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Evaluation einer Gruppentherapie für arbeitsplatzbezogene Ängste und Arbeitaplatzphobie

Ansicht eines Arbeitsplatzes
Foto: privat
Arbeitsängste benötigen besondere Beachtung in der Diagnostik und Behandlung.

Arbeitsplatzängste sind in besonderer Weise mit Arbeitsunfähigkeit assoziiert und verursachen damit sowohl für Unternehmen als auch für die Berufsbiographie der Betroffenen hohe Kosten. Arbeitsängste benötigen besondere Beachtung in der Diagnostik und Behandlung.

In diesem Projekt wurde erstmalig im Rahmen einer dreiwöchigen stationären Rehabilitation eine Arbeits-Angst-Coping-Kurztherapie in randomisiert kontrolliertem Design evaluiert. Ziel war es, mittels eines verhaltenstherapeutischen Gruppenprogramms („Arbeits-Angst-Coping-Gruppe“) das arbeitsbezogene Coping, sowie die Rückkehrintention und die berufliche Wiedereingliederung zu fördern. Es wurde geprüft, ob die coping- und expositionsorientierte Verhaltenstherapiegruppe zu einer kürzeren Arbeitsunfähigkeitsdauer nach der Rehabilitation führt als eine ablenkungsorientierte „Freizeitgruppe“.

Im Ergebnis kam es mit der Arbeits-Angst-Coping-Gruppe nicht zu einer statistisch signifikanten Reduktion der Arbeitsunfähigkeitsdauer nach der stationären Rehabilitation im Vergleich zur Freizeitgruppe.
Bei längerer Interventionsdauer (sechs Gruppen-Sitzungen statt vier) zeigte sich eine gegenläufige Entwicklung der beiden Gruppen hinsichtlich des arbeitsbezogenen Copingerlebens: Die Arbeitsangst-Coping-Gruppe gewann an Zuversicht hinsichtlich ihrer Copingfähigkeiten, während die Teilnehmer der Freizeitgruppe ihre Copingfähigkeiten mit zunehmender Interventionsdauer geringer einschätzten.
Eine Konfrontation mit arbeitsbezogener Rückkehr und arbeitsbezogenem Fähigkeitentraining erscheint im Rahmen einer somatischen Rehabilitation nützlich, um einem Copingverlust entgegenzuwirken.

Zukünftige Forschung sollte überprüfen a) ob bei längerer Interventionsdauer (Dosiseffekt) auch signifikante Verbesserungen mit einer Arbeits-Angst-Coping-Therapie und b)unterstützende Maßnahmen vom Arbeitsplatz aus hinsichtlich einer baldigen Wiedereingliederung effektiv sein können.

Kooperationspartner

Gefördert von der DRV Bund (Projekt 8011-106-31/31.107.)
Laufzeit: 01.04.2012-31.12.2014
Antragsteller: Prof. Dr. Doris Fay, Prof. Dr. Michael Jöbges
Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. Michael Linden
Operative Projektleitung: Dr. Beate Muschalla
Projektärztin: Hadice Ayhan
Studentische Hilfskräfte: Bianka Flöge, Luise Heidrich

Auswahl projektassoziierter Publikationen

Muschalla, B., Fay, D., & Hoffmann, K. (2016). Entwicklung eines Inventars für Job-Coping und -Rückkehrintention (JoCoRi). [Inventory for Job Coping and Return Intention (JoCoRi)]. Diagnostica, 62(3), 143-156.

Muschalla, B., Fay, D., & Linden, M. (2016). Self-reported workplace perception as indicators of work anxieties. Occupational Medicine, 66, 168-170. doi: 10.1093/occmed/kqv160.

Muschalla, B., Flöge, B., & Linden, M. (2015). Comparison of side effects in a work-coping group therapy and a wellbeing group therapy. Manuscript in preparation.

Muschalla, B. (2014). Arbeitsbezogene Ängste in Forschung und Praxis - Ein aktuelles Schnittstellenphänomen. Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie, 58, 206-214. DOI: 10.1026/0932-4089/a000166.

Muschalla, B., Fay, D., Jöbges, M., Linden, M., Ayhan, H., Flöge, B., & Heidrich, M.L. (2014). Evaluation einer Gruppentherapie für arbeitsplatzbezogene Ängste und Arbeitsplatzphobie. Abschlussbericht zum DRV-Forschungsprojekt. Brandenburgklinik Bernau und Universität Potsdam, Arbeits- und Organisationspsychologie.

Muschalla, B.; Heldmann, M.; Fay, D. (2013): The significance of job-anxiety in a working population . Occupational Medicine 63 (6), S. 415–421. DOI: 10.1093/occmed/kqt072.

Muschalla, B., & Linden, M. (2013). Arbeitsplatzbezogene Ängste und Arbeitsplatzphobie. Phänomenologie, Differentialdiagnostik, Therapie, Sozialmedizin. Stuttgart: Kohlhammer-Verlag.