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Luise Schubert

Porträt Luise Schubert

ist Expertin für Wassermanagement

bei den Stadtwerken Potsdam

 

Was machen Sie beruflich?

Ich arbeite seit Juni 2017 im Fachbereich Wassermanagement bei der Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP), dem lokalen Wasserversorger Potsdams und einiger Umlandgemeinden. Begonnen habe ich als „Technische Sachbearbeiterin“ mit der hydrologischen Betreuung von zwei unserer fünf Wasserwerke, d.h. ich war für alles innerhalb der Einzugsgebiete verantwortlich – von der Messnetz- und Beschaffenheitsüberwachung über den Bau von neuen Messstellen und Brunnen bis hin zu den Wasserrechten. Seit April diesen Jahres habe ich als „Fachspezialistin“ neue Aufgaben übernommen und bin nun vor allem für die Langfristplanungen zuständig. Neben der Sicherung unserer Wasserrechte und der Planung der Dargebotsnutzung bin ich verantwortlich für die Umsetzung aller gesetzlichen Verpflichtungen, bin Ansprechpartnerin für alle Sorgen und Nöte bezüglich der Trinkwasserqualität (deshalb findet man mich auch direkt auf der Website) und vertrete die EWP in der Verbandsarbeit.
 

Was haben Sie studiert?

Ich habe an der Uni Potsdam Geowissenschaften studiert, im Master dann als Vertiefung Geologie gewählt und mich auf die Hydrogeologie konzentriert.
 

Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?

Ausschlag für meine berufliche Orientierung in Richtung Wasser gab mein Masterpraktikum, was ich 2014 für vier Monate in Baden-Württemberg in einem kleinen wasserwirtschaftlichen Ingenieurbüro absolviert habe. Wir haben dort damals eine Wasserkraftpotenzialanalyse gekoppelt mit der Bewertung der ökologischen Durchgängigkeit für das Land gemacht. Anschließend habe ich mich hauptsächlich auf Kurse mit Wasserbezug konzentriert und nach meinem Masterabschluss 2016 noch einige Masterkurse in der Geoökologie besucht und parallel als Werkstudentin bei der EWP im Wassernetzbereich gearbeitet. Hier habe ich eine Datenbank für die Regenwasserauslässe im Stadtgebiet angelegt. Da ich mit dem Studieren quasi fertig war, habe ich mich dann einfach mal erkundigt, wie es mit einem beruflichen Werdegang bei der EWP aussieht und das hat dann ab Juni 2017 geklappt. (In Baden-Württemberg hätte ich tatsächlich auch anfangen können, aber mein Mann war nur schwer aus Potsdam wegzubekommen :))
 

"Meine beruflichen Schwerpunkte liegen
eindeutig in der Trinkwasserversorgung."

 

Welche drei Sachen haben Sie auf Arbeit zuletzt erledigt?

Gerade bereiten wir auf Verbandsebene in der Initiative Trinkwasserversorgung Metropolenregion Berlin-Brandenburg eine Wasserklausurtagung vor, in welcher wir gemeinsam mit Wasserversorgern, dem VKU, dem BDEW, Frau Senatorin Jarasch, Herrn Minister Vogel sowie Vertretern aus den entsprechenden Behörden für die zukünftigen Herausforderungen in der Trinkwasserversorgung Ziele und Aufgaben definieren. Diese wichtigen Aspekte werden dann mit in die Kabinettssitzungen der beiden Länder mitgenommen.

Zudem habe ich gerade eine Zuarbeit in der Öffentlichkeitsarbeit, diesmal eine Presseanfrage geschrieben. Aktuell werden vor allem die langen Trockenperioden im Zusammenhang mit den Auswirkungen auf die Versorgung mit Trinkwasser diskutiert. Ich fasse dann unsere aktuelle Situation zusammen, gebe Ausblicke und Hinweise, wie auch jeder Einzelne beitragen kann, nachhaltig mit dem kostbaren Trinkwasser und seinen Ressourcen umzugehen.

Und aktuell sitze ich in einem 2-Tage-Workshop zum Thema Kommunikation. Das ist super spannend, weil es die Selbstreflexion hinterfragt. Bis jetzt sieht es ganz gut aus, ich scheine halbwegs verständlich zu kommunizieren :)
 

Wasser spielt von der Landwirtschaft über die Trinkwasserversorgung bis hin zur Körperpflege in vielen Bereichen eine Rolle. Wo liegen Ihre beruflichen Schwerpunkte?

Meine beruflichen Schwerpunkte liegen eindeutig in der Trinkwasserversorgung. Hier decken sie den kompletten Bereich von der Ressource Grundwasser bis zur Verteilung zum Kunden ab, sowohl was die Menge, als auch die Qualität betrifft.
 

Ist Ihre Arbeit bei den Stadtwerken eher politisch-administrativer, wissenschaftlicher oder praktischer Natur?

Tatsächlich ist es eine ziemliche Mischung, wobei der wissenschaftliche Teil (wenn man ganz konkret von Forschung ausgeht) sicherlich den kleinsten Teil einnimmt.  Politisch-administrativ, da es viel intern mit verschiedenen Fachbereichen und extern mit Behörden abzustimmen gibt und die Öffentlichkeit entsprechend einbezogen wird. Praktisch, wenn es dann um die konkrete Arbeit in den Wasserschutzgebieten, auf Baustellen und den Kundenkontakt geht. Wissenschaftlich wird es immer dann, wenn wir zum Beispiel neue Parameter im Wasser untersuchen, neue Grundwasserleiter erschließen oder neue technische Vorhaben testen und integrieren. Hier arbeiten wir auch viel mit externen Einrichtungen zusammen und betreuen auch hin und wieder Abschlussarbeiten.
 

Arbeiten Sie  im Team mit mehreren Hydrolog*innen oder anderen Spezialist*innen zusammen? Wenn ja, wo liegen die wichtigsten Schnittstellen Ihrer Arbeit?

Unser Wassermanagement-Team besteht neben mir aktuell aus zwei weiteren Kolleginnen, die einen hydrologischen bzw. wasserwirtschaftlichen Hintergrund haben. Eine vierte Stelle in unserem Team ist gerade ausgeschrieben. Zudem unterstützt uns eine Werkstudentin aus der Geoökologie. Wir arbeiten eng mit den Mitarbeitern der Wasserwerke und Kläranlagen, den Wassernetzen sowie unseren Planungsingenieuren zusammen. Schnittstellen gibt es viele. Zum Beispiel legen wir das Messprogramm für unsere Einzugsgebiete fest, die Messungen vor Ort übernehmen die Instandhalter der Wasserwerke und Probenehmer unseres beauftragten Labors. Wir pflegen die Daten und werten diese aus. Dann werden die Auswertungen intern an betreffende Fachbereiche und extern zum Beispiel an das Gesundheitsamt oder die Wasserbehörden weitergegeben. Intern wiederum sind die gesammelten Daten wichtig für die Planungen neuer Brunnen und Messstellen, die Aufbereitung in den Wasserwerken und die Verteilung im Netz.
 

"Wir können vielleicht nicht das Wetter ändern,
wohl aber unseren Umgang mit der Natur:
und Wasser ist ein natürliches Gut."

 

Läuft öffentliches Wassermanagement eher projektbasiert oder kontinuierlich ab? Wie viel Spielraum haben Sie in der Gestaltung der Maßnahmen im Rahmen der aktuellen Gesetzgebung?

In unserem Fall beides. Es gibt sowohl kontinuierliche Aufgaben, wie die Überwachung der Ressourcen, die Einhaltung der rechtlichen Normen und die Öffentlichkeitsarbeit. Auf der anderen Seite haben wir auch Projekte, an denen wir mitwirken oder die wir angehen. Das können Studien zu neuen Analysemethoden sein, z.B. der Nachweis von Corona-Viren im Abwasser, Forschungsprojekte zu klimaabhängiger Ressourcenbewirtschaftung, Tests zu Aufbereitungsvarianten im Wasserwerk oder zum Beispiel der Waldumbau in unserem Einzugsgebiet des Wasserwerkes Ferch.

Natürlich gibt der rechtliche Rahmen den Fokus vor, aber auch abseits davon können Ideen eingebracht werden. Man kann nur Erkenntnisse gewinnen, wenn man etwas auch mal anders macht als wie bisher. Beispielsweise haben wir zu Vergleichszwecken beim Bau vier neuer Brunnen, einen mal mit Glaskugeln anstatt Filterkies bestückt. In ein paar Jahrzehnten haben wir vielleicht die Erkenntnis, dass eine Variante besser funktioniert.
 

Trinkwasser ist eine der wertvollsten Ressourcen, die der Menschheit zur Verfügung stehen. Dennoch ist unser Umgang damit zum Teil verschwenderisch und international ungerecht verteilt.
Inwiefern spielen diese gesellschaftspolitischen Aspekte in Ihrem Arbeitsalltag eine Rolle? 

Eine sehr große Rolle. Dadurch dass ich als Ansprechpartnerin für unsere Kunden und auch für Presseanfragen etc. zur Verfügung stehe, erlebe ich hier viele Sichtweisen und die unterschiedlichsten Ansprüche und Fragestellungen. Ich habe dabei das Gefühl, dass so langsam ein Wandel im Bewusstsein stattfindet und sich immer mehr Menschen auch selbst hinterfragen, wie sie ihren Beitrag leisten können. Wir können vielleicht nicht das Wetter ändern, wohl aber unseren Umgang mit der Natur: und Wasser ist ein natürliches Gut.

Gleichzeitig sind wir auf die Politik angewiesen, die die große Richtung angeben muss, in die wir alle gehen. Darum ist die Verbandsarbeit auch so wichtig und das „immer-wieder-in-den-Fokus-Rücken“ der Herausforderungen, die nur gemeinsam bewältigt werden können. An diesem Punkt finde ich immer gut zu erwähnen, dass es in der Natur keine geraden Linien als Grenzen gibt, das Grundwasser endet eben nicht am Gartenzaun. Es endet auch nicht an der Stadt- oder Landesgrenze. Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie zeigt das sehr deutlich. Hier wird länderübergreifend betrachtet und die Länder sind „gezwungen“, dabei zusammen zu arbeiten.
 

Ihre Tipps für Berufseinsteiger*innen?

Eigeninitiative bringt voran und führt einen manchmal dorthin, wo man es gar nicht erwartet hat. Auf jeden Fall sollte man sich nicht entmutigen lassen, wenn es Absagen hagelt.
Ich habe viele Bewerbungen geschrieben, weil ich damals keinen konkreten Berufs-Fokus hatte. Zum Schluss lief es dort am besten, wo ich den direkten Kontakt gesucht habe. Und was mit einem Praktikum beginnt kann auch Beruf werden. :)

 

Vielen Dank für die spannenden Einblicke in die Tätigkeit als Expertin für Wassermanagement, Luise Schubert!

Das schriftliche Interview wurde im September 2022 geführt.
 

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