Zum Hauptinhalt springen

Forschungsprojekte

1. Edition und Kommentierung sämtlicher Briefe von und an Friedrich Eberhard von Rochow (1734 – 1805)

DFG-Bewilligung für 2 Jahre, 01.02.2008-31.01.2010, DFG-Bewilligung für zwei weitere Jahre, 01.02.2010 - 31.01.2012, verlängert bis 31.07.2013

Der märkische Gutsherr und Schriftsteller Friedrich Eberhard von Rochow (1734-1805) ist durch die Gründung der ersten Volksschule auf dem Lande (1773) und durch seine Agrarreformen einer der Hauptvertreter der praktischen Aufklärung in Deutschland. Seine bahnbrechenden Reformen waren modellbildend für die Entwicklung des Volksschulwesens und für die Modernisierung der Landwirtschaft im 19. Jahrhundert. Ziel des Editionsprojektes ist die vollständige Dokumentation und Kommentierung der überlieferten von derzeit fast 800 Briefen von und an Rochow. Diese Korrespondenz ist bisher nur als Torso in einer vor 100 Jahren erschienen,  kaum kommentierten Ausgabe verfügbar. Neben den Kommentaren wird die Briefeditionüber 400 bisher ungedruckte Briefe enthalten. Die interdisziplinäre Forschungsrelevanz der Briefedition wird u. a. dadurch deutlich, dass die bisher in der Forschung nur separat untersuchten Aspekte von pädagogischer, sozial– und agrarreformerischer, volksaufklärerischer, schulreformerisch akzentuierter Aufklärung für einen Zeitraum von immerhin 46 Jahren (1759-1805) in ihrer inneren Verzahnung in Rochows Korrespondenz deutlich werden kann. Die pragmatischen Editionsgrundsätze orientieren sich an denjenigen, die vom Antragsteller in der früheren von der DFG geförderten Campe-Briefausgabe in zwei Bänden (1400 Seiten) entwickelt wurden.

2. Benjamin Franklins Philadelphia Academy und das Dessauer Philanthropin: Zwei Modelle überkonfessioneller Schulen in Amerika und Deutschland (1749-1793) im Vergleich

DFG-Bewilligung für 2 Jahre, 1.9.2004 - 31.8.2006; DFG-Bewilligung für ein weiteres Jahr, 01.09.2006 - 31.08.2007; abgeschlossen

In Kooperation mit Prof. Dr. Heinz-Elmar Tenorth (Humboldt-Universität Berlin) und PD Dr. Jürgen Overhoff (Potsdam)

Im Zentrum des Projektes steht der Vergleich zweier Musterschulen des Zeitalters der Aufklärung, namentlich der von Benjamin Franklin gegründeten Philadelphia Academy (1749-1779) und des Dessauer Philanthropins (1774-1793), unter besonderer Berücksichtigung der dort erstmals in Amerika und Europa realisierten überkonfessionellen Erziehung zur religiösen Toleranz und vor dem Hintergrund der jeweiligen religionspädagogischen Optionen und der unterschiedlichen gesellschafts- und verfassungspolitischen Bedingungen. Auf der Grundlage von bisher durch die historische Bildungsforschung übersehenen, jedoch sehr reichhaltigen archivalischen Quellenbeständen ist die Erforschung folgender Zusammenhänge realisiert: 1. Die Untersuchung der überkonfessionellen Unterweisung und Erziehung zur Toleranz an der Philadelphia Academy von 1749 bis 1779. 2. Die Analyse der zwischen 1774 und 1793 im überkonfessionellen Religionsunterricht erteilten Toleranzerziehung am Dessauer Philanthropin. 3. Die Rekonstruktion der Beziehungen, die zwischen Benjamin Franklin und den Dessauer Pädagogen vor allem seit den 1780er Jahren bestanden. Als Ergebnis wird erkennbar, welche divergierenden pädagogischen Modelle und Kategorien eines überkonfessionellen Unterrichts in Philadelphia und Dessau entwickelt und welche unterschiedlichen Traditionen schulischer Toleranzerziehung damit in Amerika und Deutschland dauerhaft begründet wurden.

3. Mediale Simulation einer idealen Lernwelt

gefördert durch MWFK Brandenburg/ HWP, Laufzeit: 07/ 2004 - 12/ 2006; abgeschlossen

Projektleitung: Prof. Dr. Thomas Köhler und Prof. Dr. Hanno Schmitt

Bei dem Forschungsprojekt handelt es sich um die erste Phase (Testphase) eines umfangreichen und längerfristig angelegten Forschungsprozesses. Nach Abschluss der Testphase erfolgt eine weiter Finanzierung des Gesamtprojektes "Ideale Lernwelten - vernetztes Gedächtnis und virtuelle Simulation: Neue Wege der Erinnerung" aus Drittmitteln.

Ziel der ersten Projektphase ist die Bereitstellung der wissenschaftlich-konzeptionellen und technischen Infrastruktur für die weitere Bearbeitung des Gesamtprojektes. Die leitende Forschungsfrage lautet: Wie ist es möglich, die Bildungstheorie einer historisch erfundenen idealen Lernwelt in die Welt der neuen Medien zu übertragen?

Die Projektergebnisse finden bisher Eingang in den Diskurs der wissenschaftlichen Community auf folgenden Wegen: Im Jahr 2005 wurde der 200. Todestag Friedrich Eberhard von Rochows als "Rochowjahr" begangen. Das "Denklehrzimmer" wurde als Idealentwurf ebenfalls im Jahr 1805 erstmals publiziert. In diesem Kontext wurde zu einer öffentlichen Präsentation der Lernsoftware "Lernwelten um 1800" unter der Anwesenheit der Presse und des Rundfunks ins Rochow-Museum eingeladen. Sodann ist ein Aufsatz (Köhler, T. & Schmitt, H.: Die ideale Lernwelt als virtuelle Simulation: Ein neuer Weg der Erinnerung? Heft 62/ 2004, S.80-95.) mit Befunden aus dem Forschungsvorhaben in der "Zeitschrift für Museum und Bildung" erschienen.

4. Briefe von und an Joachim Heinrich Campe. Edition der Briefe zwischen 1789 und 1814

DFG-Bewilligung für 2 1/2 Jahre; abgeschlossen

Joachim Heinrich Campe ist der bedeutenste Repräsentant der pädagogischen Spätaufklärung in Deutschland. Die Zeitgenossen kannten ihn u. a. als Kinder- und Jugendschriftsteller, Pädagogen und Schulreformer, Verleger und Sprachforscher. Campes Briefwechsel ist sowohl von seinem Umfang (Zahl der Adressaten und Briefe), von seiner zeitlichen Erstreckung (1760-1814) und von seiner inhaltlichen Breite ein einmaliges Dokument für die Erschließung der Struktur und Wandlungsformen der deutschen Spätaufklärung. Die Forschungsrelevanz des Briefwechsels besteht u. a. darin, daß die in der bisherigen Aufklärungsforschung eher gesondert untersuchten Aspekte von pädagogischer, politischer, literarischer, theologischer, publizistischer und verlegerisch geprägter Aufklärung in ihrer inneren Verzahnung "als Einheit" deutlich werden. Der 1997 erschienene erste Band der Briefedition (vgl. Publikationsverzeichnis) enthält alle Briefe von und an Campe von 1766-1788).

Der 2007 erschienene zweite und letzte Band enthält die Briefe zwischen 1789 und 1813. Forschungsrelevant sind hier u. a. die Briefe im Einflußfeld der Französischen Revolution sowie die Veränderung des Erfahrungshorizontes eines aufklärerischen Schriftstellers und Verlegers unter den Einwirkungen des Napoleonischen Systems in Deutschland. Auch zeigt sich im Konzept der "Sprachreinigung" beispielsweise, welche neuen Bildungs- und Lerninhalte für einen nunmehr erheblich erweiterten Rezipientenkreis der Aufklärung fruchtbar gemacht wurden.

Die Korrespondenz des zweiten Bandes wurde gemeinsam mit der Literaturwissenschaftlerin Anke Lindmann-Stark (Marburg) und dem Romanisten PD Dr. Christophe Losfeld (Halle) herausgegeben.

Link zum Publikationsverzeichnis

5. Konstitutionsbedingungen der philanthropischen Pädagogik. Praxisfelder und Wirkungsgeschichte eines theologisch motivierten gesellschaftlichen Reformprogramms

DFG-Bewilligung für 2 Jahre: Oktober 1999- November 2001; abgeschlossen

In Kooperation mit Prof. Dr. Franklin Kopitzsch, Universität Hamburg und Dr. Jürgen Overhoff (Potsdam)

Im Zentrum des Projektes steht die bisher vernachlässigte Erforschung der Konstitutionsbedingungen der philanthropischen Pädagogik ab der Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Erziehung zur religiösen Toleranz ist dabei ein wichtiger Schlüssel
zum Verständnis des Philanthropismus als theologisch motiviertes gesellschaftliches Reformprogramm. Auf der Grundlage von bisher durch die historische Bildungsforschung übersehenen, jedoch sehr reichhaltigen archivalischen Quellenbeständen wurden folgende Zusammenhänge erforscht:

1. Die Untersuchung des Kopenhagener Kreises von Schriftstellern [der sich ab 1750 um J.H. Graf Bernstorff (1712-1772) und Fr. G. Klopstock (1724-1803) gruppiert hat] in seiner Bedeutung als Ideenanreger für die philanthropischen Frühschriften von J. B. Basedow (1724-1790) und J. A. Cramer (1723-1788).
2. Die Analyse moraltheologischer Schriften von Theologen und Philosophen wie Chr. A. Crusius und Chr. Wolff im Hinblick auf ihre philanthropische Grundpositionen prägende Wirkungsgeschichte.
3. Die Rekonstruktion der von Basedow und M. Ehlers (1723-1800) initiierten, bisher kaum erforschten frühen philanthropischen Schul- und Unterrichtswirklichkeit. Diese wurde von der einflußreichen lutherischen Orthodoxie mit manifestem Widerstand bekämpft.

Als Ergebnis erbrachte das Projekt eine Um- und Neuinterpretierung der philanthropischen Erziehungsbewegung am Beginn der modernen Bildungsreform. Vgl.: Overhoff, Jürgen: Die Frühgeschichte des Philanthropismus (1715-1771): Konstitutionsbedingungen, Praxisfelder und Wirkung eines pädagogischen Reformprogramms im Zeitalter der Aufklärung. Tübingen 2004.

6. Erschließung und Bearbeitung der historischen Archivbestände der
Odenwaldschule 1945-1985

Förderung: VW-Stiftung im Rahmen des Förderprogramms "Archive als Fundus der Forschung – Erfassung und Erschließung", Laufzeit:: Dezember 1999 – Dezember 2002; abgeschlossen

In Kooperation mit Dr. Klaus Neitmann (Direktor des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam, der Odenwaldschule (Heppenheim) und Archivarin Anke Weißbach

Im Rahmen des Projekts wurden die Archivbestände 1945-1985 erschlossen, in einem elektronischen Findbuch verzeichnet und im Internet veröffentlicht. Die Erschließung dieser Archivbestände der Odenwaldschule eröffnet die Möglichkeit
von exemplarischen Langzeitforschungen zur Schulentwicklung und Schulreform im 20. Jahrhundert.

7. Kooperationsprojekt: Retrospektive Verfilmung und anschließende Digitalisierung pädagogischer Zeitschriften und Nachschlagewerke aus der Zeit 1760-1870 für den Online-Zugriff im Internet.

DFG-Bewilligung für 2 Jahre: Januar 1998 - Dezember 1999; abgeschlossen

In Kooperation mit Dr. Christian Ritzi (Leiter der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung, Berlin)
Weiteres Mitglied der Arbeitsgruppe: Prof. Dr. Heinz-Elmar Tenorth (Humboldt-Universität zu Berlin)

Die Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF) gehört zum Kreis der deutschen kulturwissenschaftlichen Forschungsbibliotheken; sie verfügt über einen einzigartigen Bestand an bildungsgeschichtlicher Quellenliteratur. Aus dem Bestand an Periodika und Nachschlagewerken wurde eine Auswahl verfilmt und digitalisiert. Die Auswahl erfolgt nach bildungshistorischen Kriterien: der Zeitraum ist begrenzt (1760-1870); thematisch konzentriert sich die Auswahl auf Periodika, die für die pädagogische Kommunikation und die Kodifizierung des pädagogischen Wissens von besonderer Bedeutung sind.

Link zur Homepage der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF)