Im Kontext einer tiefgreifenden Mediatisierung und einer fortschreitenden Digitalisierung haben sich die Medienwelten von Kindern und Jugendlichen quantitativ und qualitativ stark verändert. Medien werden nicht nur umfangreicher, sondern auch zu mehr Zwecken genutzt. Damit steigen abhängig von Bildungshintergrund die Chancen aber auch die Risiken stärker an. In dem Input werden zentrale Entwicklungen vorgestellt und das Wechselspiel von mediatisierten Sozialisationsprozessen, informellen Medien-Bildungsprozessen und Schulbildung wird verdeutlich.
Prof. Dr. Rudi Kammerl, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Dr. Rudolf Kammerl ist Professor für Pädagogik mit dem Schwerpunkt Medienpädagogik an der Friedrich-Alexander Universität Nürnberg. Er studierte Erziehungswissenschaft mit Nebenfächern an der Universität Regensburg von 1991 bis 1994 (Abschluss Dipl.-Päd.). Herr Dr. Kammerl wurde 1998 an der Philosophischen Fakultät der Universität Passau promoviert. Der Titel der Dissertation lautet „Verantwortung und Pädagogik“. Im Jahr 2004 habilitierte er sich im Fach „Allgemeine Pädagogik“ mit seiner Habilitationsschrift „Internetbasierte Kommunikation und Identitätskonstruktion“. Sein aktueller Arbeitsschwerpunkt sind Studien zu Sozialisations- und Bildungsprozessen im Kontext einer tiefgreifend mediatisierten Gesellschaft.
Abstract
Die Vortragenden richten den Blick zunächst auf die notwendige Verankerung der Medienbildung und den aktuellen Stand. Dabei werden die KMK-Strategie zur Bildung in der digitalen Welt (2016) sowie länderspezifische Umsetzungen thematisiert. In der Betrachtung ausgewählter Herausforderungen wird deutlich, dass die Berücksichtigung der Medienbildung nicht allein auf die Ebene des Unterrichts begrenzt ist. Darüber hinaus sind mit der Wahrnehmung (nur) als „Werkzeug“ sowie der Betrachtung der Potenziale als „Mehrwert“ blinde Flecken verbunden, die nicht angemessen betrachtet werden. Im Beitrag werden die zentralen Begriffe „Medienbildung“ und „Medienkompetenz“ skizziert und anschließend Beispiele aus der Schulpraxis vorgestellt. Abschließend thematisiert der Vortrag die Herausforderungen in der Lehrer|innenbildung.
Zum Weiterlesen:
Döbeli Honegger, Beat (2017): Mehr als 0 und 1. Schule in einer digitalisierten Welt. 2., durchges. Auflage. Bern: hep Verlag
Hochschulforum Digitalisierung (HFD) (2018): Überblicksstudie zum Thema Digitalisierung in der Lehrerbildung. Arbeitspapier 36. https://hochschulforumdigitalisierung.de/sites/default/files/dateien/HFD_AP_Nr36_Ueberblicksstudie_Digitalisierung_Lehrerbildung.pdf
Schaumburg, Heike; Prasse, Doreen (2019): Medien und Schule. Unterrichten mit Whiteboard, Smartphone und Co. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt (UTB)
Tulodziecki, Gerhard; Herzig, Bardo; Grafe, Silke (2019): Medienbildung in Schule und Unterricht. Grundlagen und Beispiele. 2., vollst. überarb. und aktual. Auflage. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt (UTB)
Zur Einschätzung der eigenen Kompetenzen als Lehrende: European Framework for the Digital Competence of Educators: DigCompEdu
Test zur Selbsteinschätzung: https://ec.europa.eu/eusurvey/runner/DigCompEdu-AE-DE
Dr. Ilka Goetz, Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung, Universität Potsdam
Ilka Goetz ist seit 2016 Referentin für Medienbildung am Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung der Universität Potsdam. Sie beschäftigt sich langjährig mit der Entwicklung der medienpädagogischen Kompetenz bei pädagogischen Fachkräften und mit Steuerungsmechanismen zur Verankerung der Medienbildung in Bildungseinrichtungen. Hierzu promovierte sie mit dem Fokus auf die frühe Bildung. Einen Schwerpunkt ihrer aktuellen Tätigkeit stellt die systematische Berücksichtigung der Medienbildung in den Lehramtsstudiengängen mit der Anschlussfähigkeit an die folgenden Phasen der Lehrerbildung dar.
Prof. Dr. Mandy Schiefner-Rohs, Technische Universität Kaiserslautern
Mandy Schiefner-Rohs ist Professorin für Allgemeine Pädagogik mit Schwerpunkt Schulpädagogik an der TU Kaiserslautern. Zuvor war sie dort Juniorprofessorin für Pädagogik mit Schwerpunkt Schulentwicklung sowie an verschiedenen (inter-)nationalen Universitäten im Bereich Hochschuldidaktik und e-Learning in Forschung, Lehre und Third Space tätig. Sie promovierte in München mit einer Arbeit zu kritischer Medienkompetenz in der Lehrer|innenbildung. Aktuell forscht sie in verschiedenen Projekten an der Schnittstelle von medien- und (hoch-)schulpädagogischen Fragestellungen. Der Fokus liegt dabei auf der Transformation von Schule, Hochschule und pädagogischer Professionalität unter der Perspektive tiefgreifender Mediatisierung.
Abstract
Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Medienkompetenzmodellen und Medienbildungskonzepten werden herausgearbeitet und vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen der Bildungslandschaft und ihrer Institutionen diskutiert. Ein weiterer Schwerpunkt des Webinars liegt auf der Darstellung und Entwicklung medienpädagogischer Kompetenzen. Was sollten Lehrpersonen wissen und können für die Gestaltung der schulischen Medienbildung? Die Veranstaltung führt in die Aspekte medienpädagogischer Kompetenz ein und thematisiert Konzepte der Mediendidaktik, der Medienerziehung und der medienbezogenen Schulentwicklung.
Dr. Marion Brüggemann, Universität Bremen, Zentrum für Lehrerinnen- und Lehrerbildung und Bildungsforschung
Dr. Marion Brüggemann ist seit Februar 2020 die Geschäftsführerin des Zentrums für Lehrerinnen- und Lehrerbildung und Bildungsforschung (ZfLB) an der Universität Bremen. Davor war sie viele Jahre als Wissenschaftlerin am Institut für Informationsmanagement Bremen GmbH (ifib) Bremen mit den Arbeits- und Forschungsschwerpunkten Evaluation und wissenschaftliche Begleitung von Projekten zur schulischen und außerschulischen Medienbildung, Professionalisierung und medienpädagogische Kompetenz in pädagogischen Berufen und Förderung von IT-und Medienkompetenz in der beruflichen Bildung. Als Vorstandsvorsitzende der GMK (in Doppelspitze mit Sabine Eder) sind medienpädagogische Vernetzung, medienpädagogische Professionalisierung und die bildungsbereichsübergreifende Stärkung von Medienbildung ein wichtiges Anliegen ihrer Arbeit.
Abstract
Lange wurde Kinder- und Jugendschutz in den Medien als Schutz vor ungeeigneten Inhalten betrachtet und praktiziert. Doch wie kann ein Schutz ausgestaltet werden, wenn Kinder und Jugendliche nicht allein Inhalte rezipieren, sondern über digitale Medien interagieren, selbst (ggf. ungeeignete) Inhalte bereitstellen? Rückblickend auf die Tradition im Kinder- und Jugendmedienschutz werden diese Herausforderungen unter Einbezug der Kinderrechte diskutiert, die hier eine hilfreiche Zugangsweise erlauben.
Dr. Niels Brüggen, JFF, München
Niels Brüggen leitet die Abteilung Forschung des JFF - Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis. Das Institut beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Begleitung und Erforschung des Medienhandelns von Kindern und Jugendlichen. Ziel ist es Kinder und Jugendliche selbst sowie deren Bezugspersonen dabei zu unterstützen, Chancen zu realisieren und Herausforderungen zu meistern.
In verschiedenen Projekten (aktuell in Zusammenarbeit mit der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien im Rahmen der dort angesiedelten Zukunftswerkstatt) ist damit auch der Jugendmedienschutz in seiner Wirksamkeit und aktuellen Herausforderungen Thema. Das Webinar ermöglicht Einblicke in diese Fragestellungen.
Abstract
Für Schüler|innen hat sich die Nutzung von Erklärvideos auf YouTube längst zur Alltäglichkeit entwickelt, insb. in Fächern mit‚ schwacher Didaktisierung‘ scheinen diese tendenziell lernwirksamer als der reguläre Unterricht. Der Beitrag berichtet erste Daten aus dem vom BMBF geförderten Projekt „Digitale außerschulische lern- und bildungsbezogene Handlungspraxen von Jugendlichen“.
Digitale Medien haben das Potential, vielfältige Zugänge zu Bildungsressourcen jenseits formaler Bildungsangebote zu eröffnen. Damit gestaltet sich die Relation von formaler und non-formaler Bildung grundsätzlich neu, das Bildungssystem verliert sein bisheriges Alleinstellungsmerkmal‚ Wissensvorsprung‘.
In dem genannten Projekt geht es auch um die empirische Aufklärung des Spannungsverhältnisses von formaler, non-formaler und informeller Bildung, das sich aus der Digitalisierung/Mediatisierung der Lebenswelt ergibt. Die lern- und bildungsbezogene Handlungspraxen von Heranwachsenden im Umgang mit Erklärvideos und Tutorials werden betrachtet. Ausgewählte Aspekte werden im Beitrag vorgestellt und laden zur Diskussion ein.
Referenten:
Dr. Ilona Czwielong und Prof. Dr. Sven Kommer
Prof. Dr. Sven Kommer, seit 2013 Professor für „Allgemeine Didaktik mit dem Schwerpunkt Technik- und Medienbildung“ an der RWTH Aachen. Arbeitsschwerpunkte bilden Konzepte für den Einsatz digitaler Medien in der Schule, die Einstellungen (Habitus) der Lehrpersonen gegenüber Medien, Jugendkulturen und Innovationen in der LehrerInnenbildung.
Prof. Kommer ist einer der Sprecher der Initiative „Keine Bildung ohne Medien“.
Abstract
Aus den Förderprogrammen und der „KMK-Strategie zur Bildung in der digitalen Welt“ mit den darin enthaltenen pädagogischen Zielvorstellungen leiten sich technische, personelle und organisatorische Bedarfe ab. Von Schulen wird erwartet, dass sie Medienkonzepte entwickeln, die mit den Medienentwicklungsplänen der kommunalen Schulträger synchronisiert werden müssen. Lehrpläne, Orientierungsrahmen und Verfahrensbeschreibungen müssen auf Landes- und kommunaler Ebene entwickelt und etabliert werden, um Voraussetzungen für einen Freiraum in der pädagogischen Arbeit zu erfüllen. Zugleich gilt es, auf dieser Basis eine realistische Umsetzungsperspektive zu entwickeln.
Im Prinzip stellen sich diese Anforderungen auf allen Ebenen des Schulsystems, doch wie kann ein System auf die neuen Ziele reagieren? Einerseits erfordert die Digitalisierung aller Lebens- und Arbeitsbereiche einen agilen Umgang mit technologischen Veränderungen, andererseits brauchen öffentliche Einrichtungen eine mittelfristige Planungssicherheit. Kein Plan ist in Stein gemeißelt - Pläne leben davon, angepasst und verändert zu werden - der Entwicklungsprozess selbst ist bereits Teil des Programms.
In ihrem Vortrag spannt Frau Zeising den Bogen auf – von der Entwicklung von Medienkonzepten bis zur Umsetzung kommunaler Medienentwicklungsplänen im Spannungsfeld der Standardisierungsnotwendigkeit und den Anforderungen individuellen Lernens. Sie zeigt auf, welche Fragen sich mit Blick auf eine dauerhafte Sicherstellung einer lernförderlichen IT-Infrastruktur stellen. Dabei verfolgt sie einen praxisbezogenen Ansatz und berichtet fallbezogen aus ihrem Berufsalltag; der Beratung von Kulturministerien und Schulträgern auf dem Weg zur digitalen Schule. Eine Diskussion zu dem thematischen Spannungsfeld als auch Fragen dem Berufsfeld bzw. -alltag sind vorgesehen.
Dr. Anja Zeising, Institut für Informationsmanagement, Bremen (ifib)
Anja Zeising ist seit 2014 am Institut für Informationsmanagement Bremen (ifib) tätig. Sie hat Informatik studiert und langjährige Forschungserfahrung zu digitalen Medien im formellen und informellen Bildungskontext. Für die Beratungstochter des ifib (ifib consult GmbH) ist sie für den Bereich Bildung und Schule zuständig und unterstützt ihre Kunden aus Bildung und öffentlicher Verwaltung im Bereich Digitalisierung und Schule, kommunaler Medienentwicklungsplanung für alle Schulformen und außerschulische Lernorte, Strategieentwicklung und Projektmanagement für Ministerien für Kultus, Durchführung und Evaluation. Zuvor arbeitete sie u.a. als Softwareentwicklerin (E-Commerce) und war 2013 Mitgründerin eines FabLab (Fabrication Laboratory) in Bremen, einer High-Tech-Werkstatt, in der praxisorientiert Fertigungstechnologien wie Laser Cutting und 3D-Druck exploriert werden können und so das kreative Schaffen digitaler Artefakte zum Be-greifen essentieller Grundprinzipien digitaler Medien beitragen soll.
Universität Potsdam
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