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RehaQuantified - Entwicklung eines medizinischen, sensorbasierten Assistenzsystems für die mobile, alltagsintegrierte und trainingsbasierte Anwendung bei kardiopulmonalen Erkrankungen

Ansprechpartner

Prof. Dr. med. Heinz Völler


Motivation

Rehabilitationsmaßnahmen leiten oftmals nur einen länger andauernden Prozess der Krankheitsverarbeitung ein. Nachhaltige Effekte mit häufig erforderlichen Lebensstiländerungen bleiben oftmals aus. Insbesondere bei kardiologischen Erkrankungen fällt es Patienten nach der Entlassung aus der direkten ärztlichen Obhut oft schwer, ihre Belastungsgrenzen im Alltag bei der Durchführung von weitergehenden Therapiemaßnahmen richtig einzuschätzen. Psychologisch bedingte Bewegungshemmnisse und mangelndes Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit kommen hinzu. Sowohl Über- als auch Unterbelastung sind mögliche Folgen.

Die Motivation von RehaQuantified besteht darin, Patienten mit Herz- und Lungenerkrankungen mit einer individualisierten, alltagsintegrierten Therapie und Assistenz bei der Umsetzung eines gesundheitsförderlichen Lebensstils zu unterstützen. Mit Hilfe von sensorischen Feedback- und Interventionsfunktionen soll es dem Patienten ermöglicht werden, sein eigenes Verhalten zu reflektieren (Self-Management), um gesundheitsschädliches Bewegungsverhalten auf Basis objektiver Datenbefunde leichter zu identifizieren und dem persönlichen Leistungsstand anzupassen.

Durch die Fokussierung auf die Wiederherstellung alltäglicher Aktivitäten sollen noch vorhandene physiologische Defizite gezielt therapiert und Fehlbelastungen vermieden werden, sodass der Patient wieder mehr Mobilität im Alltag erfährt und diesen damit z. B. beim Einkaufen, Spazierengehen, Wandern, Fahrradfahren oder im Berufsleben besser bewältigen kann. Im Sinne eines ganzheitlichen Therapieansatzes soll auch psychologische Unterstützung für eine Veränderung des Lebensstils gegeben werden.


Projektziele

Das Ziel des Projekts RehaQuantified ist die Entwicklung eines mobilen sensorbasierten Feedback- und Assistenzsystems für den Bereich der kardiopulmonalen Erkrankungen sowie die Überprüfung dessen auf Machbarkeit. Auf Basis sensorisch ermittelter physiologischer Defizite sollen individuelle Therapiepläne semiautomatisch zusammengestellt werden. Dafür werden Qualität und Quantität des Behandlungsverlaufes unter medizinisch-therapeutischen Aspekten ausgewertet. In dem Projekt sind drei verschiedene Anwendungsfelder im Bereich Kardiologie und Pulmologie definiert, die sich für die mobile Betreuung der Patienten eignen:

  1. Sicherheit im Alltag und Förderung gesundheitsbezogenen Verhaltens
  2. Sicherheit am Arbeitsplatz zur Vermeidung von Belastungsspitzen
  3. Trainingssteuerung im häuslichen Umfeld, z. B. mit moderatem Ausdauer-Training zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit

Dem Patienten werden über eingebaute Feedbackfunktionen Hinweise für das Selbstmanagement bzw. den Umgang mit seiner Erkrankung gegeben. Der Patient erhält durch das System eine Orientierung für seine körperliche Belastbarkeit in alltäglichen Situationen zu Hause oder im beruflichen Umfeld, um mögliche Folgeschäden zu vermeiden.

Die Einbeziehung des betreuenden medizinischen Fachpersonals erfolgt durch die Übermittlung der Auswertungsergebnisse an den Arzt sowie die integrierten Rückkopplungsfunktionalitäten. Ärzte und Therapeuten können das System zur Überprüfung des Gesundheitszustandes nutzen und auf Basis tagesaktueller Daten Entscheidungen für den Therapieverlauf treffen. Hierfür wird im Projekt ein Vorschlagswesen für die erleichterte Konfiguration von Therapieplänen entwickelt.


Technologien

Zur Umsetzung der dargestellten Zielsetzung wird im Projekt ein mobiles ganzheitliches Therapie- und Assistenzsystem für die medizinische Rehabilitation und Tertiärprävention entwickelt.  Dieses beinhaltet:

  • eine modulare Sensorplattform für körpernahe Sensoren (sog. Wearables),
  • Plug & Play-Komponenten für das Management von verschiedenen Sensoren und Diensten,
  • Aufbau und Betrieb einer sicheren Kommunikationsinfrastruktur zwischen Ärzten, Therapeuten und Patienten,
  • Algorithmen für das Selbstmanagement von Patienten,
  • Funktionen zur Therapieassistenz und Therapiekontrolle durch das medizinische Personal,
  • eine attraktiv gestaltete Smartphone-App für die Nutzung von RehaQuantified,


Anwendungsfelder

Als relevante Anwendungsgebiete von RehaQuantified werden die stationäre und ambulante Rehabilitation, die Tertiärprävention und die berufliche Wiedereingliederung in das Arbeitsumfeld angesehen:


 Medizinische Rehabilitation und Tertiärprävention

Im Rahmen der stationären oder ambulanten Rehabilitation wird der Patient zunächst an die Therapie mit RehaQuantified herangeführt. Nach der Beendigung der stationären oder ambulanten Betreuung kann diese anschließend in die häusliche Umgebung des Patienten zur Unterstützung bei weiteren Nachsorgemaßnahmen überführt werden. Der Einsatz kann auf Basis einer Leihgebühr (Wiedereinsatzmodell) im Rahmen der Nachsorge erfolgen. Auch Privatkunden können RehaQuantified im Anschluss an eine Reha-Maßnahme zur Erhöhung der Sicherheit im Alltag nutzen (Selbstzahlermodell). Eine Anschubfinanzierung durch die gesetzlichen Krankenkassen ist denkbar.


 Berufliche Wiedereingliederung in das Arbeitsumfeld

RehaQuantified kann im Arbeitsumfeld von Mitarbeitern nach einem krankheitsbedingten kardiologischen bzw. pulmologischen Vorfall zur beruflichen Wiedereingliederung genutzt werden. Eine finanzielle Unterstützung durch Berufsgenossenschaften (BG) oder gesetzliche Rentenversicherungen ist denkbar.


Nachsorge durch niedergelassene Ärzte im häuslichen Umfeld

Kardiologische Praxen können RehaQuantified zur Erweiterung ihrer Angebote für eine intensivierte Betreuung ihrer Patienten im häuslichen Umfeld einsetzen. Die vom System gesammelten Daten können zur Analyse der Beschwerden und allgemeinen gesundheitlichen Entwicklung des Patienten genutzt werden. Eine Zuzahlung durch gesetzliche Krankenkassen oder ein Angebot als IGEL-Leistung ist denkbar.

 

Das Projekt ist abgeschlossen.


Kooperation

Fraunhofer FOKUS (Konsortialleiter)

Kardiologische Gemeinschaftspraxis am Park Sanssouci

GETEMED Medizin- und Informationstechnik

AGnova motum® Services & Consulting GmbH

Fachgebiet Komplexe und Verteilte IT Systeme, Technische Universität Berlin