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Die Globalisierung der Aufklärung – Werk und Wirkung Raynals

  • Potsdam
  • Am Neuen Palais 10, 14469 Potsdam, Haus 8, Raum 60.
  • Iwan-Michelangelo D'Aprile / Alix Winter, Universität Potsdam
  • Datum 19.04.2013

Anlässlich des 300. Geburtstags Guillaume-Thomas Raynals findet an der Universität Potsdam am 19. April 2013 eine Tagung zu Werk und Wirken des französischen Aufklärers statt. Begleitet wird die Tagung von der Ausstellung „Sur les pas de l’abbé Raynal – Auf den Spuren des Abbé Raynal“ an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (11.4. – 24.5.2013).

Die "Histoire des deux Indes" von Guillaume-Thomas Raynal ist eines der zentralen Schlüsselwerke kritischer Aufklärungsliteratur. Dem Interesse der seit mindestens zwei Jahrzehnten blühenden Globalgeschichte ist es zu verdanken, dass die Bedeutung Raynals aus vielerlei Perspektiven neu beleuchtet und seinem Werk ein fester Platz in der Forschung zum 18. Jahrhundert eingeräumt worden ist. Die inhaltlichen und formellen Strukturen der umfangreichen, einer enzyklopädischen Wissensakkumulation verpflichteten "Histoire des deux Indes" sind seit ca. zwei Jahrzenten ebenso herausgearbeitet worden wie der Kontext ihrer Entstehung im Rahmen informationsvermittelnder Korrespondentennetzwerke innerhalb und außerhalb Europas.

Die Histoire des deux Indes kann somit heute aus dem Zusammenhang der „Phase beschleunigter Globalisierung“ (Ottmar Ette) Ende des 18. Jahrhunderts heraus verstanden werden, als deren „Geschichte“ und philosophischer Agens sie gleichermaßen gelten kann. Dieser doppelte Aspekt macht sie für die Diskussion globaler Prozesse bis heute anregend.

Die geplante Tagung geht aus von den bisherigen Studien zu Raynal in seiner Bedeutung für die Diskurse zur außereuropäischen Welt und der Vernetzung der verschiedenen Weltgegenden, durch welche zunehmend Informationen, Güter, Kapital, Ideen und Kulturpraktiken in globale Transferprozesse eingebunden wurden. Der Schwerpunkt soll auf der Zeit nach der französischen Revolution bis ins frühe 19. Jahrhundert liegen, in der die Analyse Raynals durch politische, soziale und wirtschaftliche Umbrüche auf die Probe gestellt wurde und der Diskurs zu globalen Zusammenhängen in eine neue Phase wissenschaftlicher Weltbeobachtung mündete. Die Ideen des Antikolonialismus, der Antisklaverei, Toleranz, Freiheit und Gerechtigkeit wurden in den verschiedenen Ländern neu verhandelt und vor dem Hintergrund der Revolutionen im atlantischen Raum, der Verlagerungen im weltweiten Wirtschaftsgefüge und der Systematisierung der wissenschaftlichen Erfassung und Erfahrung der Welt neu justiert.

Programm

14 – 15.45 Uhr

  • Hans-Jürgen Lüsebrink (Saarbrücken): Die Übersetzungen der Werke Raynals – transkulturelle Dimensionen und deutsche Spezifika
  • Gesine Müller (Potsdam/Dresden): Karibikdiskurse um 1800
  • Ottmar Ette (Potsdam): Guillaume-Thomas Raynal im Kontext der Berliner Debatte um die Neue Welt

15.45 Uhr Pause

16.00 – 17.45 Uhr

  • Alix Winter (Versailles/Potsdam): Das Werk Raynals in europäischen Zeitschriften des frühen 19. Jahrhunderts
  • Tobias Kraft (Potsdam): Unter den Linden ist (nicht) unter den Palmen. Die Raynal-Rezeption bei Alexander von Humboldt
  • Nicholas Miller (Potsdam): „La supériorité du sexe le plus délicat“: Raynals Histoire des deux Indes und die Debatte der Spätaufklärung über die Matrifokalität der Mariana-Inseln

17.45 Uhr Pause

18.00-19.00 Uhr

  • Helmut Peitsch (Potsdam): Raynal und Georg Forster
  • Iwan D’Aprile (Potsdam): Raynals Berliner Preisfrage