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Cindy Stern

ehrenamtliche Mitarbeiterin

bei der Björn Schulz Stiftung

Was macht eigentlich die Björn Schulz Stiftung?

Die Björn Schulz Stiftung bietet eine Vielzahl an Angeboten sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich für Kinder & Jugendliche mit lebensverkürzenden Erkrankungen – sowohl für die Betroffenen als auch die Familien und Angehörigen drum herum.

Was ist dabei genau Ihre Aufgabe?

Ich habe dieses Jahr die Qualifizierung zur ehrenamtlichen Familienbegleiterin im ambulanten Kinderhospizdienst abgeschlossen. Ziel ist es, in einer betroffenen Familie eingesetzt zu werden, um dort im Alltag zu unterstützen. Wie das aussieht, entscheidet man mit jeder Familie individuell. Im Vordergrund steht aber immer die Entlastung der Betroffenen, egal ob als Gesprächspartner:in oder als wöchentliche Einkaufshilfe.

Seit wann engagieren Sie sich bei der Björn Schulz Stiftung und wie sind Sie darauf gestoßen?

Ich kenne die Björn Schulz Stiftung seit einer Hospitation im Kinderhospiz Sonnenhof im Jahr 2018 und verfolge seitdem die Arbeit der Stiftung.
Anfang 2021 hat es dann auch zeitlich gut gepasst, den Familienbegleiter:innen-Kurs parallel zu meinem Studium zu absolvieren.

 

                             "Die vielseitigen Kurseinheiten haben mein Verständnis für meine spätere

           Tätigkeit als Ärztin extrem bereichert und meinen Horizont in den Bereichen Trauerarbeit

                                                         und Betreuung von Angehörigen sehr erweitert."

 

Wer engagiert sich dort sonst noch?

Das ist in der Tat sehr unterschiedlich! Von ehemals betroffenen Familienangehörigen über Berufstätige bis hin zu frisch Berenteten engagieren sich dort die verschiedensten Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Das macht die Kurseinheiten super spannend und bereichert ungemein.

Was studieren Sie und in welchem Verhältnis steht Ihr Engagement zum Studium? Ist die ehrenamtliche Arbeit eher ein Ausgleich oder gibt es Überschneidungen mit den Inhalten ihres Studiums?

Ich studiere aktuell im 10. Fachsemester Humanmedizin. Der Kurs zur ehrenamtlichen Familienbegleiterin hatte natürlich große Überschneidungen mit Inhalten aus meinem bisherigen Studium, allerdings wurden viele Themen nochmal aus einer anderen Perspektive beleuchtet und vertieft. Ich persönlich finde, dass die vielseitigen Kurseinheiten mein Verständnis für meine spätere Tätigkeit als Ärztin extrem bereichert und meinen Horizont in den Bereichen Trauerarbeit und Betreuung von Angehörigen sehr erweitert haben. Gleichzeitig habe ich das studienbedingte fachliche Hintergrundwissen als nützlich empfunden, wenn es darum ging bestimmte Erkrankungen hinsichtlich des Verlaufs und der Prognose einzuordnen.

Wenn ich mich bei Ihnen ebenfalls engagieren möchte, benötige ich dafür Vorkenntnisse oder bestimmte Fähigkeiten?

Tätigkeiten oder Vorkenntnisse im medizinischen Bereich sind absolut nicht notwendig. Ich denke ein gesundes Maß an Empathie und Flexibilität sind von Vorteil. Die Kurseinheiten machen großen Spaß, sind aber auch teils sehr intensiv in der Auseinandersetzung mit eigenen Trauer- bzw. Verlusterfahrungen. Von daher muss jede:r selbst für sich entscheiden, ob zum jeweiligen Zeitpunkt genug Kapazitäten dafür vorhanden sind.
Das gilt natürlich auch für die Einsätze in den betroffenen Familien. Nach Abschluss des Kurses und während dieser Einsätze finden regelmäßig Supervisionen statt, in denen natürlich auch geschaut wird, wie die Ehrenamtlichen selbst mit den teils doch recht belasteten Situationen umgehen.

 

                                                "Tätigkeiten oder Vorkenntnisse im medizinischen Bereich

                                                                              sind absolut nicht notwendig."

 

Wie werde ich auf einen Einsatz in einer betroffenen Familie vorbereitet?

Vor einem Einsatz wird durch die Koordinator:innen der Björn Schulz Stiftung eruiert, ob der oder die Familienbegleiter:in und die jeweilige Familie gut zusammenpassen. Im nächsten Schritt findet dann ein Kennenlernen statt, infolgedessen sowohl die betroffenen Familien als auch die Familienbegleiter:innen entscheiden, ob es „passt“.

Ist dies der Fall unterstützt man die Familie je nach aktueller Situation und Dringlichkeit in der Regel einmal die Woche für ungefähr 3 Stunden – das kann natürlich in Akutphasen auch mehr sein, orientiert sich aber immer an den Kapazitäten der Ehrenamtlichen.
Während des gesamten Einsatzes werden regelmäßige Supervisionen angeboten, um das in den Familien Erlebte zu reflektieren und gut verarbeiten zu können.

Was schätzen Sie besonders an Ihrem Ehrenamt bei der Björn Schulz Stiftung, was fordert Sie daran heraus?

Ich schätze besonders das unermüdliche Engagement der Ehrenamtskoordinator:innen der Stiftung sowie den wertschätzenden Umgang aller Beteiligten untereinander. Darüber hinaus erreichen einen immer wieder Weiterbildungsangebote, wie die Teilnahme am Brandenburgischen Hospiztag mit vielen Workshops & Vorträgen, die es ermöglichen auch ohne aktuellen Einsatz in einer Familie „am Ball“ zu bleiben und sich weiter fortzubilden.
Besonders gefordert hat mich während des Qualifizierungskurses der Perspektivwechsel – weg von meinem Medizinstudium, hinein in die Betroffenenperspektive. Das hat mich auch menschlich enorm weitergebracht.

Haben Sie Tipps für andere Studierende, die sich auch engagieren möchten?

Wenn man sich die Arbeit im (ambulanten) Kinderhospizdienst vorstellen kann, unbedingt den Familienbegleiter:innen-Kurs machen! Der Aufwand ist mit ungefähr 4 Tagen im Monat wirklich überschaubar, lässt sich sehr gut in den Studienalltag integrieren und bringt einen vor allem menschlich enorm weiter.

 

Vielen Dank für die ausführlichen Einblicke in die Arbeit der Björn Schulz Stiftung, Cindy Stern!

Das Interview wurde im August 2022 geführt.