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www.BrAnD2. 2016/17 - Wissen

Zweites Brandenburger Antike-Denkwerk. Wille. Würde. Wissen. 

Von Wissenshungrigen und Wissensdurstigen (Potsdam, 18.03.2017)

Wissen macht erfolgreich, attraktiv, manipulativ, wohlhabend, süchtig, mächtig, glücklich, berühmt … so das Fazit des diesjährigen Brandenburger Antike-Denkwerks in Kooperation mit der Universität Potsdam unter Leitung von PD Dr. Nicola Hömke, Dr. Alexandra Forst und Peggy Klausnitzer, gefördert von der Robert-Bosch-Stiftung. Fünf landesweit ausgewählte Schulen stellten am Samstag auf einem Schülerkongress in Potsdam ihre Rechercheergebnisse rund um das Thema ‚Wissen‘ auf kreative und wissenschaftlich fundierte Weise vor. Der Kongress erhielt in diesem Jahr besonders viel Zuspruch. Zu Gast waren etwa der ehemalige Bundesvorsitzende des DAV Dr. Helmut Meißner, Dr. Josef Rabl vom DAV Berlin-Brandenburg sowie mehrere Mitglieder von Schulleitungen der beteiligten Gymnasien.

Die Schüler des Wolkenberg-Gymnasiums Michendorf warfen im Rahmen eines Rollenspiels Licht auf die Wissensquellen einer jungen römischen Frau der Oberschicht. Dabei wurden Szenen eines antiken Familienlebens nachgestellt, in denen die Tochter gegen die ihr zugeschriebene Rolle aufbegehrt. Die Rollenverteilung zwischen römischem Mann und römischer Frau war auch Mittelpunkt der anschließenden Diskussion.

Wissen wirkt Wunder – das bewiesen die Teilnehmer des Marie-Curie-Gymnasiums Dallgow-Döberitz ihren Zuschauern. Denn nur mit Wissen aus und über die Antike kann man bestimmte Symbole und Kunstwerke verstehen und deuten. So erfuhr das Publikum etwa Interessantes über die Verbindung von Medusa, Arachne und Europa und kennt nun die Herkunft des Maserati-Dreizacks und des Rossmann-Kentauren, eines Mischwesens, das uns ja auch in beliebter Jugendliteratur wie den Percy Jackson- oder Harry Potter-Romanen begegnet. Mit diesen Schülern würde ein Museumsrundgang zu einer wunderbaren Entdeckungsreise.

Die Schüler des Eberswalder Gymnasiums „Alexander von Humboldt“ hatten die Idee, in einer ‚Fernsehsendung‘ mit dem Namen WISSEN MACHT …?! unterschiedliche Aspekte der Wissensvermittlung in Antike, Neuzeit und Moderne miteinander zu vergleichen. In zwei ‚Lernvideos‘ wurden zunächst die Wege des Wissenserwerbs eines antiken und eines modernen Kindes erläutert. Anschließend klärte ein moderner ‚Historiker‘ die Zuschauer über ungesichertes oder gar falsches Wissen auf, wie es etwa in den ethnographischen Exkursen eines Tacitus über die Germanen begegnet.

Über die Wissensquellen des römischen Geschichtsschreibers Sallust informierten die Schüler des Potsdamer Humboldt-Gymnasiums das Publikum. Dabei thematisierten sie auch die Art der Wissensvermittlung durch antike Geschichtsschreibung. Beispielhaft zeigten sie dies an der Darstellung der Catilinarischen Verschwörung auf und nahmen die Zuschauer mit auf einen Streifzug durch die Geschichte der römischen Historiographie. Am Ende thematisierten sie die modernen Formen der Präsentation von Wissen über antike Ereignisse, wie sie etwa in Robert Harrisʼ Roman-Trilogie „Titan“ greifbar sind.

Das Evangelische Gymnasium Hermannswerder bildete den krönenden Abschluss des Kongresses: Mit Hilfe verschiedener Quellen wie den Res gestae des Augustus, den Annales des Tacitus oder Suetons Augustusbiographie konfrontierten sie das Publikum mit ganz unterschiedlichen Sichtweisen auf die Leistungen des berühmten Princeps und stellten dabei auch „ihr“ Bild des Kaisers zur Diskussion. Sie nahmen die Zuschauer mit auf eine Zeitreise, bei der zum einen Zeitgenossen des Augustus wie Ovid, Livia oder Tiberius, aber auch die 100 Jahre später über sie schreibenden Autoren Tacitus und Sueton lebendig zu Wort kamen. Am Ende herrschte Begeisterung trotz Erschöpfung, und Hermannswerder erhielt die höchste Punktzahl – gratulamur!

Andrea Weiner