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Warum Philosophie in Potsdam studieren?

An unserem Institut sind die Strömungen der Analytischen Philosophie ebenso vertreten wie die des Pragmatismus und der lebensphilosophisch-hermeneutischen Phänomenologie. Wir forschen und lehren in den Disziplinen der Sprachphilosophie, der Philosophie des Geistes und Handlungstheorie, der Erkenntnistheorie, der Metaphysik und Ontologie, der Ethik, der Politischen Philosophie, der Angewandten Ethik, der Philosophischen Anthropologie und der Ästhetik. Die Philosophie an der Universität Potsdam zeichnet sich dadurch aus, dass wir gerade in dieser Vielfalt der vertretenen Methoden, Disziplinen und zahlreicher spezifischer Forschungsinteressen (vgl. die Seiten der Lehrstuhlinhaber) auch gemeinsame methoden- und disziplinenübergreifende Forschungsinteressen verfolgen.

Einen ersten thematischen Fokus des Instituts bildet die Frage nach den Charakteristika von Personalität. Aus theoretischer Sicht geht es hier um die Identität und Pluralität personaler Lebensformen, um den Unterschied und Zusammenhang mit nicht personalen Lebensformen sowie um die Frage, wie die Spezifika der Personalität, Denken und Handeln, angemessen zu verstehen sind. Aus Sicht der praktischen Philosophie sind menschliche Personen zum einen als Trägerinnen von Menschenrechten und Inhaberinnen von Menschenwürde Schwerpunkt des Instituts, zum anderen als Lebewesen, die in vielfachen Lebensstadien und –bezügen (Geburt und Tod, Krankheit und Behinderung u.ä.) Probleme in der Angewandten Ethik aufwerfen. 

Einen weiteren Schwerpunkt gibt es, zweitens, im Bereich der Praktischen Philosophie, die an unserem Institut durch drei Professuren vertreten ist: Von der  Metaethik über die Normative Ethik und die Politische Philosophie bis hin zur Angewandten Ethik (inbesondere der Medizinischen Ethik) behandeln wir die Grundlagen und Anwendungsgebiete der normativ relevanten Aspekte individuellen und kollektiven Handelns. Dabei greifen wir immer wieder auf die Mittel der Theoretischen Philosophie zurück, die bei uns nicht nur durch den gleichnamigen Lehrstuhl repräsentiert wird, sondern darüber hinaus durch alle Professoren des Instituts mit jeweils eigenen Schwerpunkten in Forschung und Lehre vertreten ist.

Einen dritten gemeinsamen Bezugspunkt, der eher methodologischer Natur ist, bildet die enge Verknüpfung historischen und systematischen Philosophierens. Philosophische Fragen lassen sich nicht ohne Kenntnis ihrer Geschichte beantworten. Auch die Beschäftigung mit klassischen Texten der Philosophie wird bei uns allerdings meist aus einer Perspektive betrieben, die an systematischen Zusammenhängen interessiert ist.

Das gilt insbesondere für die philosophiehistorischen Schwerpunkte, die an unserem Institut besonders intensiv gepflegt werden: Erstens die Philosophie der frühen Neuzeit von ihren Ursprüngen (u. a. bei Descartes, Spinoza und Berkeley), über die Philosophie der Aufklärung (z.B. Wolff, Mendelssohn) bis zur klassischen deutschen Philosophie (v. a. Kant und Fichte), zweitens die Tradition des klassischen Pragmatismus (Dewey, Royce, Lewis; seit Februar 2012 ist an der Professur für Ethik und Ästhetik das Potsdamer William-James-Zentrum angesiedelt) und der dritte in der philosophischen Anthropologie (v. a. Scheler und Plessner). Weitere philosophische Traditionen des Zwanzigsten Jahrhunderts sind in Forschung und Lehre präsent: Wir arbeiten beispielsweise zu Frege, Wittgenstein, Strawson, Sellars, Davidson, Hannah Arendt, Foucault, Habermas und Taylor.

Dass unser philosophiehistorisches Interesse dabei von einem grundsätzlichen systematischen Interesse getragen wird, spiegelt sich auch darin wider, dass Pragmatismus, Philosophische Anthropologie, Analytische Philosophie und Transzendentalphilosophie nicht nur historische Forschungsgegenstände darstellen, sondern auch den methodologischen Ort vieler Potsdamer Philosophinnen und Philosophen charakterisieren: Wir pflegen vor diesem methodologischen Hintergrund eine intensive, an der Gegenwartsdebatte orientierte Diskusion mit zahlreichen Philosophinnen und Philosophen unserer Zeit.

Besondere Erwähnung verdient hier die bereits erwähnte pragmatistische Traditon. Als das einigende Band dieser Tradition kann die kantische Einsicht angesehen werden, dass unser Verständnis der Welt wesentlich dadurch bestimmt ist, wie wir uns kognitiv und praktisch gegenüber und in dieser Welt verhalten. In jüngster Zeit setzen Autoren wie John McDowell, Robert Brandom und James Conant diese Tradition fort und verbinden sie einerseits mit einer Rezeption des Spätwerks von Ludwig Wittgenstein, andererseits aber auch mit einer intensiven Auseinandersetzung mit der klassischen deutschen Philosophie von Kant bis Hegel. Viele dieser Autoren sind an unserem Institut Gegenstand einer lebendigen, systematischen Auseinandersetzung.

Zu unserem Selbstverständnis als prinzipiell grenzüberschreitende Disziplin gehört es auch, die Resultate angrenzender Wissenschaften interdisziplinär einzubeziehen, beispielsweise die der Kognitionswissenschaften (die einen Schwerpunktbereich der Universität Potsdam bilden), der Medizin, der Geschichts- und Religionswissenschaft und der Rechtswissenschaften. Mit letzteren gibt es eine enge institutionelle Verbindung durch das Potsdamer Menschenrechtszentrum, das gemeinsam von der Professur für Ethik und Ästhetik und einer juristischen Professur betreut wird. Ein fachübergreifendes Interesse am menschlichen Leben und seinen Auswirkungen auf das menschliche Selbstverständnis steht auch hinter dem Graduiertenkolleg Lebensformen und Lebenswissen (in Kooperation mit der Universität Viadrina), das von dreien der vier Professuren mitgetragen wird. Prägend für den interdisziplinären Charakter des Instituts ist darüber hinaus der Lehramtsstudiengang Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde, an dem die Professur für Angewandte Ethik federführend beteiligt ist. Aufgrund seiner philosophiehistorischen wie auch systematischen Ausrichtung ist das Institut aktiv im Profilbereich „Kulturelle Begegnungsräume“ der Philosophischen Fakultät beteiligt. Außerdem wirken wir mit am Frühneuzeitzentrum Potsdam (FNZ), das einen interdisziplinären Zugang zu dieser faszinierenden Epoche sucht.