Die Universität Potsdam und das Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) laden herzlich ein zu einer gemeinsamen Veranstaltung zum Thema „Rassismus im Wissenschaftssystem“. Die „Black Lives Matter“ Bewegung hat die bereits lange Zeit geführte Debatte über Rassismus weltweit in die Mehrheitsgesellschaft gebracht. Wir meinen, dass sich auch das Wissenschaftssystem bei diesem Thema kritisch hinterfragen sollte.
Rassismus in der Wissenschaft kann viele Formen haben: Diskriminierung im wissenschaftlichen Arbeitsalltag, die Unterrepräsentation von nicht-weißen Wissenschaftler*innen an deutschen Wissenschaftsinstitutionen und Rassismus in der Wissensproduktion, zum Beispiel in den Curricula oder bei der Vergabe von Fördermitteln.
Wissenschaft im global vernetzten 21. Jahrhundert lebt aber von der Vielfalt der Perspektiven. Inter- und Transdisziplinarität sind hoch geschätzte Kriterien und widersprechen rassistischen Strukturen.
Doch wird unser Wissenschaftssystem diesen Ansprüchen gerecht? Wie prägt Rassismus unsere Wissenschaft? Welche Strukturen verhindern eine Diversität an Perspektiven? Wie können wir dagegen vorgehen? Behindern struktureller Rassismus und Alltagsrassismus wissenschaftliches Arbeiten?
Diese Fragen (und Ihre) möchten wir mit Ihnen und unseren Gesprächspartner*innen diskutieren.
| Statement Aki KrishnamurthyWelche Stimmen bekommen Raum, welche Perspektiven werden überhört? Welche Orte des Wissens werden übersehen? Wie können wir rassismuserfahrene Studierende und BIPoC-Wissen empowern? |
| Statement Karim FereidooniRassismusrelevante Denk-, Sprech- und Handlungsstrukturen werden in der Wissenschaft reproduziert und sollten deshalb rassismuskritisch thematisiert werden. Wissenschaftler*innen und die Wissenschaft sind nicht frei von Rassismus. Es kommt in der Rassismusforschung nicht nur darauf an, was gesagt wird, weil Rassismus generell ein tabuisiertes Thema ist, vielmehr kommt es darauf an, wer was sagt. Häufig werden Schwarze Wissenschaftler*innen und Wissenschaftler*innen of Color nicht als Rassismus-Expert*innen, sondern als Betroffene wahrgenommen. |
| Statement Elisabeth KanezaDie Erforschung von Rassismus aus der Perspektive von Wissenschaftler:innen of Color ist an deutschen Hochschulen noch nicht genügend etabliert. Die Kategorien der Differenz begrenzen sich in den meisten Fällen auf Staatsangehörigkeit, Migrationshintergrund und Religion. Es ist notwendig, dass Rassismus als eigenständiger Forschungsbereich größere Anerkennung in der Wissenschaft erfährt, damit auch hierzulande Black Studies an Universitäten angeboten werden können. |
| Statement Angelo CamufingoUniversitäten reproduzieren epistemische Gewalt, Gewalt gegenüber Wissen, die sich in institutionellem Rassismus und einem Mythos wissenschaftlicher Objektivität manifestiert, und, wie Grosfoguel (2013) es ausdrückt, „einem ,Ich´, das von sich annimmt, Wissen aus dem Nichts zu produzieren“ . Sie verfestigen weiße/westliche Vorstellungen von Machtstrukturen und marginalisieren nicht nur weiterhin nicht-westliches Wissen, sondern verhindern Möglichkeiten für von Rassismus betroffene Menschen, zu dem beizutragen, was viele Universitäten zu fördern versuchen: Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion. |
Koordinationsbüro für Chancengleichheit
Campus Am Neuen Palais