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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Ich kann jedem stärkstens empfehlen, sich die ins Auge gefassten Universitäten vor dem Bewerbungsprozess einmal vor Ort anzusehen. Ich wusste, ich möchte für den besten Lernerfolg von englischen Muttersprachlern umgeben sein, und habe meine Recherchen auf Kanada fokussiert. Die zwei möglichen Partneruniversitäten sahen auf den ersten Blick gleich gut aus, doch während meiner Reise durch Kanada ein Jahr vor meinem geplanten Auslandsaufenthalt habe ich festgestellt, dass nur eine davon für mich in Frage kommt –die MUN. Entscheidende Punkte hierfür waren das für mich passende Kursangebot, die geringere Zeitdifferenz zu Deutschland, die Freudlichkeit und Offenheit der Menschen und insbesondere der Studenten und Professoren, die nicht allzu extremen Wetterbedingungen sowie das vielseitig gestaltbare Leben inner-und außerhalb des Campus.


Studienfach: Physik (M.Sc.)

Aufenthaltsdauer: 09/2019 - 01/2020

Gastuniversität: Memorial University of Newfoundland

Gastland:Kanada

Für weniger als sechs Monate Aufenthalt benötigt man kein Studentenvisum, sagte man uns. Dies ist korrekt, doch keines zu haben, bringt Nachteile mit sich. Die erste Komplikation ergab sich bei der Einreise –die Bestätigung meines Auslandsaufenthaltes von meiner Gasthochschule trug keinen Stempel und beinhaltete auch keinerlei Bestätigung, dass ich nicht die dort üblichen Studiengebühren zahlen müsse, wofür mein Kontostand nicht ausgereicht hätte. Ein Studentenvisum oder zusätzliche Bescheinigungen hätten hier geholfen. Eine zweite sehr wichtige Einschränkung ergab sich im Studienalltag, der insbeondere für Masterstudenten auch eine bezahlte Stelle als Tutor oder wissenschaftliche Hilfskraft vorsieht. Zweiteres habe ich angenommen, um Erfahrungen mit dieser Forschungsgruppe zu sammeln, doch ohne Visum und somit ohne SIN (social insurance number) konnte und durfte ich nicht dafür bezahlt werden. Dank der Bearbeitungszeit von mindestens 1,5 Monaten hätte sich ein nachträglicher Antrag auf ein Studentenvisum nicht mehr gelohnt. Die Krankenversicherung allerdings klärt sich reibungsfrei vor Ort, hier haben wir im Vorhinein sehr viel Recherche betrieben und nach Alternativen gesucht, doch für einen einsemestrigen Aufenthalt kommt nur die automatisch in Kraft tretende Versicherung in Frage, über die man zu Semesterstart per Mail informiert wird.

Timing

Sich vor und nach dem Semesterzeitraum etwas Zeit vor Ort einzuplanen, stellte sich als hervorragende Idee heraus. So konnte man wandern, Stadt und Umgebung erkunden, Zeit mit Einheimischen verbringen, Eindrücke verarbeiten - ganz ohne Kolission mit dem Unialltag. Dieser nahm nach lockeren ersten Wochen sehr viel Zeit in Anspruch und verlangte volle Konzentration auf die belegten Kurse. Die persönliche Zeiteinteilung während des Semesters will gut durchdacht sein. Jeder Kurs wird im Laufe des Semesters mindestens zeitlich sehr anspruchsvoll, freiwilligem Engagement sind bei der hohen Anzahl an Gesellschaften keine Grenzen gesetzt, die für Studenten freie Nutzung eines sehr umfassenden Sportangebots liefert einen wilkommenen Ausgleich, die Einarbeitung in einer Forschungsgruppe, die allgemeine Organisation des Auslandsaufenthaltes und das Pflegen neuer und alter Freundschaften nimmt ebenfalls viel Zeit in Anspruch. Regelmäßiger Kontakt zur Familie und aktive Teilnahme am WG-Leben ist ebenfalls gern gesehen. So lohnt sich jeder Tag im Ausland ohne zusätzlichen Unistress sehr. Ich persönlich konnte mein Sommersemester an der UP bereits im Juli abschließen und so im August von NYC aus auf dem Land-und Wasserwege nach Neufundland zu reisen, wo im September das dortige Semester begann. Dies war in Summe finanziell vergleichbar mit einem Flug direkt nach Neufundland, jedoch viel reicher an Eindrücken und Erlebnissen. Sehr empfehlenswert. Wer keine allzu große Reise in Angriff nehmen möchte, lege ich ans Herz, ein paar Wochen früher nach Neufundland zu fliegen, um unvergessliche Erlebnisse auf dieser facettenreichen Insel zu sammeln. Diese Empfehlung bezieht sich wohlgemerkt auf die Sommermonate –im Winter sind sämtliche Outdooraktivitäten und Reisen durch die Schneemengen schlicht unmöglich.

Unileben

Ich kann positivst von sehr vielen Projekten berichten, die ich in Angriff genommen habe:

a) Zwei Unikurse: Wie dort üblich nur zwei Vorlesungen im Semester zu besuchen klang zunächst nach sehr wenig, doch der Umfang eines Kurses rechtfertigt diese Entscheidung. Es wird sehr viel auf Selbststudium und Präsentationen gesetzt, die Übungsblätter sind anspruchsvoll und die Endnote setzt sich aus vielen Leistungen während des Semesters zusammen, sodass der Zeitaufwand für jeden Kurs dauerhaft hoch war. Inhaltlich kam das Level der Vorlesungen nicht an deutsche Standards heran – es wurde mehr Wert auf Quantität statt Qualität gelegt und somit auch sehr viele Kenntnisse vermittelt, die nicht in einem Lehrbuch stehen. Als Beispiel seien eine neue Programmiersprache und unterichtseinheitenfüllende Vorträge genannt.

b) Sportkurse: Von Spin Classes über Lane Swims bis hin zu High Interval Training habe ich das umfangreiche Sportangebot sehr genossen und mindestens zweimal wöchentlich wahrgenommen. Für einen kleinen Preis kam noch ein Tanzkurs dazu, der mit seiner studentischen Zielgruppe sowohl eine ungezwungene Atmosphäre als auch einen neuen Freundeskreis mit sich brachte.

c) Freiwilliges Engagement: Visageschuldet konnte ich keine Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft annehmen, durfte jedoch dennoch nach mehreren Sicherheitseinweisungen einem Chemie-Doktoranden assistieren und konnte dabei mein experimentelles Wissen erheblich erweitern. Zudem habe ich mich bei LetsTalkScience engagiert und bei einigen Events Schülergruppen spannende Physik nähergebracht.

Finanzielles

Es erwarteten mich vergleichbare Lebenserhaltungskosten wie Zuhause, jedoch kommt als großer Posten noch der Hin- und Rückflug hinzu, sowie sämtliche Aktivitäten, die über den Alltag hinausgehen, wie zum Beispiel Kurzreisen in die Nationalparks. Zudem durfte ich vor Ort kein Geld verdienen. Ich konnte mich glücklich schätzen, finanzielle Unterstützung seitens PROMOS zu erhalten, die grob mit den Flugkosten gleichzusetzen sind. Normale Lebenserhaltungskosten wie Miete und Essen decke ich in Deutschland durch meinen Nebenjob ab – was in Neufundland auf den ersten Blick ausgeschlossen war. Dennoch konnte ich mir auch dort meine Miete selbst erarbeiten, indem ich mich entschied, in dem örtlichen Hostel zu arbeiten und zu leben. Dies ist für solch einen begrenzten Zeitraum sehr empfehlenswert, sehr reich an Eindrücken, jedoch auch nur möglich, da ich in der Uni einen Büroplatz für konzentriertes Arbeiten erhielt. In der zu Anfang noch reichlichen Freizeit habe ich mich einer Tanzperformancegruppe angeschlossen und später auch bei einigen Workshops mitgelehrt. So hatte ich sehr bald Kontakt zu sehr vielen Tänzern, Hostelgästen, Mitstudenten, die gemeinsame Tagestrips oder Kurzreisen durch Kostenteilung oder gar -übernahme finanziell zu einer Leichtigkeit ummünzten.

Studienfach: Physik (M.Sc.)

Aufenthaltsdauer: 09/2019 - 01/2020

Gastuniversität: Memorial University of Newfoundland

Gastland:Kanada


Rückblick

Neben der enormen persönlichen Weiterentwicklung in den Bereichen Sprachkenntnis, Selbstbewusstsein, Weltoffenheit, Wertschätzen heimischer Strukturen sowie Netzwerken und Fachwissen, profitiert auch die UP nachhaltig davon, uns vier Studenten an die MUN entsand zu haben: Als großes Problem stellte sich heraus, dass der Austausch zwischen der UP und der MUN bisher relativ einseitig zu sein scheint. Unser Ziel war es, die Gründe hierfür zu identifizieren und wenn möglich zu beheben. Wir durften feststellen, dass ein Austauschsemester an der UP nicht etwa unattraktiv oder unbezahlbar oder sprachlich unmöglich für MUN Studenten sei, ganz im Gegenteil, sondern dass die Möglichkeit dessen vielen Studenten, Professoren und gar Department Heads bislang nicht bewusst war. Daraufhin haben wir von zukünftigen Austauschstudenten bitte dringend fortgesetzte Aufklärungsarbeit geleistet: Bei jedem Event der studentischen Unionen und des International Office wurde seitens uns Potsdamer Studenten Präsens und UP-Shirt gezeigt sowie sehr viel Dialog gesucht. Auch haben wir aktiv den Austausch mit der Universität Potsdam innerhalb unserer Departments beworben, d.h. bei allen Professoren und Komilitonen, mit denen wir Kontakt hatten, aber auch in der Bibliothek mit regelmäßigen Infoständen. Besonders wichtig war es, bei den Professoren das Bewusstsein zu schaffen, einen solchen Austausch guten Gewissens bewerben zu können, denn genau dies können und werden sie nun längerfristiger und gezielter tun, als jede Rundmail es je könnte.

Kanada

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