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Viel unterwegs – Wildlebende Säugetiere bewegten sich während der COVID-19-Lockdowns weiter als gewöhnlich

Elefanten in der afrikanischen Savanne
Giraffen in der afrikanischen Savanne
Photo : Niels Blaum
Elefanten in der afrikanischen Savanne
Photo : Niels Blaum
Giraffen in der afrikanischen Savanne

Die weltweiten COVID-19-Lockdowns boten eine einmalige Gelegenheit, die Effekte einer abrupten Veränderung menschlicher Präsenz auf die Tierwelt zu untersuchen. Eine im Journal „Science“ veröffentlichte Studie hat nun gezeigt, dass Tiere direkt auf Änderungen im menschlichen Verhalten reagieren können. Niels Blaum von der Universität Potsdam ist Teil des internationalen Forschungsteams, das von Marlee Tucker von der Radboud University (Niederlande) geleitet wird.

Das menschliche Verhalten hat sich während der Lockdowns in den ersten Monaten der globalen COVID-19-Pandemie dramatisch gewandelt, was sich in Verhaltensänderungen von Landsäugetieren widerspiegelt. Während strenger Lockdowns legten wildlebende Säugetiere weitere Strecken zurück und traten dichter an Straßen auf. Dies geht aus einer in „Science“ veröffentlichten Studie eines großen internationalen Forschungsteams hervor, die unter der Leitung von Marlee Tucker von der Radboud University entstand.

Tucker sowie 174 Kolleginnen und Kollegen analysierten globale Daten von Landsäugetieren, die über GPS verfolgt wurden. Sie sammelten Bewegungsdaten von 43 verschiedenen Arten von Landsäugetieren auf der ganzen Welt. Insgesamt wurden mehr als 2.300 Individuen berücksichtigt: von Elefanten und Giraffen bis hin zu Bären und Hirschen. Die Forschenden verglichen die Bewegungen der Säugetiere während der ersten Lockdown-Phase von Januar bis Mitte Mai 2020 mit Bewegungen während derselben Monate ein Jahr zuvor. Sie beobachteten, dass die Tiere während strenger Lockdowns bis zu 73 Prozent längere Strecken innerhalb von zehn Tagen zurücklegten als im Jahr zuvor ohne Lockdowns. Außerdem traten die Tiere im Durchschnitt 36 Prozent dichter an Straßen auf als im Jahr zuvor. Niels Blaum, Ökologe in der Arbeitsgruppe Vegetationsökologie und Naturschutz an der Universität Potsdam und Co-Autor der Studie, sagt: „Interessanterweise hielten sich die Tiere während der Lockdowns deutlich näher an Straßen in Gebieten mit einem hohen menschlichen Fußabdruck auf, als an Straßen in abgelegenen Gebieten.“

Für die Ergebnisse gibt es verschiedene Erklärungen: während der strengen Lockdowns waren weniger Menschen im Freien und auf den Straßen ging es ruhiger zu, sodass die Tiere die Gelegenheit hatten, neue Gebiete zu erkunden. Im Gegensatz dazu legten Tiere in Gebieten mit weniger strengen Lockdowns kürzere Distanzen zurück, was eventuell darauf zurückzuführen ist, dass sich die Menschen während der Lockdowns öfter in der Natur aufhielten. Zusammenfassend zeigt die Studie, dass sich Anpassungen im menschlichen Verhalten positiv auf Tiere auswirken können, da diese offenbar in der Lage sind, direkt auf menschliche Verhaltensänderungen zu reagieren.

Link zur Publikation: Marlee A. Tucker, Aafke M. Schipper, Tempe S. F. Adams, Nina Attias, Tal Avgar, Natarsha L. Babic, Kristin J. Barker, Guillaume Bastille-Rousseau, Dominik M. Behr, Jerrold L. Belant, Dean E. Beyer, Jr., Niels Blaum et al. & Thomas Müller, Science 2023 https://www.science.org/doi/10.1126/science.abo6499

Abbildung 1: Elefanten in der afrikanischen Savanne. Bildrechte: Niels Blaum.
Abbildung 2: Giraffen in der afrikanischen Savanne. Bildrechte: Niels Blaum.

Kontakt:
PD Dr. Niels Blaum, Institut für Biochemie und Biologie
Tel.: 0331 977-1959
E-Mail: blaumuni-potsdamde

Medieninformation 09-06-2023 / Nr. 060