Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Schon seit dem Beginn meines Studiums wusste ich, dass ich mindestens ein Auslandssemester absolvieren will. Über das Erasmus+ Programm wusste ich auch schon früh Bescheid und habe bereits im zweiten Semester angefangen, mich mit den möglichen Partneruniversitäten zu beschäftigen und herauszufinden, welche die richtige für mich sein soll. Die Bewerbung war unproblematisch und dadurch, dass es in meiner Fakultät von vornherein nur wenig Bewerber*innen gab, musste ich nicht wirklich um einen Platz zittern. Angenehm fand ich auch, dass ich keinen Sprachtest vor der Bewerbung ablegen musste, wie ich das später von anderen Universitäten hörte. Nach der Nominierung für einen Platz an der KP lief die Kontaktaufnahme problemlos ab und wir wurden mit Informationen versorgt, was wir noch vor unserer Ankunft erledigen sollten. Das umfasste unter anderem die Registrierung für die CPR-Nummer, die ich jedem zukünftigen Erasmus-Student schon da ans Herz legen würde, denn so spart man Zeit und Nerven nach der Ankunft in Kopenhagen.
Sonstige Vorbereitungen für meinen Aufenthalt umfassten natürlich die Wohnungssuche (der wahrscheinlich nervenaufreibendste Teil der Vorbereitung), die Kündigung alter Verträge (wie Fitnessstudio etc.), die Anschaffung einer Kreditkarte usw. Um eine Auslandskrankenversicherung muss man sich in Dänemark zum Glück nicht kümmern, da man, sobald man seine CPR-Nummer hat, im dänischen Gesundheitssystem registriert wird und somit (fast) jeden Arzt kostenfrei aufsuchen kann.
Studium an der Gastuniversität
Studieren an der KP ist eine ganz andere Erfahrung als mein bisheriges Studienerlebnis an der Universität Potsdam. Zunächst einmal besucht man deutlich weniger Kurse in einem Semester (in meinem Fall waren es drei und damit kam ich bereits auf 30 ECTS-Punkte). Dafür variiert die Länge der Kurse zwischen drei – viereinhalb Stunden und pro Kurs gibt es mindestens zwei Lehrpersonen. Des Weiteren gibt es so gut wie keine Klausuren, dafür jedoch viele Präsentationen und schriftliche Leistungen, die während des Semesters erbracht werden müssen. Besonders viel Wert legt die Uni auf Gruppenarbeit, weshalb jede meiner Leistungen in Zusammenarbeit mit einer Gruppe stattfand. Besonders zum Ende des Semesters ergab sich das durchaus als stressig, denn trotz der wenigen Präsenzzeit in den Kursen musste man sich ständig mit den verschiedensten Gruppen verabreden, um an dieser oder jener Präsentation oder einer anderweitigen Leistung weiterzuarbeiten. Hier war manchmal ein wahres Organisationstalent gefragt, Geduld und Kompromissbereitschaft wurden ebenfalls geschult. Neben diesen eher herausfordernden Aspekten der Gruppenarbeit, hat es mir aber auch viel Positives gebracht und besonders in Gruppen, in denen viele verschiedene Nationen vertreten waren, konnte ich viel von meinen Kommilitonen lernen, meinen Blickwinkel verändern und auch Freundschaften schließen. Außerdem zog sich die „Pädagogik der Gruppenarbeit“ durch den ganzen, übrigens sehr modernen, Campus. In jeder Ecke gab es Gruppentische, Sesselecken, in der Bibliothek herrschte nicht die absolute Stille, die ich von der Bibliothek in Golm gewohnt war, sondern ein reges Austauschen. Essen ist auch überall erlaubt und Kaffee und Bier gehört sowieso zu den Überlebens-Essentials. Auch das „Future-Lab“ ist sehr beeindruckend. Hier haben alle Studenten der Uni die Möglichkeit, sich mit neuen Technologien wie 3D-Printern auseinanderzusetzen und sie auszuprobieren. Die Uni hat sich also ganz schön ins Zeug gelegt, um das Studieren so angenehm und innovativ wie möglich zu machen. Für mich persönlich waren auch die Musikräume ein großes Highlight, die bestens und mit allen möglichen Instrumenten ausgestattet waren. Wir durften sie jederzeit auch in unserer Freizeit betreten und so konnte ich zum Beispiel trotz der Entfernung so viel Klavier üben wie ich will!
Was im Endeffekt etwas schade war, war die Zusammensetzung der Kurse. Die meisten, für uns Internationals angebotenen Kurse, waren nämlich fast ausschließlich auch von Internationals belegt. So gab es wenig Gelegenheit, mit dänischen Studierenden in Kontakt zu kommen und man blieb doch eher unter sich. Trotzdem muss man den Dänen lassen, dass sie den Kontakt nicht scheuen und sobald man ein bisschen auf sie zugeht, auch sehr offen sind! Ein weiterer Pluspunkt ist hier definitiv das gute Englischlevel der meisten Dänen, denn dadurch konnte man zumindest in der Uni-eigenen Friday Bar immer gut und einfach mit den Studierenden ins Gespräch kommen.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Wie schon im vorherigen Punkt angesprochen, war es anfangs durch die Kurszusammensetzung nicht ganz leicht mit dänischen Studis oder auch anderen Einheimischen in Kontakt zu treten. Doch hier ist ja auch immer etwas Eigeninitiative gefragt. Deshalb sind eine deutsche Freundin und ich zum Beispiel relativ früh am Semesterbeginn schon in einen kleinen Unichor eingetreten, in dem, bis auf uns, nur Dänen waren. Und je weiter das Semester fortschritt, desto wohler fühlten wir uns da auch. Der Höhepunkt war dann auf jeden Fall das Weihnachtskonzert, bei dem nicht nur unser kleine Chor, sondern auch ein weiterer großer Chor des Musikkurses (in dem ich auch mitgesungen habe) aufgetreten ist und uns endlich das Gefühl vermittelt hat, dass wir in der Gemeinschaft aufgenommen wurden.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Da ich vor diesem Auslandsaufenthalt schon mal für ein ganzes Jahr im Ausland war, ging es mir ehrlich gesagt gar nicht so wirklich darum, meine englische Sprachkompetenz zu verbessern. Ich wollte sie gerne wieder etwas auffrischen und das ist mir definitiv gelungen. Außerdem denke ich, dass ich auf jeden Fall etwas mehr Fachvokabular aufgebaut habe und meine Listening Skills schulen konnte.
Ich hatte mir aber, neben dem Auffrischen meines Englischs, auch fest vorgenommen, etwas Dänisch zu lernen. Und das tat ich auch! Zusammen mit ein paar anderen besuchte ich einen Dänischkurs und am Ende konnten wir sogar eine kleine Prüfung ablegen, um immerhin unser A1 Zertifikat zu bekommen. Viel schöner und lustiger waren aber die Stunden selbst. Dank unserer herzallerliebsten Lehrerin, die trotz später Nachmittagsstunde immer mit vollstem Enthusiasmus dabei war, habe ich die dänische Sprache wirklich lieben gelernt. Das schwerste an dieser Sprache ist wohl die Aussprache. Hat man das allerdings akzeptiert und ein paar Regeln verstanden, ist es doch erstaunlich, wie ähnlich sich Deutsch und Dänisch eigentlich sind. Dadurch konnten wir, trotz der kurzen Zeit, doch allerhand aus dem Kurs mitnehmen und ich hoffe, dass ich zumindest nicht alles sofort wieder vergesse.
Wohn- und Lebenssituation
Mit meiner Wohnsituation war ich alles in allem ziemlich zufrieden. Da ich schon während der Recherche über Kopenhagen mitbekommen habe, dass der Wohnungsmarkt wohl ziemlich schwierig sei, hatte ich mich auf alles eingestellt. Wegen zu vieler Anfragen konnte mir die Uni von vornherein keinen sicheren Schlafplatz stellen und daher fing ich schon Ende Juni an, nach WGs oder Host-Familys zu suchen. Das stellte sich anfangs wirklich als gar nicht mal so leicht raus, denn ein Großteil des Wohnungsmarktes läuft dort über eine Website namens findroommate.dk, die an sich ähnlich wie das deutsche wg-gesucht.de aufgebaut ist, mit dem einzigen Unterschied, dass man, um Vermieter kontaktieren zu können, eine kostenpflichtige Premium-Mitgliedschaft brauchte. Und auch nachdem ich fünfzig Euro für eine Monatsmitgliedschaft hinblätterte, blieb ich auf dieser Website komplett erfolglos und bekam nur sehr wenige Antworten. Also fing ich an, mich anderweitig umzusehen und bin so einigen Facebook-Gruppen beigetreten. Und tatsächlich! Nach nur ein paar Wochen hatte ich eine sehr nette Host-Family gefunden, bei der ich ein mittelgroßes Zimmer mieten konnte. Es hatte zwar nur ein Bett, einen Schrank und einen kleinen Tisch, aber immerhin ein großes Fenster und die ganze Wohnung war an sich sehr modern und hell. Auch die Lage war nicht optimal, aber trotzdem so, dass ich die ersten Monate noch mit dem Fahrrad zur Uni fahren konnte. Ein riesen Pluspunkt für mich war die Meernähe, denn in nur 10 Minuten konnte ich zu meinem wunderschönen, meistens menschenleeren, „Brøndby Strand“ laufen und anfangs sogar noch baden gehen oder einfach nur am Strand spazieren. Und dank des gut ausgebauten S-Bahnnetzes kam ich auch in nur zwanzig Minuten bis in die Innenstadt.
Grundsätzlich muss man aber sagen, dass Dänemark in allem einfach teuer ist. Wohnungen sind teuer, öffentliche Verkehrsmittel sind teuer und auch die meisten Lebensmittel sind etwas teurer, als wir es von den deutschen Preisen gewöhnt sind. Das war mir allerdings schon vor meinem Aufenthalt bewusst und daher hatte ich etwas angespart. Und wenn man ein wenig darauf geachtet hat, was man so kauft und wo man es kauft (es gibt zum Beispiel auch Netto, Lidl und Aldi) und sich vor allem schon am Anfang den Umrechnungskurs gut einprägt hat, konnte man auch in Dänemark ganz gut über die Runden kommen. Dennoch muss man sich darauf einstellen, dass man für einen Cappuccino gut und gerne mal 35 Kronen zahlt (umgerechnet 4,69 Euro) und nur wenige Restaurants findet, in denen ein normales Gericht unter 10 Euro kostet. Wenn man allerdings doch mal essen gehen, aber nicht gleich arm werden möchte, kann ich nur empfehlen, Gebrauch von den zahlreichen Volksküchen Kopenhagens zu machen. Mein absoluter Lieblingsort war der Absalon.
Was ich trotz der meist sehr hohen Preise sehr angenehm fand, war, dass man wirklich (so gut wie) überall mit Karte zahlen konnte! Kein ständiges, nerviges Geldabheben, bei dem man meistens auch noch Umrechnungsgebühren zahlen musste, sondern einfach nur die Karte an das Gerät halten und schon hat man bezahlt
Studienfach: Lehramt Primarstufe
Aufenthalsdauer: 08/18-12/18
Gastuniversität: Københavns Professionshøjskole
Gastland:Dänemark
Rückblick
Rückblickend kann ich eigentlich nur sagen, dass sich alles gelohnt hat. Kopenhagen ist eine Stadt voller Möglichkeiten, interessanten Kulturangeboten, wunderschönen Gassen, unglaublich vielen Fahrrädern und einer einzigarten Atmosphäre, die eigentlich nur das dänische Wort „Hygge“ so richtig beschreiben kann. Wo auch immer man hingeht, man fühlt sich sofort wohl, alles ist gemütlich und geschmackvoll und je länger man bleibt, desto weniger will man eigentlich wieder weg. Und auch der Rest Dänemarks lässt sich sehen. Ich empfehle auf jeden Fall einen Trip nach Aarhus und einen Besuch der Møns Klint auf der kleinen und sehr süßen Insel Møn. Und auch ein Abstecher in das nur eine Stunde entfernte Malmö auf der anderen Seite der Øresundbrücke lohnt sich bei gutem Wetter auf jeden Fall.
Für ein Semester in Dänemark sollte man definitiv ein gutes Geldpolster auf seinem Konto haben, aber ansonsten gibt es als Europäer eigentlich nichts, was einen noch abhalten müsste. In jedem Fall wird man von den Dänen herzlich empfangen und am besten gleich in die nächste Bodega zum gemeinsamen Bierchen eingeladen!