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SOG-PRO

Strukturen und Organisation von Regierungen

Warum werden einige administrative Organisationen gegründet, wiederholt umstrukturiert, fusioniert, oder abgeschafft, während andere scheinbar "unsterblich" sind und einflussreicher werden können als die gewählten Politiker, die sie gegründet haben und kontrollieren? Diese Frage hat in vielen europäischen parlamentarischen Demokratien zunehmend an Bedeutung gewonnen, vor allem in den letzten drei Jahrzehnten. Zum Ende der 1970er Jahre, als die goldene Ära des Wohlfahrtsstaates zu Ende ging, begann eine neue Generation von politischen Akteuren wie US-Präsident Ronald Reagan oder die britische Premierministerin Margaret Thatcher Verwaltungsreformen durchzuführen, u.a. Privatisierung, Deregulierung, Agencification, Liberalisierung, Dezentralisierung und New Public Management (NPM), die dem expliziten Ziel folgten, den Umfang und das Ausmaß der jeweiligen Regierungsorganisation grundlegend zu verändern – und weiterführende Effekte auf Reformen in anderen Industrie-und Entwicklungsländern zeitigten. Inwieweit haben diese Dynamiken die Struktur und Organisation von Ministerialverwaltungen in Westeuropa tatsächlich verändert?

Das SOG-PRO Forschungsprojekt wendet einen neuartigen und theoretisch fundierten Analyserahmen an, um die Veränderungen von Regierungsorganisationen systematisch zu untersuchen und die Muster dieses organisatorischen Wandels während der letzten drei Jahrzehnte, seit der weltweiten Verbreitung des NPM, in vier europäischen parlamentarischen Demokratien zu erklären, einschließlich Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich. Das Projekt basiert auf der aktuell einflussreichsten Theorie zur Erklärung von Organisationswandel in Regierungsorganisationen, der "Theorie der Politik der strukturellen Wahl" (the politics of structural choice). Wir entwickeln einen vergleichenden quantitativen Datensatz von organisatorischen Änderungen innerhalb der Ministerialverwaltung auf zentralstaatlicher Ebene in den vier Ländern für den Zeitraum zwischen 1980 und 2010. Zudem analysieren wir Veränderungen in der Organisationsstruktur der vier Regierungsorganisationen in vier ausgewählten Politikbereichen.

Die zentralen Forschungsziele des Projektes sind somit:

  1. Die Entwicklung und Anwendung eines ländervergleichenden Analyserahmens für die konsequente Zuordnung des Organisationswandels der Regierungsorganisation in Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich zwischen 1980 und 2010.
  2. Die Identifizierung von Veränderungsmustern und deren Einordnung, d.h. ob die beobachtbaren Veränderungen als inkrementell und pfadabhängig gelten können oder aber Perioden mit hoher Stabilität durch einzelne Brüche und Diskontinuitäten gekennzeichnet sind, sowie die Identifizierung von Konvergenz oder Divergenz zwischen den einzelnen Ländern sowie zwischen den Ländern und den Politikfeldern zu.
  3. Die Adaption und Überprüfung der US-inspirierten Theorie der Politik der strukturellen Wahl im Hinblick auf die Muster des Wandels von Regierungsorganisationen in europäischen parlamentarischen Demokratien.

SOG-PRO ist ein komparatives Forschungsprojekt, gefördert im Rahmen des Programms Open Research Area for the Social Sciences (ORA plus); es beschäftigt Forscher/-innen in vier europäischen Ländern, geleitet durch die folgenden Projektleiter/-innen:

  • Deutschland = Prof. Dr. Werner Jann and Prof. Dr. Julia Fleischer (Universität Potsdam)
  • Frankreich = Dr. Philippe Bezes (CERSA Paris)
  • Großbritannien = Prof. Oliver James, PhD (Universität Exeter)
  • Niederlande = Prof. dr. Kutsal Yesilkagit (Universität Leiden)

Projektlaufzeit: November 2014 - Oktober 2017