Wer Interesse an einem Erasmus-Aufenthalt im Ausland hat, kann sich auf diversen
Internetseiten, der Homepage der Universität Potsdam oder direkt auf der Seite der
Romanistik der Uni Potsdam informieren. Die Bewerbung erfolgt ganz simpel über ein
einseitiges Formular; ein Motivationsschreiben wird nicht verlangt. Wer jedoch ein genaues
Ziel vor Augen hat oder gerne in einer beliebten Stadt studieren möchte, sollte sich möglichst
schnell mit seiner Auswahl von drei Städten bewerben, da die Vergabe der Erasmusplätze
nach Zeitpunkt des Eingangs der Bewerbung erfolgt. Für Italien ist der Andrang jedoch nicht
so hoch.
Nach Bekanntgabe der Platzvergabe mussten noch einige Formalitäten geschehen und
unter anderem bereits eine vorläufige Auswahl an Kursen (Learning Agreement) an der Gastuni
vorgenommen werden. Da es generell wenig Kontakt zur Uni in Bari gab (Mein erster
Ansprechpartner war Frau Mariangela Mancino. Sie war jedoch für alle Erasmusstudenten
zuständig.) und besonders bei der Wahl der Kurse keinerlei Hilfe von Seiten der
ausländischen Uni angeboten wurde, war ich hier auf die Informationen aus dem Internet
und das selbstständige Verstehen der Modulpläne angewiesen. (Es handelte sich hierbei
jedoch immer um Modulpläne des vergangenen Semesters. Um dann einen realistischen
Stundenplan erstellen zu können, muss man den Semesterbeginn vor Ort abwarten.)
An meiner Heimathochschule in Potsdam studiere ich Geographie und Spanisch auf Lehramt
im Master. Meine Erasmusbewerbung erfolgte über die Romanistik und ich wurde an die
LELIA-Fakultät (Lettere, Lingue, Arte, Italianistica e culture comparate) in Bari geschickt. Hier habe ich fünf Kurse gewählt, die ich jedoch aus unterschiedlichen Studiengängen
zusammengestellt habe. Da man in Italien nicht Lehramt wie hier in Deutschland studieren
kann, war es etwas schwer, interessante und vor allem zu meinem Studium passende Kurse
zu finden. Insgesamt sollten ca. 30 ECTS angestrebt werden. Meine Kurse fanden je
zweimal wöchentlich statt und gaben je zwischen sechs und neun ECTS.
Die Kurse fanden grundsätzlich auf Italienisch statt. Lediglich zwei Spanischkurse wurden
von den Dozenten auf Spanisch gehalten. Die offizielle Vorlesungszeit ist je nach Fakultät
unterschiedlich. In meinem Fall fanden die Lehrveranstaltungen bis Weihnachten statt.
Prüfungen wurden dann im Januar und Februar angeboten. Alle von mir abgelegten
Prüfungen waren mündlich. Ein großer Unterschied zu Deutschland lag darin, dass keine
persönlichen Prüfungstermine bzw. -zeiten vergeben wurden. Vielmehr trafen alle Studenten
gleichzeitig in den Prüfungsraum ein und wurden einer nach dem anderen in aller
Öffentlichkeit geprüft.
Um Kontakt zu einheimischen Studierenden aufzubauen, wird viel eigenes Interesse und
Engagement verlangt. Grundsätzlich sind die Baresen jedoch ausländischen Studenten
gegenüber offen und interessiert.
Wer gleich von Anfang an mit Italienern in Kontakt treten möchte, sollte sich eine italienische
WG anstelle einer Erasmuswohnung suchen.
Da ich vor meinem Auslandsaufenthalt bereits Kenntnisse der italienischen Sprache besaß,
hatte ich wenig Kommunikationsprobleme am Anfang und konnte relativ problemlos den
Alltag meistern.
Nach meinem halben Jahr in Bari kann ich nun behaupten, mich fließend auf Italienisch
ausdrücken zu können. Je nach den sozialen Kontakten die geknüpft werden, verbessert
sich die Sprachkompetenz vor allem im mündlichen Bereich. Doch neben neuem Vokabular
wird durch das Studieren in der Fremdsprache auch der schriftliche Ausdruck trainiert.
Da die Wohnungssuche in Bari keine Schwierigkeit darstellt, empfiehlt es sich, eine
Wohnung erst vor Ort zu suchen. Entweder man sucht im Internet nach passenden
Angeboten oder wendet sich an ESN (Erasmus Student Network), welche Wohnungen für
Erasmusstudierende vermitteln. In jedem Fall kann man die ersten Tage perfekt und
kostengünstig in einem Hostel verbringen. Anders als in Deutschland gibt es weniger „WG-Castings“. In den meisten Fällen nimmt man direkt Kontakt mit dem Vermieter auf. Er zeigt einem die Wohnung und entscheidet, ob man einziehen kann. Häufig gibt es auch keinen Mietvertrag. In meinem Fall kam die Vermieterin zu Beginn eines jeden Monats um die Miete in bar abzuholen. Die Miete in Bari schwankt je
nach Lage und Ausstattung der Wohnung zwischen 150 und 300 Euro.
Alle WG Zimmer sind grundsätzlich möbliert, so dass man ohne Probleme sofort einziehen
und dort wohnen kann. Je nach Mietpreis sind die Wohnungen neuer oder älter bzw. besser
oder weniger komfortabel ausgestattet und eingerichtet.
Als öffentliche Verkehrsmittel steht in Bari der Busverkehr zur Verfügung. Letztendlich
bewegt man sich jedoch fast ausschließlich per Fuß in Bari. Je nach Lage der Wohnung sind
die Wege weiter oder die Distanzen in Centro oder zur Uni geringer.
Bari ist zwar ein - vor allem unter Kreuzfahrt-Touristen bekanntes - Touristenziel, doch in den
Wintermonaten sieht man wenige ausländische Urlauber in der Stadt. Grundsätzlich würde
ich Bari als eine internationale Stadt mit Menschen aus aller Welt beschreiben. Das liegt
wahrscheinlich an dem bedeutenden Hafen und der geografischen Lage im Mittelmeerraum,
wodurch Bari vor allem in der Vergangenheit als wichtiger Punkt unterschiedlicher
Immigrationswellen in Erscheinung trat. Heute sind pro Semester um die 300 Erasmusstudenten in der Stadt. Aus Deutschland waren wir ca. 15 Personen.
Wer möchte, kann an den von der Erasmusorganisation ESN organisierten Events
teilnehmen. Neben unterschiedlicher abendlicher Gestaltung werden auch kostengünstige
Tagesausflüge (beispielsweise nach Lecce, Martera, usw.) angeboten.
Im Vergleich zu Deutschland spielt sich in Bari das Leben viel auf den Straßen, Plätzen und
generell draußen ab. Auch in den Wintermonaten war die Piazza in Bari Vecchia (der
Altstadt von Bari) am Abend und in der Nacht sowohl mit jungen als auch alten Menschen
gefüllt, die aßen, tranken oder einfach einen "giro" machten.
Studienfach: B. Ed. Geographie/Spanisch
Aufenthaltsdauer: 09/2015 - 03/2016
Gastuniversität: Website der Universitá degli Studi di Bari "Aldo Moro"
Gastland: Italien
Wer sich für ein Auslandssemester in Bari entscheidet trifft auf jeden Fall keine falsche
Entscheidung. Auch wenn die Stadt nicht mit der Schönheit klassischer italienischer
Reiseziele wie beispielsweise Florenz mithalten kann, kann man in Bari doch für ein halbes
Jahr wunderbar in das italienische Leben eintauchen. Vor allem der süditalienische
Lebensstil und die regionalen kulinarischen Spezialitäten sind eine gute Abwechslung zum
bekannten Leben in Deutschland.