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Schnee-Heide (Erica carnea, „Fleischfarbene Erika“)
Foto: M. Burkart
Schnee-Heide (Erica carnea, „Fleischfarbene Erika“)

Pflanze des Monats März 2014

Die Schnee-Heide

 

In manchen Wintern ist Schnee knapp. Aber auch nach schneereichen Wintern schmilzt die weiße Decke irgendwann, in den Alpen zuerst an den steilsten Südhängen.  Hier ist die Heimat der Schnee-Heide (Erica carnea, „Fleischfarbene Erika“). Ihre knapp kniehohen Sträuchlein verwandeln sich im Spätwinter in rosa Blütenwolken.        

Die Art wächst vor allem auf kalkhaltigem Untergrund, auf Dolomit und sogar auf ultrabasischem Serpentingestein, und unterscheidet sich damit von der Mehrzahl ihrer Verwandten, die überwiegend saure Böden besiedeln, wie zum Beispiel die im Spätsommer blühende Besenheide (Calluna vulgaris). Die ganze Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae) ist durch enge Symbiose mit Mykorrhizapilzen charakterisiert. Ihre unterirdischen Pilzpartner versorgen die Wurzeln mit Stickstoff, so dass Heidekrautgewächse oft sehr stickstoffarme Standorte besiedeln, zu denen in Europa neben sauren Sand- und Moorböden auch Dolomitfelshänge gehören.                                         

Die Gattungen Erica und Calluna sind unmittelbar miteinander verwandt. Während es aber nur eine einzige Calluna-Art gibt, umfasst die Gattung Erica rund 840 Arten, von denen fast 700 in der südafrikanischen Kapregion vorkommen. Man dachte daher lange, das runde Dutzend europäisch-mediterraner Vertreter der Gattung Erica hätte dort seine Vorfahren. Neuere Studien deuten aber in die Gegenrichtung: Die ursprünglicheren Erica-Arten, die nächstverwandte Gattung Calluna und auch fast alle weiteren nahen Verwandten sind europäisch. Die Frage, wie Erica von hier ins südliche Afrika kam (ihre kleinen, leichten Samen waren sicher hilfreich) und besonders, warum sie dort hunderte von Arten bildete, bei uns aber nur so wenige, wird dadurch allerdings umso rätselhafter.

Den Gärtner braucht das nicht zu kümmern. Im Gegensatz zu jenen Afrikanern ist die Schnee-Heide vollkommen winterhart, und im Garten ist sie mit fast jedem Boden zufrieden, nur starke Düngung mag sie nicht. Bei Massenpflanzung kommen ihre Blüten besonders gut zur Geltung, wenn sie wie jetzt den Winter ausläuten. Solche Massenbestände sind auch für Honigbienen attraktiv, und die Schneeheide-Kiefernwälder der Alpen sind eine wichtige Bienenweide. Damit die Blüten sich so früh öffnen können, werden sie im Herbst bereits vorgebildet.

Frühere Botaniker hielten im Herbst mit Knospen gesammelte Zweige der Schnee-Heide tatsächlich für eine andere Art als solche mit geöffneten Blüten, so auch Linné, der sie 1753 Erica carnea und Erica herbacea nannte. Erst 1771 erkannte er seinen Irrtum und entschied sich für E. carnea als gültigen Namen. Unglücklicherweise war seine dazu gehörige Beschreibung allerdings mit sachlichen Fehlern behaftet, die von E. herbacea hingegen völlig korrekt. Das Problem des gültigen wissenschaftlichen Namens, heute zugunsten von E. carnea entschieden, hat deswegen bis vor wenigen Jahren die Gemüter der Botaniker erregt.

Schnee-Heide (Erica carnea, „Fleischfarbene Erika“)
Foto: M. Burkart
Schnee-Heide (Erica carnea, „Fleischfarbene Erika“)