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leuchtendrote Früchte von Corallocarpus grevei
Foto: M. Burkart

Der Unterschied zwischen Erdbeeren und Kürbissen

Grevés Korallenfrucht

Weihnachten naht, was werden wir tun? Essen, Trinken, Schenken, Entspannen (hoffentlich auch!). Was gibt es zu essen? Gebratene Tiere, gekochte Kartoffeln, Gemüse und Obst (hoffentlich auch, und nicht nur Süßes!). Welches Obst? Bananen, Kiwis, Avocados, Erdbeeren, Himbeeren, Blaubeeren – frisch, tiefgekühlt oder als Rumtopf zum Eis. Und dann?

Bevor Langeweile ausbricht, spielen wir doch lustiges Früchteraten. Ist die Erdbeere eine Beere? Nein, sagt die Botanik, auch wenn die Umgangssprache anderer Meinung ist. Banane, Kiwi, Avocado? Ja, das sind Beeren. Tomate, Aubergine, Paprika? Ebenfalls Beeren. Himbeere, Brombeere? Nein, die nicht. Kürbisse hingegen sind Beeren, wegen ihrer soliden Schale auch Panzerbeeren genannt. Sie ermöglicht eine lange Lagerung – nach eigener Erfahrung hält ein gut ausgereifter, unbeschädigter Kürbis im Keller ohne weiteres bis März oder April.

Nicht alle Kürbisgewächse sind solche Härtefälle. Die Pflanzenfamilie umfasst rund eintausend Arten, darunter die Gurken und Melonen, die selbstverständlich Beeren sind. Auch Grevés Korallenfrucht (Corallocarpus grevei) aus Madagaskar gehört dazu. Sie hat kleine, weihnachtsrot leuchtende, ungepanzerte Beeren mit einer apart abstehenden Behaarung, wie ein Dreitagebart (Stichwort Entspannung). Der Artname bezieht sich auf einen Franzosen namens Grevé, der im 19. Jahrhundert als Reederei-Repräsentant und Viehzüchter auf jener größten Insel im Indischen Ozean lebte. Er sammelte über 20 Jahre lang Pflanzen und andere naturkundlich interessante Dinge, bis er bei einer Auseinandersetzung mit Madegassen ums Leben kam.

Und warum meint die Botanik, Erdbeeren seien keine Beeren? Ihre eigentlichen Früchte sind die kleinen, außen aufsitzenden Körnchen. Diese Nüsschen sind nicht direkt miteinander verwachsen, sondern nur mit dem saftigen Teil, der aus dem Blütenboden entsteht. Die botanisch korrekte Bezeichnung für das Ganze ist Sammelnussfrucht. Bei Him- und Brombeeren verhält es sich ähnlich, nur dass die Körnchen, die so gut in Zahnlücken passen, noch eine saftige Fruchthülle haben, während der Blütenboden nicht saftig ist. Dies sind Sammelsteinfrüchte. Blaubeeren hingegen sind wieder echte Beeren.

Zeigen Sie beim lustigen Früchteraten Feingefühl und bleiben Sie diesseits der Linie, die den geachteten Schlauberger vom unbeliebten Besserwisser trennt. Ob Sie beim Weihnachtsfrühstück erhalten, was Sie wollen, wenn Sie um die Sammelnussfruchtmarmelade bitten? Es ist ganz gut, dass unsere Umgangssprache einfachere Lösungen bereithält als die botanische Fachterminologie.

leuchtendrote Früchte von Corallocarpus grevei
Foto: M. Burkart