Nachruf auf Prof. Dr. Wolfgang Loschelder
Rektor der Universität Potsdam a.D. und ehemaliger Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, insbesondere Verwaltungsrecht, Verwaltungsprozessrecht und Umweltrecht an der Juristischen Fakultät
In der Nacht vom 20. auf den 21. Februar 2013 ist Wolfgang Loschelder verstorben. Mit ihm verlieren die Universität und die Juristische Fakultät eine Persönlichkeit, die seit der Wiedervereinigung über viele Jahre hinweg in unterschiedlichen Funktionen den Aufbau des Wissenschaftsstandorts Potsdam mitgeprägt und die Wissenschaftslandschaft des Landes Brandenburg mitgestaltet hat: Wolfgang Loschelder war einer der sechs Gründungsprofessoren der Juristischen Fakultät und dort bereits seit Oktober 1991 tätig. Im Mai 1992 übernahm er den Lehrstuhl für Öffentliches Recht, insbesondere Verwaltungsrecht, Verwaltungsprozessrecht und Umweltrecht.
Kurze Zeit später wählte ihn die Fakultät in das erstmals von ihr autonom besetzte Amt des Dekans, das er von März 1993 bis März 1994 bekleidete. Von März 1994 bis September 1995 folgte die Tätigkeit als Prorektor für Entwicklungsplanung und Finanzen, die aber nur eine kurze Durchgangsstation bleiben sollte. Der Senat der Universität Potsdam wählte Loschelder nämlich schon im Oktober 1995 zum Rektor und bestätigte ihn in dieser Funktion durch Wiederwahl im akademischen Jahr 1999/2000. Aus dem Amt an der Universitätsspitze schied Loschelder nach zwei Wahlperioden mit seiner Emeritierung am 31. Dezember 2006 aus. Doch blieb er Universität und Fakultät auch nach seinem Ausscheiden als gesuchter Ratgeber und durch vielfältige Aktivitäten in Wissenschaft, Forschung und Lehre verbunden.
Wolfgang Loschelder war nicht nur in der brandenburgischen Wissenschaftsorganisation erfolgreich, sondern hat auch in der Rechtswissenschaft tiefe Spuren hinterlassen. Hervorzuheben ist das lange Zeit vernachlässigte, in der Rechtspraxis aber immer wichtiger gewordene Lebensmittelrecht, das er als einer der bundesweit ersten Rechtswissenschaftler für die universitäre Forschung »entdeckt« und erschlossen hat. In diesem Segment hat er an der vordersten Front gearbeitet, die Rechtsentwicklung wissenschaftlich begleitet, strukturiert, systematisiert und dogmatisch geordnet. Nicht weniger wichtig war sein frühes Engagement für das in den neuen Ländern einzigartige, interdisziplinäre Kommunalwissenschaftliche Institut. Die Potsdamer Kommunalwissenschaften verdanken Loschelder wichtige Inspiration und Impulse, die entscheidend zu dem guten Ruf des Instituts in der Region und zu dessen weit über die Grenzen Brandenburgs und Deutschlands hinausreichender Strahlkraft beigetragen haben. Vor allem aber hat Loschelder die Gründung von An-Instituten für evangelisches und katholisches Kirchenrecht durchgesetzt. Namentlich der Fortbestand des Kanonistischen Instituts und die Kooperation der Universität mit der katholischen Kirche waren ihm Herzensangelegenheiten. Überhaupt war für Loschelder die scientific community rund um Katholizismus, Staatskirchenrecht und katholisches Kirchenrecht eine Heimstatt, vielleicht sogar die zentrale wissenschaftliche Heimat, der er auch nach seiner Emeritierung innerlich tief verbunden blieb.
2005 erhielt Wolfgang Loschelder aus den Händen des Erzbischofs von Berlin die päpstliche Auszeichnung »Pro Ecclesia et Pontifice« (für Kirche und Papst). Die Auszeichnung würdigt Loschelders Lebensleistung als Brückenbauer. Brückenbauer war er nicht nur als Christ zwischen den beiden christlichen Religionen und der Universität, zwischen Judentum und Christentum. Brückenbauer war er auch als Mensch in den herausfordernden Jahren des politischen Umbruchs und vor allem der späteren Konsolidierung zwischen Ost und West. Nicht nur als Brückenbauer wird er an Universität und Fakultät präsent bleiben und in die Zukunft wirken.
Professor Dr. Hartmut Bauer, Dekan
