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Sekundärziele: Die verschiedenen Arten von Schülerlabor

Kategorienbildung: Warum brauchen wir sie?

Aus einem umfangreichen Datensatz über Schülerlabore, der dem Lernort Labor zur Verfügung steht, entstanden zusätzlich zu den Primärzielen sogenannte Sekundärziele. Diese Sekundärziele können ganz unterschiedlich sein, sollen aber die Primärziele fördern. Mithilfe der Sekundärziele lassen sich Kategorien bilden, die auch den Betriebsmodus eines Schülerlabors abbilden (Vergleiche [Haupt et al., 2013, Seite 325/326]).

"Insofern besteht innerhalb der Schülerlaborszene scheinbar eine große Heterogenität, die hinfällig wird, wenn man die Schülerlabore in Kategorien einteilt und anschließend nur Schülerlabore jeweils innerhalb einer Kategorie miteinander vergleicht." Literatur[Haupt et al., Seite 326].

Die Einordnung der Schülerlabore in Kategorien,

"hat in der Innenwirkung den Effekt, dass Schülerlaborbetreiber ihre Kollegen in der jeweiligen Kategorie auf einfache Weise identifizieren können, um so, wenn möglich, Synergien zu nutzen und unter günstigen Umständen, Kooperationen einzugehen. In der Außenwirkung ermöglicht es diese neue Übersichtlichkeit, einerseits den Nutzern aus den Schulen und andererseits den potentiellen Unterstützern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, die gewünschte Zielgruppe unter den Schülerlaboren zu identifizieren und gezielt anzusprechen." [Haupt et al., 2013, Seite 329].

Die sechs bisherigen Kategorien

Im Folgenden sollen die sechs Kategorien entnommen aus [Haupt et al., 2013] kurz vorgestellt werden. Dabei kann ein Schülerlabor auch mehreren Kategorien angehören.

  • Das klassische Schülerlabor bietet zu meist halb- oder ganztägige Kurse für ganze Schulklassen an. Es handelt sich dabei um eine schulische Veranstaltung. Dazu stellt das Schülerlabor für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausreichende Arbeitsplätze und Materialien bereit. Inhaltlich orientieren sich die Themen und Experimente an dem Lehrplan. Idealerweise besteht eine gute Passung zum aktuellen Unterricht der Besucherinnen und Besucher. Dies wird zum Teil dadurch erreicht, dass einige Betreiber Materialien für Lehrkräfte zur Integration des Besuchs in den Unterricht bereitstellen. Zudem werden teilweise fachwissenschaftliche Lehrerfortbildungen angeboten. Dabei dient das Schülerlabor als eine Ergänzung des Unterrichts und leistet eine Breitenförderung.
  • Das Schülerforschungszentrum bietet naturwissenschaftlich-technisch begabten und interessierten Jugendlichen die Möglichkeit an längerfristigen Projekten zu arbeiten. Dabei handelt es sich um eine freiwillige Arbeit, die in der Freizeit der Jugendlichen geleistet wird. Sie ist unabhängig von der Schule, dient aber trotzdem als Ergänzung zur Schule, da Soft Skills erlernt werden. Die Projekte werden zumeist alleine oder in kleinen Teams bearbeitet ohne beabsichtigten Lehrplan-Bezug. Die Teilnehmer erfahren dabei lediglich eine Begleitung beim Lern- und Entwicklungsprozess durch Expertinnen und Experten und können mit ihren Projekten an Wettbewerben teilnehmen. Damit dient das Schülerforschungszentrum einer individuellen Förderung und zur Spitzenförderung.
  • Das Lehr-Lern-Labor weist viele Ähnlichkeiten mit dem klassischen Labor auf. Der wohl wesentlichste Unterschied ist, dass im Lehr-Lern-Labor die Angebote von Lehramtsstudierenden durchgeführt werden. Dies stellt dann einen Bestandteil der universitären Lehramtsausbildung als Pflicht- oder Wahlpflichtangebot dar. Somit finden sich die meisten Lehr-Lern-Labore an Universitäten und werden zumeist von den fachdidaktischen Instituten betrieben. Aufgrund dieses Konzepts bestehen für die Studierenden viele Möglichkeiten. Sie lernen Experimente zu entwickeln und mit den Schülerinnen und Schülern zu experimentieren. Zudem können sie ihre Fertigkeiten reflektieren, sowie ihr Fachwissen vertiefen. Auf diese Weise entsteht an den entsprechenden Universitäten die Gelegenheit, die Lehre zu einer ganzheitlichen Ausbildung der Lehramtsstudierenden zu verbinden.
  • Das Schülerlabor zur Wissenschaftskommunikation ist zu meist in Forschungszentren integriert und gibt somit Einblicke in die aktuelle Forschung und wissenschaftliche Arbeit des Trägers. Hieraus resultiert auch zu meist die Motivation der Schülerinnen und Schüler. Die Inhalte werden an das Niveau der Schülerinnen und Schüler angepasst, jedoch wird kein Bezug zum Lehrplan hergestellt. Zumeist werden Highlights des Standortes in hands-on-Versuchsanordnungen vorgestellt. Parallel dazu gibt das Forschungszentrum Einblicke in verschiedene Berufe und wirbt somit auch um Nachwuchs. Dabei stehen nicht nur akademische Berufe im Vordergrund. Außerdem ist das Schülerlabor eine gute Möglichkeit für die Forschungszentren ihre Arbeit durch die Schülerinnen und Schüler an die Öffentlichkeit zu bringen.
  • Das Schülerlabor mit Bezug zu Unternehmertum beinhaltet ähnliche Ziele und Funktionen, wie das Schülerlabor zur Wissenschaftskommunikation. Der wesentlichste Unterschied ist, dass diese Schülerlabore an forschungsintensiven Unternehmen der Großindustrie angelagert sind und somit Einblicke in unternehmerisches Handeln und Betriebsprozesse bietet. Dabei können je nach Schülerlabor ganze Klassen oder Gruppen Interessierter verschiedene Prozesse des Unternehmens anhand einer simulierten Situation durchlaufen. Auf diese Weise erfahren die Schülerinnen und Schüler die Grenzen und Möglichkeiten unternehmerischen Handelns und erhalten Einblicke in eine Technik-basierte Wirtschaft. Durch das gewähren von Einblicken in verschiedene Berufsmöglichkeiten, werben die Unternehmen um Nachwuchs. Gleichzeitig dienen die Schülerinnen und Schüler als Multiplikatoren in der Öffentlichkeit, sodass die Unternehmen ihr Image besser publizieren können.
  • Das Schülerlabor mit Berufsorientierung hat sich explizit die Berufsorientierung als zentrales Element gemacht und stellt damit eine Ergänzung des Auftrags der Schule dar. Wie in der Definition geschrieben wurde, haben alle Schülerlabore den Anspruch Nachwuchs in den MINT-Berufen zu fördern. In diesen Schülerlaboren werden jedoch zu meist implizit Berufe dargestellt, zum Teil aber auch erläutert. In Schülerlaboren mit Berufsorientierung werden gezielt wesentliche Aspekte verschiedener Berufe in wissenschaftlichen und technischen Arbeitsfeldern vorgestellt. Dies erfolgt zu meist in Kursen, die aus praxisbezogenen Modulen und der Arbeit an authentischen Orten bestehen. Dabei werden auch auch die unterschiedlichen Arbeitsmethoden verschiedener Berufe ausprobiert und die eigenen Interessen und Stärken erkannt. Möglich ist die Umsetzung durch zahlreiche Partnerschaften aus der Industrie, kleinen und mittelständigen Unternehmen sowie aus der Wissenschaft.

Haupt et al. weisen aber auch daraufhin, dass der Prozess der Kategorienfindung noch nicht abgeschlossen ist. "Da die Schülerlaborszene dynamisch ist und sich ständig weiterentwickelt, könnten in Zukunft noch weitere Kategorien hinzukommen." [Haupt et al., 2013, Seite 325]

Kategorienbezeichnung

Zudem wurde durch Haupt et al. eine Bezeichnung eingeführt, die die Kategorien kenntlich machen sollen. Dabei erhält jede Kategorie ein Kürzel, welches hochgestellt wird. Im Falle der Zugehörigkeit eines Schülerlabors zu mehreren Kategorien, werden entsprechend alle Kürzel in Rangfolge aufgezählt. In der folgenden Tabelle sind die Kategorien mit entsprechender Bezeichnung dargestellt.

Bezeichnungen für die Schülerlaborkategorien
Kategorie Kürzel Kennzeichnung
klassische Schülerlabor K Schülerlabor^K
Schülerforschungszentrum F Schülerlabor^F
Lehr-Lern-Labor L Schülerlabor^L
Schülerlabor zur Wissenschaftskommunikation W Schülerlabor^W
Schülerlabor mit Bezug zu Unternehmertum U Schülerlabor^U
Schülerlabor mit Berufsorientierung B Schülerlabor^B