannt. Entsprechendes gilt für französische Master-Studierende in Potsdam.

Besonders hervorzuheben am Deutsch-Französischen Studiengang ist, dass das jeweils andere ausländische Recht ein integraler Bestandteil des einheimischen Jura-Studiums ist. Die Juristische Fakultät der Universität Potsdam bietet zusätzlich zum klassischen deutschen Jurastudium Blockvorlesungen zum französischen Recht in französischer Sprache an, die zumeist Gastdozenten der Pariser Universität abhalten, was in Deutschland einmalig zu sein scheint. Gleichzeitig gehören Lehrveranstaltungen zum deutschen Recht in deutscher Sprache zum Programm der Universität Paris Ouest, die zum Teil Dozenten der Universität Potsdam bestreiten.

Der Studiengang stößt auf hervorragende Resonanz, sowohl unter den deutschen als auch unter den französischen Studieninteressenten. Gegenwärtig belegen ihn 37 Deutsche und 81 Franzosen an der Universität Potsdam und 17 Deutsche an der Universität Paris Ouest. Insgesamt haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten nicht weniger als 1.650 Deutsche und Franzosen den Studiengang durchlaufen. Sie sind heute überwiegend in Rechtsanwaltskanzleien, internationalen Organisationen und wissenschaftlichen Einrichtungen tätig. Den Erfolg des Studiengangs bestätigt eine Umfrage aus dem Jahr 2012. Von den 50 damals befragten Absolventen gab es gleich 20 promovierte Juristen und weitere neun, die an ihrer Doktorarbeit geschrieben haben. Etwa 20 Absolventen waren an unterschiedlichen wissenschaftlichen Einrichtungen beschäftigt. Über 20 weitere Absolventen waren als Rechtsanwälte in international ausgerichteten Kanzleien tätig. Mittlerweile sind zwei Absolventen habilitiert.

Seit Kurzem verleiht die Juristische Fakultät nach erfolgreichem Abschluss des Studiengangs den Grad eines Bachelor of Laws (LL.B.) mit der Qualifikation „Deutsch-Französische Studien“.

Text: Prof. Dr. Tilman Bezzenberger, Online gestellt: Silvana Seppä