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Wissenskulturen und mediale Umgebungen

Die Professur Wissenskulturen und mediale Umgebungen (ehemals Medienökologie) ist am Institut für Künste und Medien angesiedelt. Sie gehört zum Studiengang Europäische Medienwissenschaft, der in gleichberechtigter Kooperation zwischen der Universität Potsdam und der Fachhochschule Potsdam durchgeführt wird. Die Professur nimmt unter dem Stichwort Medienökologie mediale, vernetzte Umgebungen in den Blick, die sie aus der Geschichte und Gegenwart unterschiedlicher Wissenskulturen entwickelt. Hierbei werden vier Schwerpunkte gesetzt, deren Inhalte kritisch hinterfragt werden. Sie lassen Medien als Umgebungen sowie andersherum die Medialität der Umgebungen selbst betrachten: Formen der Vernetzung bzw. der medienvermittelten Konnektivität, Medienästhetik, Medien der Natur, sowie die geologischen Bedingungen der Medien (Rohstoffe und Energie).

Vier Perspektiven

Erstens wird die global vernetzte Zirkulation von Bildern, Texten, Waren und Daten historisch und aktuell thematisiert. Hier stehen Fragen nach Aspekten einer Technosphäre, der historischen Entwicklung von Infrastrukturen und verschiedenen Netzformationen im Zentrum, sowie die Frage, welche Phantasmen und Zukunftsvisionen in die Vorstellungen einer vernetzten Welt einfließen. Zweitens widmet sich die Professur einer umfassenden Geschichte und Theorie medialer Umgebungen unter medienästhetischen Gesichtspunkten, die Daten, Bilder, Texte und Klänge einschließen. Hier geht es einerseits darum, wie Medien die Wahrnehmung, oftmals im Sinne eines medientechnischen »a priori«, prägen, sei es der Blick auf die ohne Satelliten-Technik nicht denkbare Software Google Earth, seien es die medial hergestellten Erkenntnisse der Wissenschaften oder die besondere Ästhetik von Umgebungen in Computerspielen und 360°-Filmen. Die Professur legt hier, drittens, einen Schwerpunkt auf Medien der Natur bzw. der »Umwelt«, die auch die politische Ökologie im Sinne des „Umweltschutzes“ im Sinn hat: Die technisch-mediale Implementierung des Blicks auf natürliche Umgebungen bzw. den medial ausgerüsteten Blick auf »die Natur« in Form spürender Umgebungen wie twitternder Bäume, als satellitengestütztes Earth Sensoring oder die auf Messungen und Daten basierenden Klimasimulationen und -visualisierung, die es hier zu untersuchen gilt. Derartige mediale Verfahren sind gegenwärtig oftmals die erste Grundlage der Bedingungsmöglichkeiten einer Erkenntnis der Natur. Schließlich soll viertens die Perspektive einer Umkehrung im Sinne von Umgebungen als Medien leitend sein. Diese lässt die Verbindung zwischen der zunehmenden Mediatisierung und Vernetzung von Umwelten und einer »Geologie der Medien« dringlich erscheinen, die die endlichen Ressourcen und Stoffkreisläufe der Medien hinterfragt (seltene Erden, Recycling, Schrott, Energieverbrauch). Der Planet Erde, als medial vermitteltes Objekt, erscheint dann im Fokus dieser Perspektiven eher als Verbund disparater, hybrider und korrespondierender Dinge, wie Atmosphäre, Hydrosphäre und technischer Infrastrukturen, deren Schnittstellen und Wirkzusammenhänge heute erst teilweise sichtbar gemacht werden können. 

Die Professur bietet für MA- und BA-Studierende der Europäischen Medienwissenschaft Veranstaltungsformate an, die die komplexen Zusammenhänge von Medien, Infrastrukturen, Netzen und Materialien in Beziehung zu Wahrnehmung und Medienästhetik vermitteln (Lehre). Hierzu werden neben medienwissenschaftlichen Forschungen, die Wissens- und Technikgeschichte sowie die Geschichte der Ökologie in ihren technischen wie naturbezogenen Ausprägungen, einbezogen. Die Lehre wird in Form von Projektseminaren, einer Vorlesung zur Medienästhetik der Umgebungen, sowie im Rahmen von Lehrforschungsseminaren und Exkursionen angeboten.

Foto: Idee: Birgit Schneider, Zeichnung: Ruth Lorenz