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Kamelie - Camellia japonica
Foto: M. Burkart

Ein Denkmal der Gartenkultur

Pflanze des Monats Februar 2014

Die Kamelie

 

Kaum ist das Verdi-Jahr vorbei und der 200. Geburtstag des Opern-Giganten gebührend gefeiert, müssen wir, die letzten Takte von „La Traviata“ noch im Ohr, auf den italienischen Komponisten und seine gefeierte Oper zurückkommen. Aus rein botanischen Gründen natürlich. Denn „La Traviata“, „Die vom Wege Abgekommene“, 1853 zum ersten Male aufgeführt, beruht auf der „Kameliendame“, dem Erfolgsroman von Alexandre Dumas. Wenn also von Kamelien die Rede ist, gehört die schwungvolle Musik des großen Italieners auf jeden Fall ins Tableau – als musikalisches Denkmal der Gartenkultur, sozusagen.

Vom Wege abzukommen, könnte sich im Fall der Kamelie auch im ganz realen Sinne durchaus lohnen. In ihrer Heimat, den immergrünen Lorbeerwäldern des südlichen Japan, wächst sie als Großstrauch im Schatten immergrüner Bäume. Und jetzt zur Spätwinterzeit könnten wir dort im Unterholz den zierlichen Japan-Brillenvogel beim Blütenbesuch beobachten. Er ist der wichtigste Bestäuber der Kamelie, und sie hält in ihren leuchtend roten Blüten reichlich Nektar für ihn bereit.

In Japan und China war die Kamelie bereits lange in Kultur, als sich europäische Forscher im 17. Jahrhundert stärker für diese Länder zu interessieren begannen. Eine erste Beschreibung aus europäischer Sicht erfolgte 1692 in einem Reisebericht als „Arbor Zuwacky“ („Zuwacky-Baum“) im Anklang an tsubaki, den japanischen Namen der Pflanze. Ihren wissenschaftlichen Namen Camellia japonica verlieh ihr Linné dann Mitte des 18. Jahrhunderts. Die nahe verwandte Teepflanze übrigens, von Linné noch als Thea sinensis beschrieben, gehört seit Ende des 19. Jahrhunderts ebenfalls in die Gattung Camellia.

Lorbeerwälder zeichnen sich durch wintermilde Witterung aus, und Kamelien sind dementsprechend in Deutschland nur im Weinbauklima sowie in Meeresnähe einigermaßen winterhart, wenn sie zusätzlich einen vor Wind und Wintersonne geschützten Standort erhalten.

Die älteste Kamelie nördlich der Alpen, in Pillnitz bei Dresden 1801 gepflanzt, wird daher seit über 200 Jahren jeden Winter sorgfältig eingepackt, in den ersten Jahren in Bastmatten, später in ein Holzhaus und seit 1992 in ein fahrbares Glashaus von 13,20 m Firsthöhe und 54 Tonnen Gewicht. Die Pillnitzer Pflanze entspricht mit ihren roten, relativ kleinen Blüten weitgehend dem japanischen Wildtyp, während moderne Sorten viel größere, oft gefüllte und manchmal auch mehrfarbige Blüten besitzen.

Die Überwinterung ausgepflanzter Exemplare in Schilfmatten, bis obenhin von einer Schüttung trockenen Laubes angefüllt, wird aber auch heute noch empfohlen. Die dunkelgrünen, stark glänzenden Blätter der Kamelien ertragen bei niedrigen Temperaturen erstaunlich gut wochenlange Dunkelheit, vermutlich eine Anpassung an die lichtarmen Verhältnisse in ihrem natürlichen Lebensraum.
Die Pillnitzer Pflanze ist mit fast neun Metern Wuchshöhe ein großartiges Pflanzen-Monument. Eine noch größere findet sich erst in Portugal und eine deutlich ältere, so muss es sein, in Verdis Heimat Italien.

Kamelie - Camellia japonica
Foto: M. Burkart