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Konferenzen und Workshops 2019

Workshop und City-Mapping in Erbil - November

Im November fand in Erbil für die Projektteilnehmer ein Workshop in Fortsetzung der Arbeiten am City-Mapping Erbil statt. Der kurdische Religionsminister Sadiq wollte persönlich darüber informiert werden und bat, darum Mitarbeiter seines Ministeriums einzubinden,  der christliche Minister für Transport und Kommunikation Dr. Ano Abdoka hat bei einem Arbeitsbesuch seine volle Unterstützung zugesagt.
Wir sprachen in Erbil mit dem Gemeindeleiter der Mandäer, auch Sabier genannt. Das ist eine eigenständige Religion, die sich auf gnostische Traditionen und Johannes den Täufer zurückführt. Über Straßengespräche sind wir außerdem auf neue evangelikale Gemeinden gestoßen und haben sie besucht. Zu ihnen gehören auch muslimische Konvertiten, was im Islam unter Strafe steht. Außerdem haben wir die Exkursion 2020 vorbereitet und das Programm mit den Gastgebern erörtert. Schließlich arbeiten wir bereits an zwei Folgeprojekten: Unsere Kollegen von der Uni Dohuk legten kürzlich eine siebenbändige Dokumentation zum Völkermord an den Jesiden vor, wir arbeiten bereits intensiv an einer deutschen Auswahlausgabe. Außerdem ist mit den irakischen Kollegen eine größere Tagung geplant zu den Genoziden des 20. Jahrhunderts, beginnend mit dem Völkermord an den assyrischen und armenischen Christen zwischen ca. 1880 und 1915, der Shoah im Dritten Reich und den von Islamisten systematisch geplanten Menschenrechtsverletzungen an den Jesiden im Shingal-Gebirge im August 2014. Die Genozid-Konferenz soll 2021 in Berlin und Potsdam stattfinden.

Summer School in Potsdam

Vom 28. Juni bis 12. Juli fand an der Universität Potsdam eine summer school statt. An der summer school nahmen neben Studierenden der Universität Potsdam auch Studierende und Dozierende von drei Universitäten aus Erbil.teil: Tishk University, Catholic University und der Salahaddin Universaty.

Die Summerschool wird von allen Beteiligten als großer Erfolg wahrgenommen, da durch das zeitlich komprimierte Format einer Summerschool eine Vielzahl von Programmpunkten wie politischer Austausch auf Regional-, Landes und Bundesebene, ein inhaltliches Seminar, Exkursionen inkl. Feldforschung, Weiterbildungsveranstaltungen im Bereich Wissenschaftsmanagement sowie gemeinsame Arbeit am Projekt ‘mapping Erbil’ in Präsenzveranstaltungen realisiert werden konnten.

In den verschiedenen Veranstaltungen kamen auch immer wieder Debatten über Religionsfreiheit sowie kulturelle und politische Einflüsse auf religiöse Entwicklungen in Vergangenheit und Gegenwart zur Sprache, was den interreligiösen und interkulturellen Austausch zwischen allen Beteiligten befördert hat.

Exkursionen

Zu den Programminhalten der Summerschool gehörten unter anderem gemeinsame Besuche von Gottesdiensten sowie ein mehrstündiger Besuch der studentischen Teilnehmenden aus dem Irak bei der christlichen Studentengemeinschaft Potsdam sowie ein Besuch im Pergamon-Museum.

Bei der Exkursion nach Leipzig wurde den irakischen Gästen das audio-basierte Mapping-tool Unisichtbares Leipzig vor Ort vorgestellt, da sich diese, von Studierenden der Universität Leipzig entwickelte open-access-Anwendung technisch sehr einfach um die Inhalte aus dem Projektvorhaben ‚mapping Erbil‘ erweitern lässt.

Bei dem offiziellen Besuch im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wurden deutsche Projekte im Nordirak vorgestellt und den irakischen Gästen wurde umfangreich die Möglichkeit geboten, sich über die deutsche Projektarbeit im Irak zu informieren.

Weitere Programmpunkte waren der Besuch der Staatskanzlei des Landes Brandenburg, der inhaltliche Austausch mit dem Vizepräsidenten der Universität Potsdam, Prof. Dr. Schweigert sowie dem Dekan der Philosophischen Fakultät.

Darüber hinaus fand eine mehrstündige Weiterbildungsveranstaltung des Zentrums für Qualitätsentwicklung in Lehre und Studium der Universität Potsdam über neue Möglichkeiten von Lehr- und Prüfungsformen statt.

Seminar

Beim Vorhaben, die religiöse Landschaft Erbils anhand der dort vorfindlichen Religionsgemeinschaften zu beschreiben, haben alle drei Universitäten mit großem Einsatz zusammengearbeitet: Die Forschergruppen wurden in einem aufwändigen Verfahren ausgewählt; 40 Religionsgemeinschaften wurden bestimmt; vor-Ort-Besuche wurden gemacht; aus Gesprächen und Beobachtungen wurden Textentwürfe (ca. 200 Seiten) erstellt. Ein Teil davon wurde während der Summerschool in Potsdam 2019 zwei Tage lang gemeinsam besprochen.

Interkultureller Austausch

Als weiterer erfolgreicher Punkt der bisherigen Projektarbeit wird von irakischer Seite der durch das Projekt initiierte Austausch zwischen den drei Erbiler Universitäten genannt. Neben den erstmals überhaupt gemeinsam durchgeführten Veranstaltungen, in denen sich die Beteiligten über die religiösen und kulturellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede direkt austauschten, war auch das Zusammentreffen und der Austausch der drei Erbiler Universitätspräsidenten im Rahmen der Summerschool 2019 in Potsdam ein bis dato einmaliger Vorgang. Während einer gemeinsamen Besprechung der drei Universitätspräsidenten mit dem Projektverantwortlichen Prof. Dr. Hafner wurden Wünsche und Ziele formuliert, um eine langfristige Zusammenarbeit auf bilateraler Ebene sowie zwischen allen vier beteiligten Universitäten zu gewährleisten.

Konferenz in Erbil - Frühjahr

Aufgrund der inhaltlich notwendigen Erweiterung des laufenden DAAD-Projekts um die jesidische Expertise knüpfte das Projektteam an frühere Kontakte zur Universität Dohuk an, an welcher mindestens 25 Prozent der Studierenden der jesidischen Religionsgemeinschaft angehören.

Auf Einladung von Dr. Nashwan SH. Abdullah von der Professur Urban Geography and Regional Planning begrüßten zehn Mitarbeiter des Besikci Center for Humanity Studies (BCHS) der Universität Dohuk Projektleiter Prof. Hafner, Prof. Öztaš und Hauptkoordinator Dr. Gatzhammer.

Prof. Hafner gab eine Einführung in das laufende DAAD-Projekt Religious Diversity Erbil und sprach eine förmliche Einladung zur Mitarbeit im Projekt aus. Hafner begründete dies mit der bislang fehlenden jesidischen Perspektive innerhalb der religiösen Vielfalt in Irakisch-Kurdistan und in den angestammten jesidischen Siedlungsgebieten im Nordirak.

Das Besikci Center for Humanity Studies widmet sich der Erforschung des Jesidentums und in den letzten zwei Jahren insbesondere der wissenschaftlichen Dokumentation des Genozids an den Jesiden im Nordirak seit 2014.

Unter Federführung von Dr. Dawood Khatarí legte das Institut kürzlich eine mehr als 6.000 Seiten umfassende siebenbändige Dokumentation zum Völkermord an den Jesiden vor. Die sieben Bände in arabischer Sprache wurden an die Delegation aus Potsdam überreicht. Konkret bat Projektleiter Prof. Hafner die jesidischen Fachkollegen um Beteiligung an dem Projekt ‚mapping Erbil‘ mit einem eigenen Porträt zur Präsenz der Jesiden (etwaige Versammlungsstätten, interreligiöse Initiativen etc.) in Erbil.

Nach einem Empfang beim Präsidenten der Universität Dohuk, Prof. Dr. Mosleh Duhoky, wurde noch im laufenden Jahr 2019 der Austausch des Memorandum of Understanding zwischen Potsdam und Dohuk vereinbart, welches im August 2019 unterzeichnet wurde.

Zur inhaltlichen Erweiterung des Projektes Religious Diversity Erbil soll neben der Aufnahme der Universität Dohuk als vierte beteiligte Universität aus dem Irak zusätzlich eine durch Chaukeddin Issa zu verfassende, 200 Seiten umfassende Zusammenfassung des genannten siebenbändigen Werkes von Dr. Dawood Khatarí erfolgen