Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Ich hatte schon länger an einen weiteren Auslandsaufenthalt gedacht und habe mich immer mal wieder auf den Seiten des International Office umgeschaut. Als mir dann das Middlebury Institute of International Studies auffiel und es dort auch wirklich gute Masterstudiengänge gab, habe ich echt gehofft, dass es klappt. Die USA haben mich immer interessiert, waren aber nie das absolute Traumziel um dort zu leben, doch ich wollte wirklich unbedingt den Platz in Monterey bekommen und dort Internationale Umweltpolitik zu vertiefen, da die Uni auch ein sehr angesehenes Center for Blue Economy hat und ich viele Inhalte gesehen hatte, die ich so in Deutschland nirgendwo gefunden habe.
Nachdem der Platz für den Partnerschaftsaustausch mit dem MIIS klappte, musste die komplette Bewerbungsrunde am MIIS noch gemacht werden, wenn auch mit der infoffiziellen Versicherung, dass es eigentlich auf jeden Fall klappt. Man musste alle möglichen Dokumente zu den bisherigen Leistungen, Sprachnachweis und ein Motivationsschreiben einreichen, aber das war dann ja alles bereits vorbereitet durch das Verfahren der UP um die Hochschulpartnerschaftsplätze. Dann hatte ich noch ein kurzes Skype - Interview mit jemandem aus der Zulassungsstelle aus Monterey, das lief aber auch wirklich freundlich und ohne Probleme ab, also keine Sorge darüber. Dadurch, dass die offiziellen Zulassungen relativ spät rausgehen, muss man ein bisschen Geld einplanen, um sich die Visumsunterlagen zügig postalisch aus Monterey schicken zu lassen. Ich glaube es waren ca 50€, dafür hatte man dann aber die Sicherheit, dass man früh genug zur Botschaft kommt. Denn zu Beginn des Sommers wird es dort enger mit der Terminvergabe, da sich Zulassungen für Unis oder auch Schüleraustausche alle in dem Zeitraum abspielen. Es wurde aber empfohlen, sich den Flug eher nicht ohne bewilligtes Visum zu buchen. Die Visumsbeantragung verlangt wirklich detaillierte Informationen und viel persönliche Auskunft, aber darauf muss man sich bei den USA einstellen. Ich hatte zwei Länder in meinem Pass, die keine klassischen Urlaubsländer sind, dabei hat es sich als gut herausgestellt, dass ich beim persönlichen Interview in der Botschaft und auch beim Online-Antrag jeweils Dokumente über eine dienstliche Notwendigkeit dieser Reisen hatte und dass alles offiziell abgestempelt war. Die weitere Vorbereitung war ohne allzu viel Aufwand, aber es sind viele Kleinigkeiten und so häuft es sich doch. Grade die Wohnungssuche fand ich dann auch sehr zeitfressend, mit der Zeitverschiebung noch für etwaige Sykpe-Termine. Auslandskrankenversicherungen sollte man genau aussuchen, da Unis in den USA konkrete Anforderungen haben, was bis zu welcher Summe abgedeckt sein muss und das auch schriftlich bestätigt sein muss. Impfungen wurden bei mir auch vor Ort nochmal abgefragt, also den Impfstatus auf jeden Fall aktualisieren. Ich hatte mich beurlauben lassen in Potsdam, so konnte ich auch eine Teilrückerstattung des Semestertickets beantragen, das bringt ja doch kleine Erleichterungen in die Reisekasse. Weiterhin hatte ich mich auf das Fulbright Reisestipendium und die Promos Förderung beworben. Durch die Hochschulpartnerschaft musste ich zwar keine Studiengebühren zahlen, was meinen Aufenthalt überhaupt erst ermöglicht hat, aber dennoch sind die USA eher ein Land mit teuren Lebenshaltungskosten, zusätzlich zu Visum und Flügen. Für mich war es daher eine Riesenerleichterung, die beiden Stipendien zu bekommen und es hat sich definitiv gelohnt, die Bewerbungen fertig zu machen. Insbesondere Fulbright hat eine recht enge Frist nachdem die Bestätigungen der UP raus sind, ich brauchte daher quasi über die Weihnachtspause noch weitere Empfehlungsschreiben, das lohnt sich im Kopf zu haben.
Studium an der Gastuniversität
Das Studium in Monterey ist anspruchsvoll und zeitintensiv, aber sehr gut machbar und auch wirklich wissensbringend. Man hat alle Veranstaltungen zweimal die Woche mit Anwesenheitspflicht und mit Hausaufgaben, die unter Umständen zu jedem Termin fällig sind. Dazu kommt ein relativ hohes Lesepensum, weitere kleine individuelle Aufgaben, Midterms, Gruppenaufgaben und am Ende ein final exam oder ein final paper. Dafür wird aber auch jede kleine Abgabe benotet, ebenso wie die generelle Mitarbeit. Ich fand es einfach, gute Ergebnisse zu erzielen, da die Dozierenden auch sehr regelmäßige Sprechstunden haben und dort u. U. Fehler nochmal erklären. Durch die vielen kleinen Noten und nicht nur eine benotete Hausarbeit kann man sich gut auf die Anforderungen einstellen und mit guten Noten heimkehren. Ich glaube, der Anspruch kommt viel auch durch die Mitstudierenden, die bei mir wirklich spannende und gute Hintergründe hatten und alle auch wirklich Bock hatten. Liegt natürlich auch mit daran, dass die Entscheidung für eine Graduate School nochmal hohe Kosten bedeutet und es daher immer wohlüberlegt ist. Ich fand die Stimmung auf dem Campus sehr produktiv, familiär und nett. MIIS ist eine professional graduate school, alle Angestellten und Lehrenden mit denen ich im Kontakt war, wollten dir helfen, haben dich gefragt wo du hinwillst und wie sie dich unterstützen können. Dazu gehörten auch Angebote zu Kontakten, Infos, Referenzen oder es wurde auf Alumnis verwiesen, die vielleicht schon in einem Bereich von Interesse sind. Es ist eine kleine Uni und ein kleiner Campus, aber auch das Konzept der Studiengänge ist familiär. Ich hatte direkt in einer der ersten Wochen ein IEP BBQ, wo sich die Studis aus dem zweiten Jahr, die Dozierenden und auch Doktoranden vorgestellt haben und auch alle aus dem ersten Jahr dann kurz von sich erzählt haben. Das MIIS ist sehr gut ausgestattet zum Arbeiten, die Bibliothek hat lang geöffnet, es gibt mehrere Gruppenarbeitsräume, einen Leseraum, der auch für Nickerchen genutzt wurde und auch einen Raum für Gruppen-Videotelefonate. Man konnte online auch vom eigenen Laptop aus alle Druckaufträge an die Drucker schicken und bekommt einen Betrag für Druckkosten pro Semester auf den Account geladen. In der Finals-Woche gab es dann über verschiedene Gremien Angebote von kostenlosem Kaffee und Tee bis hin zu einer Tombola für 15 min Massagen, es ist schon eine gemeinschaftlichere Uni als man es von hier gewöhnt ist.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Ich habe vor allen Dingen mit einheimischen Studierenden Freundschaften geschlossen. Der ganze Jahrgang meines Studienfachs war ab und an gemeinsam geplant, dadurch war man sich auch in den Kursen gar nicht fremd. Kam mir manchmal klassenähnlich vor, hatte aber nochmal was nach längerer Zeit in deutschen Unis. Der Campus generell ist sehr international aufgestellt, besonders die Sprachprogramme haben viele Austauschstudierende aus Asien. Es war auf jeden Fall leicht Anschluss zu finden und war natürlich spannend viel auch mit Amerikanern zu sprechen über das, was in ihrem Land so los ist. Die Diskussionen und Themen in den Kursen haben sehr davon profitiert, dass so viele verschiedene Hintergründe, Länder und Interessen mitdiskutiert haben. Dabei konnte ich mich sicherlich auch sprachlich nochmal verbessern. Grundsätzlich hatte ich auch in Deutschland schon viel auf Englisch studiert und gearbeitet, aber ich habe mich vor allem schriftlich nochmal verbessert, da wir viele Abgaben mit einer genauen und knappen Wortanzahl hatten und wir auch auf den Ausdruck korrigiert wurden. Dadurch hat sich mein schriftlicher Audruck definitiv nochmal gebessert und man profitiert ja ganz automatisch von einer Zeit in einem Land mit der jeweiligen Sprache.
Wohn- und Lebenssituation
Monterey ist definitiv kein einfacher Wohnungsmarkt und ich bin tatsächlich ohne eine Unterkunft online gefunden zu haben angereist. Viele Menschen, die ein Zimmer untervermieten, wollten eben auch lieber eine persönliche Vorstellung. Ich habe dann aber über Mitstudierende noch etwas gefunden und war in einem netten Zimmer und habe mir Bad und Küche mit dem Paar geteilt, das vermietet hatte. Man muss sich aber auf bis zu 1000€ für Ein-Zimmer-Apartments einstellen, auch wenn man immer mal wieder was günstigeres findet. Das ist natürlich dann auch heiß umkämpft und gerade möbiliert bleibt man eher bei Angeboten im oberen Preissegment. Von meiner Unterkunft aus fuhr ein Bus Richtung Uni, ich habe mir aber ein Fahrrad geholt. Es ist sehr hügelig, aber es gibt eine super Radstrecke am Meer entlang, solange man im Zentrum unterwegs ist und dann muss man zwischendrin mal ein Stück schieben, je nachdem, wie hoch am Berg man wohnt. Ich konnte das Fahrrad am Ende auch sehr einfach wieder verkaufen. Dadurch, dass ich guten Anschluss an amerikanische Studierende hatte, habe ich auch einige Ausflüge gemacht, bei denen wir mit ihren Autos unterwegs waren und in der Monterey Bay konnte ich viel mit dem Rad erkunden oder kurze Busstrecken fahren. Ich denke, dass man dort Glück hat, da viel ohne Auto möglich ist! Ich hatte mir dann für eine Reisetour am Ende des Semesters ein Auto gemietet und dann noch ein paar Bundesstaaten erkundet, aber in Monterey hat es auch wirkiuch gut ohne funktioniert und für einen oder zwei Großeinkäufe durfte ich mir auch Autos von Freunden leihen. Über die Thanksgiving-Woche habe ich sogar das Auto einer Freundin bekommen, die zu ihrer Familie geflogen war, und das für einen Trip Richtung San Francisco nutzen dürfen.
Lebenshaltungskosten
Obwohl Lebensmittel, inbesondere Frisches, deutlich teurer sind und auch jedes Bier dem Geldbeutel mehr schmerzt als in Berlin, bin ich finanziell besser weggekommen als ich gedacht hatte, auch da ich viel Glück mit dem Zimmer hatte. Ich habe pro Monat für Essen und Ausgehen ca 200-300$ ausgegeben und einfach meinen Lebensstil etwas adaptiert an die Preisbedigungen in den USA. Damit war es dann auch gut machbar, zwischendrin mal was teureres zu unternehmen und ich konnte am Ende noch etwas herumreisen.
Studienfach: Politikwissenschaften
Aufenthaltsdauer: 08/2019 - 01/2020
Gastuniversität:Middlebury Institute of International Studies at Monterey
Gastland: USA
Rückblick
Ich blicke sehr glücklich auf die Zeit in Monterey zurück und stehe noch in gutem Kontakt zu eingen Freunden. Ich habe mich fachlich weiterentwickelt und auch so viel mitgenommen und bin sehr dankbar, dass ich die Chance hatte, ein Semester dort zu sein und die USA am Schluss noch etwas mehr zu erkunden. Ich kann es also auf jeden Fall nur empfehle und fand die Uni und die Stadt super!