Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Für ein Auslandssemester musste man sich früh bewerben und die entsprechenden Unterlagen einreichen. Es lohnt sich als StudentIn der WiSo-Fakultät mal bei Frau Schmidt vorbei zu schauen und alle Möglichkeiten und Fragen zu klären. Ich habe mich aufgrund meiner Kurswahl für ein Studium im Sommersemester entschieden, obwohl die meisten wohl im Wintersemester nach Montpellier gehen bzw. beide Semester dort im Erasmus verbringen. Demnach hatte ich mich ein Jahr vor meinem Erasmus bereits beworben. Generell war es etwas komplizierter im Sommersemester nach Montpellier zu gehen, da das Semester in Frankreich zu unserem verschoben ist und deutlich früher anfängt. Ich musste daher etwas später anreisen und dementsprechend Dinge aufholen. Nach einem erfolgreichen Bewerbungsprozess und meiner Nominierung als Gaststudent in Montpellier wurde ich vom „Bureau Internationale“ kontaktiert und sollte zur Einschreibung ein Formular, Learning Agreement, Kopien von meinem Abitur-Zeugnis und meines Ausweises zurück senden.
Studium an der Gastuniversität
Die beiden Eramsus-Koordinatoren der Economics-Fakultät in Montpellier Mustapha und Julien waren sehr nett und stets hilfsbereit. Manchmal war die Kommunikation etwas chaotisch, aber sie waren stets um einen persönlichen und einladenden Umgang mit allen Austauschstudenten bemüht. Die meisten Kurse, die ich gewählt habe, waren Vorlesungen, in denen am Ende des Semesters eine Klausur geschrieben werden musste. Hier war der Unterricht sehr frontal und wenig interaktiv. Man musste in vielen Kursen stets mitschreiben, in den meisten wurden allerdings die Vorlesungsfolien auch auf die Moodle-Plattform hochgeladen. Das französische Studentenwerk CROUS habe ich als sehr gut und engagiert empfunden: Es kümmert sich um alles rund um das Studentenleben von der Mensa über die Studentenwohnheime, Freizeitaktivitäten und das allgemeine Wohlbefinden der Studenten. Auch die Mitarbeiter des CROUS waren stets freundlich und hilfsbereit. Die Mensa in Frankreich ist wirklich sehr gut: Man bekommt mehrere Gänge zu einem sehr günstigen Preis, es gibt immer eine große Auswahl an Gerichten, Obst und Nachtisch. Es lohnt sich daher, oft in der Mensa oder Cafeteria zu essen. Die Ausstattung der Fakultät war recht gut, vor allem die Bibliotheken haben mir gefallen: Hier gab es viele Computerpools zur freien Verfügung, die Bibliothek war sehr hell konstruiert und es gab sogar „Entspannungs“-Bereiche mit Hängematten zum Powernappen. Jedoch machen die Bibliotheken etwas früher zu als in Deutschland.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Es war sehr einfach, Kontakt zu anderen Austauschstudenten zu knüpfen, ob in den verschiedenen Lehrveranstaltungen, im Studentenwohnheim oder auf Veranstaltungen und Parties für Austauschstudenten. Etwas schwieriger war es hingegen, direkten Kontakt zu Franzosen zu knüpfen, da die oft bereits in festen Freundes-Gruppen sind und unter sich blieben. Im „Maison d'etudiantes“ (also „Haus der Studenten“) wurden regelmäßig Freizeitaktivitäten angeboten wie Filmabende, ein breites Angebot an Uni-Sport sowie ein voll ausgestatter Band- und Aufnahmeraum. Über die Teilnahme an solchen Angeboten konnte man sehr gut einheimische Studenten kennen lernen und sein Französisch üben.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Meine Hauptmotivation für ein Auslandssemester in Frankreich war definitiv meine sprachlichen Fähigkeiten zu verbessern. Ich hatte bereits 5 Jahre Französisch in der Schule und habe auch in je 2 Kursen des Zessko an der Universität Potsdam mein Französisch aufgefrischt und auf ein B1/B2-Niveau gebracht. Vor Ort in Montpellier konnte und musste ich definitiv mein Vokabular erweitern und viel dazu lernen, um in den (zum größten Teil) französischsprachigen Lehrveranstaltungen mithalten zu können. Obwohl ich das benötigte Sprachniveau bereits erreicht hatte, war es sehr anspruchsvoll, den Dozenten in den Vorlesungen zu folgen, da sie sehr schnell und natürlich mit wissenschaftlichem Fachvokabular sprechen. Davon sollte man sich allerdings nicht abschrecken lassen. In vielen Kursen werden die Lehrmaterialien und Vorlesungsfolien auf Moodle hochgeladen, um mit ihnen zu lernen. Eine intensive Nachbereitung der Vorlesung hilft, das gesagte besser zu verstehen. Durch eigene Übersetzungen, Zusammenfassungen und Wiederholungen des vorgetragenen Stoffs kann man sehr gut seinen französischen (Fach-)Wortschatz erweitern. Auch in der Freizeit habe ich versucht, möglichst Franzosen kennen zu lernen oder zumindest Französisch mit anderen Austauschstudenten zu sprechen, um mich sprachlich weiter zu entwickeln. Hier kann man dann wirklich merken, wie sich die Sprachkenntnisse in kurzer Zeit schon verbessern können.
Wohn- und Lebenssituation
Für eine Unterkunft habe ich mich vorab bei dem Bureau Internationale beworben, da vorab Plätze im Studentenwohnheim angeboten wurden. Gerne hätte ich auch mit Franzosen in einer (privaten) Wohngemeinschaft gewohnt, jedoch ist dies durchaus schwieriger (vorab) zu finden und auch ist meistens ein WG-Zimmer teurer als ein Platz im subventionierten Studentenwohnheim. Ich habe mich für ein kleines Einzelzimmer mit eigenem Bad für 250€ im Monat entschieden, welches volkommen in Ordnung war. Man musste für den Platz im Studentenwohnheim eine Anzahlung von Deutschland aus tätigen und dann vor Ort die gesamte Miete für das kommende Semester per Karte zahlen. Man muss also unbedingt genug Geld parat haben, um die Miete im Voraus zu zahlen. Für ein Semester war also das Studentenwohnheim die einfachste Möglichkeit. Ich habe schließlich einen Platz im Wohnheim „Les Arceaux“ bekommen, was sehr gut angebunden ist. Vor dem Gelände befindet sich direkt eine Tram-Station, aber auch zu Fuß ist die Innenstadt nur 15-20 Minuten entfernt. In der Nähe der „Les Arceaux“-Bögen (einem alten Aquädukt) findet regelmäßig ein typisch französischer, kleiner Bauern-Markt statt. Ich kann das Studentenwohnheim sehr empfehlen, es gab zwar beim „Arceaux“-Wohnheim wenige Gemeinschaftsräume oder ähnliches, aber man kann trotzdem mit anderen Austauschstudenten oder Franzosen ins Gespräch kommen, z.B. in den Gemeinschaftsküchen. Das Zentrum von Montpellier ist nicht sehr groß, man kann alles sehr gut mit den übersichtlichen Tram-Linien, mit dem Fahrrad oder sogar zu Fuß erreichen. Ein Abonnement für die Tram ist mit 30 Euro pro Monat recht günstig. Ansonsten kann man auch über Facebook-Gruppen oder Aushänge günstig ein Fahrrad von anderen Studenten abkaufen. Ich habe ein Bankkonto eröffnet, um das staatliche Wohngeld CAF zu erhalten. Ich habe mich für ein Konto bei der „Banque Populaire de Sud“ entschieden, da es mir vom Erasmus-Koordinator in Montpellier empfohlen wurde und es einen 50€-Bonus für Studenten gab. Die Eröffnung des Kontos und auch die Beantragung des CAF ist mit etwas bürokratischem Aufwand verbunden, aber es lohnt sich definitiv. Die Lebenshaltungskosten sind generell etwas höher in Frankreich als in Potsdam oder Berlin: Lebensmittel sind generell etwas teurer. Vor allem auch auswärts Essen gehen und Getränke in Bars sind teurer, es gibt jedoch öfters auch Discounts für Studenten. Montpellier ist generell eine sehr schöne, alte Studentenstadt, die viel Kultur zu bieten hat: Es gibt einige Museen und Austellungen, viele studentische Veranstaltungen und auch kleine Live-Musik-Veranstaltungen. Durch die große Studentenschaft und die vielen Hochschulen ist Montpellier zudem recht international. Natürlich gibt es viele Bars und Veranstaltungen für Studenten und ebenso diverse Studentenorganisationen. Ich kann sehr empfehlen, bei den Veranstaltungen verschiedener Organisationen vorbei zu schauen, um dort Leute kennen zu lernen. Auch sehr schön waren Ausflüge ans Meer: Der Strand ist recht einfach mit der Tram 3 oder dem Fahrrad zu erreichen. Hier in Carnon Plage gibt es außerdem regelmäßig einen großen Flohmarkt, wo man sehr günstig alles mögliche findet, von Vintage-Kleidung über Fahrräder bis hin zu Möbel und Haushaltsgeräten. Die Menschen und die Kultur in Montpellier habe ich generell als freundlich und entspannt wahrgenommen, hier merkt man definitiv die südlicheren Einflüsse. Leider musste ich Montpellier aufgrund der Corona-Krise viel früher als geplant verlassen und mein Semester wurde dadurch unterbrochen. Ich hatte noch vor, mehrere Ausflüge und Reisen in andere Städte Südfrankreichs und auch Nordspaniens zu unternehmen. Hierfür bietet Montpellier ebenfalls eine optimale Lage.
Studienfach: Economics (Master)
Aufenthaltsdauer: 01/2020 - 06/2020
Gastuniversität: Université de Montpellier
Gastland: Frankreich
Rückblick
Ich würde empfehlen, sich eine regelmäßige Freizeitaktivität über Musik, Sport oder ein Engagement in einer Studentenorganisation zu suchen. Das „Maison d'etudiante“ der Fakultäten in Montpellier bietet hier wirklich viele (kostenlose oder sehr kostengünstige) Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Hier, außerhalb der regulären Lehrveranstaltungen, kann man wirklich gut mit französischen, einheimischen Studenten in Kontakt kommen. Leider musste ich aufgrund der Corona-Krise das Semester vor Ort in Frankreich abbrechen. Generell kann ich aber Montpellier als Erasmus-Ziel sehr empfehlen, da es eine gute Größe hat, eine tolle studentische Atmosphäre bietet und nah am Meer liegt. Um an der Economics-Fakultät zu studieren, sollte man definitiv Französisch-Kenntnisse mitbringen, da das meiste auf Französisch stattfindet.