Langfristige Panel-Untersuchungen wie die LifE-Studie sehen sich bei ihrem Beginn häufig mit mannigfachen Problemen konfrontiert. Zu den größten Herausforderungen gehört es, die früheren Befragten wieder zu finden und nochmals zur Teilnahme an der Untersuchung zu bewegen. Oft sind seit der letzten Befragung mehrere Jahre ohne die Möglichkeit der Kontaktaufnahme vergangen, in denen viele Probanden zum Teil mehrmals den Wohnort gewechselt haben. Es bedarf zudem nicht selten einer großen Überzeugungskraft, um das Interesse an der Studie neu zu wecken und Bedenken bezüglich des Missbrauchs von persönlichen Angaben aus dem Wege zu räumen. Ausfälle sind daher fast unvermeidlich.
Die LifE-Studie sah sich bei der Rekrutierung der Probanden ebenfalls vor hohe Anforderungen gestellt. Der letzte Kontakt vor der Erhebung im Jahr 2002 hatte vor fast zwei Jahrzehnten im Rahmen der Jugendstudie stattgefunden. Die große zeitliche Distanz ließ schon für sich alleine einen erheblichen Suchaufwand erwarten. Erschwerend kam jedoch hinzu, dass die zurückliegende Zeitspanne bei einem großen Teil der Befragten durch eine lebensgeschichtlich besonders ausgeprägte geografische Mobilität gekennzeichnet war. Viele Probanden hatten zudem durch eine Heirat einen Namenswechsel vollzogen. Dennoch standen für die Befragung der ehemaligen Jugendlichen im Jahr 2002 am Ende einer aufwendigen Recherche insgesamt 2.020 Adressen zur Verfügung.
Für die Erhebung im Jahr 2012 wurde wiederum eine aufwendige Recherche durchgeführt, die sich in ihrem Vorgehen auf die Erfahrungen aus den Adressrecherchen für die Befragung im Jahr 2002 stützte. Sie bediente sich ergänzend zu den älteren Verfahren neuer Instrumente, welche die Recherche nach aktuellen Personenadressen erleichtern. In einem ersten Schritt wurden die im Jahr 2002 Befragten mit einem automatisierten Adressrechercheverfahren der Deutschen Post gesucht und in einem zweiten Schritt nicht aufgefundene Personenadressen per Hand im Internet und mit Hilfe von Telefonverzeichnissen, zum Beispiel der Deutschen Telekom, recherchiert. Der dritte Schritt umfasste eine automatisierte Recherche über die Einwohnermeldeämter. Verbliebene nicht aufgefundene Personen wurden über ihre Eltern und persönlich kontaktiert, um eine aktuelle Adresse für die Versendung des Fragebogens zu erhalten. Im Ergebnis der 10 Monate andauernden Recherche konnten auf diesen Wegen von 1.657 Personenadressen 1.611 ausfindig gemacht werden, weitere 19 ehemalige Befragte sind seit dem Jahr 2002 verstorben, der Verbleib von 27 Personen wurde bisher nicht aufgeklärt.
Für eine weitere Erhebung im Jahr 2022 wurden 2015 erneut die Adressen recherchiert, um Ausfälle aufgrund von nicht gefundenen Personen so gering wie möglich zu halten. Aus diesem Grund wurden hier zusätzlich die Adressen der Personen recherchiert, die 2002 an der Untersuchung teilnahmen, nicht mehr jedoch an der Befragung 2012. Diese Art der Feldpflege soll regelmäßig vor der nächsten Erhebung stattfinden, um einen möglichst hohen Rücklauf zu erreichen.
Als Verfahren für die Datenerhebungen im Jahr 2002 und 2012 wurde eine postalische Befragung in Anlehnung an die Empfehlungen von Dillman (1978, 2000) mit einer schriftlichen und telefonischen Erinnerung gewählt. Zusätzlich wurde beim Versand des Fragebogens ein monetärer Anreiz in Höhe von 10 Euro beigelegt und nach der telefonischen Erinnerung selektiv eine Postkarte zur Verstärkung der am Telefon gemachten Zusagen verschickt.
Die Befragung der ehemaligen Jugendlichen im Jahr 2002 führte zu einem vergleichbar hohen Rücklauf wie die Kontaktaufnahme mit den Eltern. 1.657 Personen schickten den Fragebogen ausgefüllt zurück, was einer Ausschöpfungsquote von 82,4 Prozent entspricht. Bezogen auf die Grundgesamtheit aller mindestens einmal an der Jugendstudie beteiligten Personen, betrug der Rücklauf 52,8* Prozent.
*Diese Zahl kommt aus Fend/Berger/Grob 2009 und bezieht sich auf die 1527 Personen, die im Sammelband betrachtet werden (1657 sind es allerdings durch die Nacherhebung 2004). Korrekter Rücklauf: 57,3% (vgl. Lauterbach/Fend/Gläßer 2016: 23).
Auch bei der Befragung 2012 konnte erneut ein hoher Rücklauf erzielt werden. Von den 1.657 nahmen erneut 1.359 Personen teil, was einer Ausschöpfungsquote von 85% entspricht.