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Triangel-Geweihfarn - Platycerium stemaria
Foto: M. Burkart
Triangel-Geweihfarn - Platycerium stemaria

Triangel-Geweihfarn - Platycerium stemaria

Pflanze des Monats Januar 2010

Grünes Elchgeweih

Geweihfarne sind - wie alle Farne – grüne Pflanzen mit wohlausgebildeten Blättern, aber ohne Blüten, die sich durch Sporen fortpflanzen. Sie wachsen als Epiphyten (‚Aufsitzerpflanzen') auf den Ästen tropischer Bäume. Im Unterschied zu anderen Farnen bilden sie zwei ganz unterschiedliche Typen von Blättern, nämlich Laubblätter und sogenannte Nischenblätter. Die schnell braun werdenden Nischenblätter schmiegen sich nach unten eng an ihre Unterlage an, öffnen sich aber bei den meisten Arten nach oben und bilden so einen natürlichen Blumentopf, in dem sich Wasser und verrottende Pflanzenteile sammeln. Die Farnwurzeln versorgen sich daraus mit Wasser und Nährstoffen. Die Laubblätter des Farns strecken sich frei in die Luft. Ihre eigentümlich gabelig verzweigte Form erinnert an ein Elchgeweih und stand bei dem deutschen wie dem wissenschaftlichen Namen Pate (Platycerium, "Breitgehörn"). An der Unterseite der Laubblätter werden in samtig braunen Belägen die Sporen gebildet.

Farne gelten allgemein als urtümliche Pflanzen. Bereits in der Frühzeit der Dinosaurier vor 250 Millionen Jahren gab es viele Arten. Die Geweihfarne entstanden aber wohl erst, als die Dinosaurier bereits ausgestorben waren. Man vermutet, dass ihre Entfaltung (heute gibt es weltweit 15 Arten) mit der Ausbreitung von wechselfeuchten Monsunwäldern vor etwa 40 Millionen Jahren im Zusammenhang steht. Hinweise darauf liefern ihre Lebensräume und Anpassungsleistungen: Erstens bewohnen viele auch heute Tropenwälder mit einer ausgeprägten Trockenzeit. Zweitens besitzen die Nischenblätter der meisten Geweihfarn-Arten Wasser speicherndes Gewebe zur Überbrückung von Dürrezeiten. Bei der Photosynthese können drittens zumindest einige Arten einen besonderen Weg nutzen, den sogenannten Crassulaceen-Säurestoffwechsel. Dabei wird das Kohlendioxid aus der Luft nachts aufgenommen und im Wasserspeichergewebe zwischengelagert. Tagsüber wird es dann mit der Energie aus Sonnenlicht in der Pflanze weiterverarbeitet, ohne dass noch ein Gasaustausch mit der Luft stattfinden muss. Da es nachts kühler ist, verdunstet so bei der Gasaufnahme weniger Wasser, und das kann bei Trockenheit überlebenswichtig sein. Den speziellen Stoffwechselweg gibt es auch bei vielen Blütenpflanzen in Trockengebieten.

Der abgebildete Triangel-Geweihfarn (Platycerium stemaria) stammt aus Afrika. Dort kommen noch fünf weitere Arten vor, die meisten auf Madagaskar. Die restlichen Arten stammen aus Südostasien und Australien, eine weitere aus Südamerika. Alle diese Gebiete waren einmal zu dem großen Südkontinent Gondwana vereinigt. Da liegt die Idee nahe, die Verbreitung der Geweihfarne sei ein Relikt aus dieser Gondwana-Zeit. Der Superkontinent zerbrach jedoch schon vor 160 bis 80 Millionen Jahren in seine heutigen Teile. Da die Geweihfarne erst später entstanden, ist das Verbreitungsbild wohl eher das Resultat einer Fernausbreitung der leichten Farnsporen durch tropische Winde. Auf jeden Fall können diese Pflanzen als ein modernes Erfolgsmodell der Evolution gelten, denn in ihrer jeweiligen Heimat gehören sie oft zu den häufigsten Epiphyten.

 

Triangel-Geweihfarn - Platycerium stemaria
Foto: M. Burkart
Triangel-Geweihfarn - Platycerium stemaria